Bernhard Peter
Kamakura (Präf. Kanagawa), Kuzuharagaoka-Jinja


Der Kuzuharagaoka-Schrein liegt in den nordwestlichen Hügeln von Kamakura in der Nähe des Genjiyama-Parks (Adresse: 9-1 Kajiwara 5-chome, Kamakura, Kanagawa 247-0063). Am besten macht man einen kleinen Abstecher zu dem Schrein, wenn man den Daibutsu-Hiking-Trail abwandert. Wer nur hierhin anreisen möchte, steigt am besten am Bahnhof Kita-Kamakura aus und verläßt den Bahnhof durch den Westausgang. An der Hauptstraße davor wendet man sich nach rechts (Nordwesten). Am nächsten Zebrastreifen (110 m) biegt man links ab, im Eckgebäude sind eine Augenklinik und eine Apotheke, dahinter geht es ab. Dieser sich in die Hänge windenden Straße folgt man immer der Hauptrichtung nach in Richtung Süden 1 km. Irgendwann wird es erheblich kurviger, und genau dort, wo die Kurve nach Norden führt und rechts ein markant-häßliches, kastenartiges schwarzes Wohngebäude mit integriertem Carport steht, geht hinter einem Fleckchen Riesenbambus ein Weg links ab, über den man nach 360 m zum Schrein kommt. Der Schrein ist völlig untouristisch.

Der Zugang liegt scharf links hinter dem Grab von Hino Toshimoto (-3.6.1332). Das war ein Hofadliger aus der Familie Hino aus der Manatsu-Linie des Nördlichen Fujiwara-Clans, der prokaiserlich war und sich für die Interessen von Kaiser Go-Daigo (1288-1339) einsetzte und gegen die Militärregierung von Kamakura kämpfte. Er hatte den Rang eines Kurodo inne. Er versuchte, in ganz Japan die gegen die Militärregierung opponierenden Kräfte zu bündeln. 1324 wurde er deswegen zusammen mit seinen Verwandten Hino Suketomo gefangen genommen (Shouchou-Rebellion), entkam aber einer Bestrafung, im Gegensatz zu seinem Verwandten, der verbannt wurde. Doch die kaiserliche Partei gab nicht auf. Verbündete wurden die Mönche und Mönchskrieger des Tempels Enryakuji auf dem Berg Hiei nahe Kyoto, wo derzeit der Kaisersohn Morinaga (1308-1335) Oberpriester war. Doch der Plan sickerte durch nach Kamakura. 1331 wurde Hino Toshimoto erneut bei seinen Aktivitäten festgenommen (Genkou-Krieg) und als Gefangener nach Kamakura geschafft, und diesmal wurde er wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und exekutiert, genau hier. Das war nur wenig bevor das Kamakura-Shogunat endete (1333).

Jahrhundertelang war er eine Person, die sich gegen die Regierung aufgelehnt hatte. Erst mit der Meiji-Restauration sah man das auf einmal anders, denn jetzt waren die kaiserlichen die "Guten". Der südliche Hof in Yoshino aus der Zeit, wo es zwei Kaiserhöfe gab, wurde auf einmal hoffähig, also legitimiert, und Hino Toshimoto war auf einmal der Held, der loyal die Interessen des Kaisers gegen die Unterdrückung durch den Shogun verteidigt hatte, der zum Wegbereiter des Endes des Kamakura-Shogunats stilisiert wurde. Im Jahre 1887 wurde deshalb im Stadtteil Kajiwara der Kuzuharagaoka-jinja gegründet, und der hier eingeschreinte Shusai-jin war Hino Toshimoto, der nachträglich auch noch eine Rangerhöhung als Jusanmi bekam. Der Schrein steht im Nordwesten des Grabes. Am 8.4.1927 wurde die Stelle zur nationalen geschichtlichen Stätte erklärt, und die Toshimoto-kyo Iseki Hozon-Stiftung kümmert sich um den Erhalt der Anlage. Das Grab ist eine Steinplattform im Wald mit Steinpagode und Steinbrüstung, zwei Steinlaternen beiderseits der kleinen Treppe. Sein Abschiedsgeicht ist auf einer daneben aufgestellten Steinplatte eingemeißelt.

Im Schrein wird außerdem noch aus Kampherbaumholz gefertigte Daikokuten verehrt, einer der sieben Glücksgötter (Shichi-fuku-jin). Im Jahre 2010 wurden die beiden markanten Felsen (enmusubi-ishi) deifiziert. Sie werden als männlicher und weiblicher Felsen interpretiert und sind mit Münz-Schnüren behangen. Sie sind besonders beliebt bei Frauen, die sich Beziehung, Partnerschaft und Ehe wünschen. Wer eine solche Verbindung wünscht, bindet eine 5 Yen-Münze (die kleinste Münze mit Loch) mit einem roten Faden an eines der Seile, das die Felsen verbindet. Entsprechend gibt es hier auch Ema in Herzchenform. Hier hat der Hightech-Spieltrieb zu einer Installation geführt, die bei Annäherung an die Steine Musik abspielt. Der Ort ist im Frühling für seine blühenden Kirschbäume bekannt, und die Sakura-gai-Omamori greifen das romantische Rosa als Farbe auf. Zwischen dem Schreinbüro (Shamusho) und dem zum schlichten Honden führenden Weg gibt es noch einen kleinen Aizuchi-Inari-Schrein. In der Nähe der Picknick-Bänke wird noch der Masaru-ishi verehrt. Das ist ein Findling, auf dem man in einer Art einfachem Exorzismus Keramik (kann man hier erwerben) zerschmettert, um sich von Übel zu befreien, deshalb heißt er auch der Stein, an dem das Böse davonfliegt.



Literatur, Links und Quellen
Lokalisierung auf Google maps: https://www.google.de/maps/@35.3289739,139.5426365,21z?entry=ttu - https://www.google.de/maps/@35.3289739,139.5426365,51m/data=!3m1!1e3?entry=ttu
Mariko Miki, Sae Yamane: Kamakura & Enoshima: A Japan Guide to Nature, Culture, and Community, LOCAL FOCUS Vol. 1, Verlag: The Blue Co. Ltd, 2. Auflage 2019, 212 S., ISBN-10: 4991060516, ISBN-13: 978-4991060519 S. 102
Hino Toshimoto:
https://www.japanesewiki.com/person/Toshimoto%20HINO.html - https://ja.wikipedia.org/wiki/%E6%97%A5%E9%87%8E%E4%BF%8A%E5%9F%BA
Hino Toshimoto:
https://samurai-archives.com/wiki/Hino_Toshimoto
Grab von Hino Toshimoto:
https://kamakura-hiking.com/en/2022/11/16/%E3%80%80monument-to-sir-toshimoto-hino
Kuzuharaoka-Schrein:
https://en.japantravel.com/kanagawa/kuzuharaoka-shrine-kamakura/62601
Kuzuharaoka-Schrein:
https://kamakuraguide.com/en/kamakura-station-west/kuzuharaoka-jinja-kamakura/
Daibutsu Hiking Trail:
https://www.kanpai-japan.com/kamakura/daibutsu-hiking-trail
Kuzuharagaoka-Schrein auf Kamakura Today:
https://kamakuratoday.com/e/spot_kuzuharagaoka.html
Kuzuharagaoka-Schrein:
https://web.archive.org/web/20120203071132/http://www.asahi-net.or.jp/~qm9t-kndu/kuzuhara.htm


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