Bernhard
Peter
Otsu
(Präf. Shiga): Hiyoshi Taisha, Teil (1):
Beschreibung und Photos aus dem Vorbereich
Lage und
Erreichbarkeit, Touristisches
Der Hiyoshi Taisha ist eine mehrteilige Schreinanlage in Otsu an
der Ostflanke des 848 m hohen Hiei-zan, des Berges Hiei, der sich
im Nordosten der Stadt Kyoto zwischen dieser und dem Biwa-See
erhebt. Dort liegt die Anlage größtenteils am Fuße des 381 m
hohen Gipfels Hachioji, aber zum Teil auch am Gipfel selbst. Zum
Schrein gehört ein weitläufiges Waldgelände von ca. 400 000 m2
Fläche.
Der Schrein läßt sich von Kyoto Hauptbahnhof (Kyoto Eki) aus gut mit der Eisenbahn erreichen: Man nimmt die Tokaido-Sanyo Line bzw. Kosei Line nach Omi-Imazu (selber Zug, nur die Linienbezeichnung wechselt in Yamashina) am Westrand des Biwa-Sees entlang bis zur Haltestelle JR Hieizan-Sakamoto (ca. 15-20 min.). Von da kann man den Bus ab Hieizan-sakamoto-eki bis zur Haltestelle Hietaishamae nehmen (2 Haltestellen, 5 min.), alternativ sind es 1,3 km zu Fuß genau nach Westen leicht bergan. Für JR-Paß-Besitzer ist das der kostengünstigere Weg. Es gibt aber noch einen näheren Bahnhof, die Endhaltestelle Sakamoto-hieizan-guchi (OT21) der Keihan Ishiyama Sakamoto Line. Dazu fährt man mit der JR Kosei Line bis zum Bahnhof JR Otsukyo (10 min.) und wechselt zum Bahnhof Keihan Otsukyo, wo man den Zug in nördliche Richtung bis zur Endhaltestelle nimmt (11 min.); diese Bahn wird aber nicht vom JR-Paß gedeckt und muß extra bezahlt werden. Dafür spart man sich am anderen Ende den halben Fußweg und muß nur 650 m genau nach Westen gehen bis zum Eingang. Die Züge fahren ca. alle Viertelstunde. Der Eingang zum Schrein liegt zwischen dem Tempel Chikurin-in und der Hiei-zan Highschool. Ein großes, zinnoberrotes Torii weist den Weg, das Aka Torii (rotes Torii).
Der Schrein wird wenig von Touristen besucht, mehr von Einheimischen. Wer nach Sakamoto als Tourist kommt, will meistens auf den Berg Hiei, deshalb wird der Hiyoshi Taisha von den meisten Touristen übersehen. Völlig zu Unrecht, weil es eine wunderschöne und weitläufige Anlage in großartiger Natur ist mit Bauwerken, die teilweise als Nationalschatz eingestuft sind. Am schönsten ist es hier frühmorgens vor der offiziellen Öffnung. Das ganze Gelände ist dann frei zugänglich, und man kann mutterseelenallein die Bereiche durchstreifen. Ab der offiziellen Öffnung wird für die umzäunten Bereiche Eintritt erhoben. Wenn die Einheimischen kommen, vermittelt das Geschehen am Schrein eine authentische Atmosphäre lebendigen Alltagsglaubens. Im Herbst (November bis Anfang Dezember) locken 3000 Ahorn-Bäume erheblich mehr Besucher hierher, denn das Schreingelände gilt als einer der besten Plätze für Momiji-Betrachtung in der Präfektur Shiga. Dazu findet abendliche Illumination der Bäume entlang der Wege statt.
Zum Namen
des Schreins
Eine Vorbemerkung zum Namen:
Auch wenn es nicht augenfällig ist, handelt es sich bei dem
Hiyoshi Taisha um den Hie Taisha, den Schutzschrein des Berges
Hiei. Die vier Kanji des Namens bedeuten Hie + dai/tai = groß
und sha = Schrein, also großer Schrein des Berges Hiei. Cave -
der Berg Hiei wird aber anders geschrieben. Nur die moderne
Aussprache der beiden ersten Kanji lautet "Hiyoshi".
Hie-Taisha ist also der historische Name, Hiyoshi-Taisha der
moderne Name, bei gleicher Schreibweise. Ein anderer Name des
Schreines lautet Sannou-Schrein, das setzt sich zusammen aus dem
Kanji "san" = Berg und dem Kanji "ou", mit
dem Wörter wie König, Prinz, Krone, Prinzessin o.ä. beginnen,
also ist der Sannou-Schrein der "Schrein des
Bergkönigs", also der Schrein des Schutzgottes des
Tendai-Klosters Enryaku-ji auf dem Berg Hiei. Mehrere
Einzelgottheiten werden bei diesem Begriff kollektiv
zusammengefaßt.
Geschichte,
Kult und Bedeutung: die beiden Hauptgötter
Das genaue Gründungsdatum ist
unbekannt. Ein Kult an dieser Stelle läßt sich jedoch bereits
seit mindestens dem 7. Jh. belegen. Der hier verehrte Hauptgott
ist ursprünglich Oyamagui (Ou-yama-kui, Ou-yama-kui-no-kami).
Der Name bedeutet wörtlich "großer Berg-Pfahl", mit o
= groß, yama = Berg, kui = Pfahl. Der Schrein zu seiner Anbetung
wird bereits im Kojiki im 8. Jh. erwähnt. Die Verehrung dieses
Gottes konzentriert sich im Ost-Schrein. Da er der älteste hier
verehrte Gott ist, ist der östliche Teil eigentlich der
wichtigste Bereich der Anlage. Das ist der gleiche Gott, der in
Kyoto im Matsuo Taisha verehrt wird.
Nach dem Gott Oyamagui, wahrscheinlich unter Tenji Tenno (regierte 661-671), hielt hier noch ein weiterer Gott Einzug, Okuninushi (Oukuninushi). Andere Namen dieses Gottes sind Omononushi-no-Okami oder Okuninushi-no-mikoto oder auch Onamuchi, Onamuji oder Ou-namuchi-no-kami. Seine Verehrung konzentriert sich im West-Schrein. Okuninushi-no-Okami bedeutet wörtlich der "große Gott, welcher der große Landesherr ist". Er ist eine Art Hauptgottheit unter den irdischen Göttern und ein Gegenpol zu den himmlischen Göttern und deren Hauptgottheit Amaterasu. Während letztere zum Fokus des kaiserlichen Ahnenkultes wurde, unterwarf sich Okuninushi zwar dem Herrschaftsanspruch der himmlischen Götter, blieb aber ein irdischer Gegenspieler und Helfer der Menschen. Er ist der Gott der Kultivierung von Land und damit die Schutzgottheit allen menschlichen Lebens, der Landwirtschaft, der Ernte, des Handels und selbst der Industrie und im weitesten Sinne der Basis aller kulturellen und sozialen Strukturen und Errungenschaften. Eigentlich stammte Okuninushi aus Izumo an der Nordwestküste von Honshu, wo er einen bedeutenden, später entstandenen Schrein besitzt. In Yamato wurde für ihn eine eigene Verehrungsstätte errichtet, quasi ein Zweitwohnsitz, das ist der Miwa-Schrein in Sakurai. Unter Kaiser Tenji (regierte 661-671) wurde 668 die Schutzgottheit an den Biwa-See in eine dort neu gebaute Residenz mitgenommen. Mit dem Begriff Omikyo-sento versteht man die Verlegung der alten Hauptstadt nach Omi-kyo. Die neue Gottheit wurde in Omiya eingeschreint, dem späteren Westschrein. Eine weitergehende Vereinnahmung mußte die Gottheit unter Saicho hinnehmen: Als dieser 788 seinen ersten Tempel oben auf dem Berg gründete, übernahm er den Hiei-Schrein zur Beherbergung des Berggottes Oyamagui-no-kami als Schutzschrein des Klosterberges, und er lud auch den Kami des Omiwa-Schreines zum Bleiben ein. So kam es, daß der Gott Okuninushi auch im Hiyoshi Taisha eingeschreint wurde, nachdem er zuvor Heiligtümer in Miwa und in Izumo bekommen hatte. Und er wurde nach und nach die wichtigere Gottheit von beiden.
Zur Erinnerung: Das war alles, bevor Kyoto gegründet wurde, denn erst 794 wurde Heian-kyo die neue Hauptstadt des Landes, und auf einmal waren der nach 804 gegründete Enryaku-ji als Sitz der frisch gegründeten Tendai-Schule auf dem Berg Hiei und der Hiyoshi Taisha dem politischen Zentrum ganz nahe, nahmen teil am Aufstieg der neuen Hauptstadt und mußten Verantwortung für den Schutz der nordöstlichen Richtung übernehmen, das sogenannte Dämonentor (Kimon) nach der chinesischen Geomantik. Das war die Richtung, aus der unheilvolle Einflüsse kamen, und mit der Bergeinsamkeit der Asketen auf dem Berg Hiei war es vorbei. Der Enryaku-ji nahm einen rasanten Aufstieg, und mit ihm entwickelte sich auch der Schutzschrein des Klosterberges ebenso rasant: Ab 806 wurde der Schrein erheblich ausgebaut. Aus einem Schrein zuvor eher regionaler Bedeutung wurde schnell ein riesiger und weitläufiger Komplex von Einzelschreinen, der eine der mächtigsten buddhistischen Institutionen des Landes beschützte und mit dieser gemeinsam den Schutz für die neue Hauptstadt darstellte. Die Priester des Schreines hatten zwar keine buddhistischen Weihen empfangen, unterstanden aber der Aufsicht des Enryaku-ji und seiner Mönche.
Geschichte,
Kult und Bedeutung: mehr Götter und Bündelung als Sannou
Zu Oyamagui-no-kami und
Omononushi-no-Okami, denen die beiden Stamm-Schreine (Hongu)
gewidmet waren, gesellten sich unter Saicho und seinen
Nachfolgern, Ennin etc., noch fünf weitere Hauptgottheiten, die
in entsprechenden Hilfsschreinen (Sessha) verehrt werden. Im
einzelnen sind das:
Anmerkung zum Begriff Aramitama: Mitama ist die Seele eines Kami, der Geist eines Kami. Wörtlich heißt "Mi-tama" soviel wie "ehrenwerte Seele". Sie setzt sich aus mehreren Teilen bzw. verschiedenen Aspekten zusammen. Das Ichirei-shikon-Konzept geht davon aus, daß sich jeder Geist aus vier Teilen zusammensetzt, die entsprechend ara-mitama = wilde und wütende Seele, nigi-mitama = friedvolle und harmonische Seele, saki-mitama bzw. sachi-mitama = lebensfrohe, liebende Seele und kushi-mitama bzw. kushibi-mitama = geheimnisvolle, verborgene Seele genannt werden. An den betreffenden Schreinen wird also nur ein einzelner Aspekt verehrt. Wie man sieht, gibt es Schreine, an denen die gesamte Seele verehrt wird, und solche, an denen nur eine Teileigenschaft verehrt wird. Das ist seit der Meiji-Zeit bei neuen Schreinen nicht mehr üblich.
Von diesen insgesamt sieben Göttern werden drei im West-Teil, zwei im Ost-Teil und zwei oben am Berg verehrt. Zusammen werden die 2 + 5 = 7 Schreine auch Hiyoshi-shichi-sha genannt, die sieben Hiyoshi-Schreine. Und alle zusammen wurden von Saicho zu einer Art Übergott, Sannou ("Bergkönig"), zusammengefaßt. Diese Idee eines Übergottes war wie so viele andere Ideen des Klostergründers Saicho ein Mitbringsel von seiner China-Reise, denn auch im chinesischen Mutterkloster des Tiantai-Buddhismus gab es einen "Bergkönig" als lokale Schutzgottheit. Deshalb wird der Schrein auch Sannou Gongen genannt. Und die 2 + 5 = 7 Schreine werden auch Sannou-shichi-sha genannt, die sieben Sannou-Schreine. Die Idee machte Schule, denn auch in anderen Tendai-Klöstern entstanden Sannou-Schreine, so daß Sannou sich zu einem allgemeinen Schutzgott der Tendai-Schule entwickelte.
Geschichte,
Kult und Bedeutung: Synkretismus Buddhismus und Shintoismus
Der Kult um die Gottheit
Sannou führte zu einer gegenseitigen Durchdringung von
Tendai-Buddhismus und Shintoismus. Der Buddhismus war in der
Lage, etablierte Gottheiten zu integrieren, indem er sie zu
Beschützern des Dharma machte. Der Shintoismus hatte kein
Problem damit, buddhistische Götter aufzunehmen. Dem
Tendai-Buddhismus war die prinzipielle Dualität einerseits und
Einheit andererseits des transzendenten und des historischen
Buddha geläufig, basierend auf dem echten Menschen, der ein Gott
wurde. Ähnlich konnte er sich mit der Einheit von Buddha und
Kami anfreunden, dem Prinzip des Shinbutsu-shugo
(Shinbutsu-shuugou), denn ein Kami wird so zum Avatar (Gongen)
von Buddha. So wurde die synkretistische Sannou-Triade gebildet,
einerseits bestehend aus Shaka Nyorai (Gautama Buddha), Yakushi
Nyorai (heilender Buddha) und Amida Nyorai (Amida-Buddha, Buddha
des unermeßlichen Lichts), den wichtigsten buddhistischen
Göttern des Enryaku-ji. Diese drei wurden gleichgesetzt mit den
drei wichtigsten Göttern der 7er-Gruppe, Onamuchi, Oyamagui und
Hachiman. Diese drei Götter mit sowohl buddhistischer als auch
shintoistischer Bedeutung wurden San-sei genannt oder Sannou
Sansei (die drei Bergkönige). Dieser spezielle Synkretismus ist
das eigentliche Vermächtnis des Schreines vor seiner
Zerstörung. Später wurden noch mehr Götter hinzugenommen,
insgesamt schwoll die Zahl auf 21 an, also wurden den
ursprünglich 7 Gottheiten noch zweimal sieben hinzugesellt. Im
Laufe der Zeit wurden es legendäre oder mehr symbolische 108
Schreine innerhalb des Bezirks und 108 Schreine außerhalb
(Keidai 108 sha und Keigai 108 sha), als sich die Kosmologie des
Berges immer weiter entwickelte.
Geschichte,
Kult und Bedeutung: Zerstörung und Wiederaufbau
Die Nähe zum und die
Verflechtung mit dem Enryaku-ji wurde dem Hiyoshi Taisha zum
Verhängnis: Als Oda Nobunaga 1571 den gesamten Tempelberg
zerstören ließ, wurde auch der Hiyoshi Taisha niedergebrannt.
Gegen Ende des 16. Jh. erfolgte der Wiederaufbau unter Toyotomi
Hideyoshi (er hatte eine besondere Beziehung zum Schrein, weil
sein Kindheitsname "Hiyoshi-Maru" und sein Spitzname
"Saru" = Affe lauteten). Beim Wiederaufbau des
Schreines war der Priester Hafuribe Yukimaru (1512-1592) eine
wichtige Stütze, denn er war einer der wenigen Überlebenden
1571 und entstammte der originalen priesterlichen Lineage. Die
Geschichte des Schreines und seine Rituale hatte er schriftlich
niedergelegt. Die meisten Gebäude entstammen der
Azuchi-Momoyama-Zeit, weshalb alle größeren Honden, Haiden der
sieben Hauptgötter und die beiden turmartigen Tore als
Nationalschätze bzw. als wichtige Kulturgüter gelistet sind.
Man sieht hier also durchweg hochkarätige und kunsthistorisch
sehr wertvolle Bausubstanz. An seine früheren Glanzzeiten konnte
der Schrein jedoch nach dem Wiederaufbau nie wieder anknüpfen,
ebensowenig wie der Enryaku-ji.
Geschichte,
Kult und Bedeutung: Bedeutung und Zuordnung zu Schrein-Gruppen
Der Hiyoshi Taisha gehört zu
den Shikiuchi-sha oder Myojin-Taisha, denjenigen Schreinen, die
im Engishiki aufgeführt sind, einem der frühen japanischen
Gesetzeswerke. Der Hiyoshi Taisha gehört im in der Heian-Zeit
aufgestellten Klassifizierungssystem zu den sogenannten 22
Schreinen, den Ni-juu-ni-sha, welchen höchste Bedeutung zukam.
In diesem System gehörte er aber nur zur Gruppe der 8 niederen
Schreine, zusammen mit dem Umenomiya-Schrein, dem Yasaka-Schrein,
dem Kifune-Schrein und dem Yoshida-Schrein (alle in Kyoto).
Erstmalig wurde diese Liste von Kaiser Murakami im Jahr 965
aufgestellt, und der Hie-Schrein kam 1039 als letzte Erweiterung
hinzu; seitdem blieb die Liste geschlossen. Im modernen, 1871
geschaffenen und bis 1946 gültigen Klassifizierungssystem der
Schreine (Kindai Shakaku Seido) gehört der Hiyoshi Taisha zu den
kaiserlichen Schreinen (Kanpeisha), und dort zu der ersten
(obersten) Kategorie, die insgesamt 67 Schreine umfaßt. Heute
gehört der Hiyoshi Taisha zu den weit im Land vernetzten
Shinto-Schreinen, und mit ca. 3800 abhängigen Schreinen
(Hiyoshi-, Hie- und Sannou-Schreine) bildet er das siebtgrößte
Netzwerk im japanischen Shintoismus.
Geschichte,
Kult und Bedeutung: Zweimaliges Umsortieren der Götter
In der Meiji-Zeit wurde die
Belegung der Schreine verändert; die Götter wechselten
anläßlich der Entflechtung von Buddhismus und Shintoismus die
Plätze und die Schreine. Antrieb der Aktion war es, dem
ursprünglichsten Gott Oyamagui wieder eine herausgehobene
Stellung zu verschaffen. Die Götter des Ost-Schreines und des
Westschreines wurden dabei sogar vertauscht: Oyamagui wurde nun
Hauptgott des West-Schreines, weil der größer und
"besser" erschien, und Omononushi = Okuninushi wurde
im Ostschrein im Rang eines Hilfsschreines des Namens Omiwa-jinja
degradiert. Die Kosmologie des Berges wurde so komplett
umgekrempelt. Später machte man das teilweise wieder
rückgängig, als man 1926 wieder umsortierte und so etwa den
Urzustand wiederherstellte. Omononushi = Okuninushi kam wieder
in den West-Schrein, und Oyamagui kam an seinen angestammten
Platz im Osten zurück. Die heutige Belegung ist eine Mischung
aus vor-Meiji-zeitlicher und Meiji-zeitlicher Zuordnung. Deshalb
ist die Zuordnung der Götter im einzelnen unübersichtlich.
Tagorihime wird heute am Usa-gu verehrt, Kukurihime am
Shirayama-gu, Oyamagui auch am Ushio-gu und Kamo-Tamayorihime am
Sannomiya-gu.
Abb. links: erstes Goshuin des Schreines Hiyoshi Taisha in Otsu, linker Teil, linke Spalte: Datum: 2.9.2019, Mitte senkrecht: Hiyoshi Taisha, rechts: Sannou ... hongu. Man achte auf den Affen im oberen roten Stempel. Abb. rechts: zweites Goshuin des Hiyoshi Taisha, rechter Teil, linke Spalte: Datum: 2.9.2019, mittlere Spalte: Higashi hongu, rechte Spalte: Hiyoshi Taisha. Auch hier ein figürlicher oberer roter Stempel.
Affen-Schrein
Besagte Schutzgottheit Sanno
(Sannou) wird manchmal als Affe dargestellt, das erklärt die
Rolle des Affens im Schrein, bis hin zu einem Käfiggehege mit
lebenden Affen. So wie der Fuchs in den Inari-Schreinen, der
Hirsch im Kasuga-Schrein und der Ochse in den Tenjin-Schreinen
dient der Affe als Erkennungsmerkmal der Gottheit Sannou. All
diese Tiere dienen jeweils als Bote (O-tsukai) der Götter, als
Symbol oder Begleiter (Shinshi) oder selbst als Erscheinungsform
der Götter. Hier jedenfalls ist der Affe (Saru, auch Masaru) das
Tier, das ganz eng mit der Dachgottheit Sannou in Verbindung
steht, sowohl als Botentier als auch als Darstellung der Gottheit
selbst. Am Nishi-Hongu Romon findet man z. B. auch Affen als
Konsolfiguren unter dem Dachansatz, an jeder Ecke einer. Es gibt
ferner einen Affenstein, und auch bei den Devotionalien (Ema)
taucht der Affe als Motiv auf. Und die Affen sind als Dekoration
am Tragschein des Juge-Schreines angebracht.
Rundgang
und Beschreibung: Erstes, zweites, drittes Torii
Lange bevor man den Schrein
selbst erreicht, begegnet man den außerhalb des eigentlichen
Schreingeländes gelegenen Torii. Das erste Torii steht auf der
Hauptstraße in Höhe des Daigodo-Schreins, schräg gegenüber
der Bank Shigaginko Sakamoto Shiten, 340 m vom Bahnhof
Sakamoto-hieizan-guchi in östlicher Richtung entfernt. Das
zweite Torii (Ni-no-torii) steht auf der Hauptstraße in
Höhe des Tempels Yakuju-in, 170 m westlich des Bahnhofs
Sakamoto-hieizan-guchi. Wenn man von der Hauptstraße zum
Schreingelände abbiegt, passiert man südlich des Tempels
Chikurin-in das Rote Torii (Aka Torii). Folgt man dem Hauptweg
nach Westen, kommt man zum dritten Torii (San-no-torii). Das
erste und das zweite Torii stehen ca. 450 m auseinander, beide
sind grau gestrichene Beton-Konstruktionen. Vom zweiten Torii zum
Aka Torii sind es 380 m, und dann noch einmal 180 m zum dritten
Torii. Auch dieses ist zinnoberrot gestrichen und hat als
charakteristisches Detail einen kleinen dreieckigen Giebelaufsatz
auf dem Querbalken. Das San-no-Torii heißt auch Gassho-torii,
weil Gassho, eine buddhistische Geste des Respekts, hier
stilisiert dargestellt wird. Damit wird dieses Torii zum Symbol
der geschichtlich in diesem Schrein eng miteinander
vergesellschafteten Religionen Buddhismus und Shintoismus. Ein
ganz ähnliches Torii steht direkt am Ufer des Biwa-Sees und
spielt eine Rolle bei dem Schrein-Matsuri im April.
Rundgang
und Beschreibung: Gliederung der Anlage
Doch beim dritten Torii sind
wir schon weit ins Innere des Schreines vorgestoßen. Noch ein
paar Worte zur Gesamtanlage: Ganz grob besteht der Hiyoshi Taisha
aus zwei Bereichen, einem westlichen (West-Schrein) und einem
östlichen (Ost-Schrein) in Bezug auf das Aka Torii. Östlich des
Westschreines stehen auf sukzessive tiefer gelegenen Ebenen
weitere Nebenschreine oder Hilfsschreine. Dazu befinden sich
Gebäude im Zwickel dazwischen lose im Wald verteilt und entlang
des Weges. Eine weitere Gebäudegruppe liegt hoch am Berghang
über dem westlichen Teil. Insgesamt gibt es im Hiyoshi Taisha um
die 40 Schreine verschiedenster Größe. In dieser Reihenfolge
werden die Gebäude beschrieben: Vorfeld, West-Schrein, zwei
Nebenschrein-Ebenen, Ost-Schrein und die Sannomiya-Gruppe am
Berghang.
Rundgang
und Beschreibung: Entlang des Weges nach Westen
Gleich hinter dem Aka Torii
steht linkerhand ein sechseckiges Gebäude, das zum mit etwas
Abstand dahinter liegenden Schrein Hayao jinja gehört. Es
handelt sich um den Hayao-jizo. Das nächste größere Gebäude
rechts des nach Westen führenden Weges ist die Halle Hashirii-do
oder Ganzan-Daishi-do. Gegenüber steht links des Weges das
Rezeptionshäuschen des Schreingeländes (Uketsuke). Dahinter
überquert die Straße den Bach mit der Brücke Omiya-hashi
(Oumiyabashi, wichtiges Kulturgut). Parallel im Norden liegt die
Brücke Hashirii-bashi (wichtiges Kulturgut). Dann folgt
rechterhand das Gebäude des Hiyoshi-Kaikan, ehe das San-no-Torii
erreicht wird, das dritte Torii. Dahinter zweigt ein Weg nach
Norden ab und führt zu dem Sou-za und zum Koyasu bzw.
Ko-ritsu-sha, beides kleinere Schreine. Dann folgen rechts des
Weges die kleinen Schreine Jinmesha und Kami saru-sha, letzterer
mit einem Affenkäfig davor (Kami = Gottheit, saru = Affe, sha =
Schrein). Links des Weges kommt jetzt eine größere
Gebäudegruppe, das Schreinbüro (Shamu-sho) und das Gebäude
Sanshuu-sho. Dahinter liegt im Süden im Wald der kleine Schrein
Gyoja-sho (Gyoja-do). Danach erreicht man das große Rechteck des
West-Schreines.
Rundgang
und Beschreibung: Westliche Gruppe, umzäumter Bereich
Der Kern der westlichen Gruppe
(Nishi-Honguu, alter Name: Omiya) wird von einem umzäunten
Rechteck (Nishi-honguu shuuhen) gebildet, vor dessen südlicher
Schmalseite linkerhand ein Handwaschbecken (Chouzusha, Temizuya)
steht. Rechts am Eck stehen eine Saru kaki (Affen-Persimone) und
eine Gruppe von Glycinien (Fuji). Dominiert wird die Vorderseite
des Rechtecks vom Ro-mon (Roumon, turmartiges Tor, 1595,
wichtiges Kulturgut). An den vier Ecken des Daches des
Nishi-Hongu Romon erkennt man kleine Affenfiguren, die wie
Konsolen unter den Dachbalken angebracht sind. In gerader Linie
stehen dahinter Haiden (Anbetungshalle, 1595, wichtiges
Kulturgut) und Honden (Hauptschrein). Seitlich vor dem Honden
stehen links Nishi-take-dai und rechts Higashi-take-dai, zwei
Bambus-Pflanzungen in von Steinplatten gebildeten Hochbeeten.
Der Honden selbst stammt aus dem Jahr 1586 und ist damit ein Werk der Azuchi-Momoyama-Zeit. Er mißt 5 x 3 ken, ist im Stil Hiyoshi-zukuri erbaut und ist mit Schindeln aus Zypressenrinde (Hinoki) gedeckt. Dieser Stil ist typisch für die Hauptbauwerke des Hiyoshi Taisha: Das Gebäude hat innen einen zentralen Raum (Moya) von 3 x 2 ken, und vorne und seitlich hat es einen etwas niedrigeren Umgang (Hisashi) von 1 ken Breite, so daß insgesamt 5 x 3 ken erreicht werden. Um alles herum ist noch eine Veranda gezogen. Das Dach sieht von vorne aus wie ein Irimoya-Dach mit den Giebeln seitlich und einem rechteckig vorgezogenen Überstand über der hochführenden Eingangstreppe. Hinten aber, von der Rückseite her, offenbart sich die Besonderheit dieses Stils: Anstelle einer geraden Dachkante ist der mittlere Abschnitt hochgezogen, die Dachbalken im mittleren Bereich enden höher als auf der Vorderseite, das Dach endet mit geringerem Überstand, die beiden seitlichen Teile sind schräg im Bogen angesetzt, und dadurch stehen zwei Ecken wie zwei Zipfel hoch, während die Mitte wie ein mit beiden Händen angehobener und hochgezogener Rocksaum wirkt. Oder anders ausgedrückt: Von hinten sieht das Dach aus, als hätte man ein länger ausgezogenes Dach mit einem Messerschnitt gekürzt, weshalb die eigentlich in die Ecken ziehenden Rippen jetzt diese beiden hochgezogenen Zipfel in einiger Entfernung von den tatsächlichen Ecken bilden. Die Rückwand selbst ist ebenfalls an den beiden oberen Ecken abgeschrägt. Es gibt weder Chigi noch Katsuogi. Der Honden ist als Nationalschatz eingestuft. Auf der Veranda des Honden sitzen seitlich zwei Komainu. Ungewöhnlich ist, daß der Honden frei steht und man um ihn herumgehen kann, ohne nochmalige Abgrenzung durch einen Zaun (die seitliche Absperrung des Bereichs zwischen Haiden und Honden ist nicht konstitutiv, sondern situativ). Man kommt also im Gegensatz zu vielen anderen Shinto-Schreinen direkt an den Honden heran und kann das gut sichtbare Bauwerk aus allernächster Nähe genießen. Ungewöhnlich ist ferner die konstruktive Ähnlichkeit zu einer Tempelhalle, nur die beiden Komainu auf der Veranda scheinen zu sagen: Hoppla, doch Shinto-Bauwerk! Hier in diesem Honden wird der zweitälteste Gott des Hiyoshi Taisha verehrt, Okuninushi (Oukuninushi).
An der linken (westlichen) Seite des Rechtecks steht das Gebäude Juyo-sho (Schreinbüro und Devotionalienverkauf); davor steht ein Katsura-Baum (Cercidiphyllum japonicum). In der Nordwestecke steht ein Schuppen (Kura = Lagerhaus) für einen tragbaren Schrein (Mikoshi). In der Umzäunung ist auf der Ostseite ein weiterer Durchgang mit eigenem Dach eingefügt, und hier kann man den umzäunten Bereich nach Nordosten verlassen.
Rundgang
und Beschreibung: Westliche Gruppe: zweit-tiefere Ebene
Im Nordosten des umzäunten
Nishi-Honguu gibt es zwei Ebenen mit jeweils einem
Haupt-Nebenschrein und zugehörigem Haiden und vielen kleinen
Schreinen und Schreinchen außen herum. Wenn man aus dem
Nishi-Honguu heraustritt, erreicht man zunächst eine etwas
tiefer gelegene Ebene mit dem Usa-gu als Haupt-Nebenschrein mit
Haiden (Anbetungshalle, wichtiges Kulturgut) und Honden
(eigentlicher Schrein, wichtiges Kulturgut). Der Schrein hieß
früher Shoshinshi. Dieser Schrein ist ein Ableger des Usa-jingu
in der Stadt Usa (Präfektur Oita, Hachiman-Schrein). Der Usa-gu
diente ursprünglich der Verehrung von Hachiman, aber durch die
Meiji-zeitliche Umbesetzung der Götter wurde Chaos verursacht.
Im Usa-gu wird heute die Gottheit Tagorihime-no-kami verehrt, die
zu den sieben Sannou-Göttern gehört. Der Sessha Usa-gu Honden
besitzt ein Dach im Stil Hiyoshi-zukuri ähnlich dem der beiden
Hauptschreine des West- und des Ostbereiches. Im Westen steht der
Omiya kamadono-sha kurz vor dem Treppenabgang. Im Osten stehen
neben dem Honden eine "Garage" (Lagerhaus = Kura) für
einen tragbaren Schrein (Mikoshi) und der kleine Schrein Usa
Wakamiya. Auf der anderen Seite des östlichen Treppenabgangs
stehen der größere Usa kamaden-sha und der kleinere Kehi-sha.
Etwas weiter zurück in Richtung Hauptweg (Süden) steht ein in
Blockbauweise errichtetes Lagerhaus für wertvolle Dinge
(Azekura). Diese Blockbauweise aus an den Ecken kreuzweise
ineinanderverhakten Zypressen-Stämmen von dreieckigem
Querschnitt nennt man Azekura-zukuri; Kura ist ein Lagerhaus.
Rundgang
und Beschreibung: Westliche Gruppe: dritt-tiefere Ebene
Zwischen Usa Wakamiya und Usa
kamaden-sha führt eine Treppe zur dritten östlichsten Ebene
hinunter mit einem weiteren Sessha. Der dortige
Haupt-Nebenschrein ist der Hakusan-gu (Hakusan-Schrein) oder auch
Shirayama-gu bzw. Shirayamahime jinja, mit Haiden und Honden in
Süd-Nord-Richtung hintereinander in Linie. Beide Bauwerke sind
als wichtige Kulturgüter gelistet. Dieser Schrein ist ein
Ableger des Shirayamahime jinja in der Stadt Hakusan (Präfektur
Ishikawa). Im Hakusan-gu wird die Gottheit Kukurihime-no-mikoto
verehrt, die zu den sieben Sannou-Göttern gehört. Rechts neben
dem Hondo steht der Tsurugi-no-miya-sha, und rechts daneben
reihen sich drei immer kleiner werdende Mini-Schreine, der in der
Mitte ist der Yasaka-sha, der rechte ist der Kitano-sha. Beide
repräsentieren hier die namengebenden "echten"
Schreine. Im Osten neben dem Haiden steht ein Lagerhaus (Kura)
für einen tragbaren Schrein (Mikoshi), ein Mikoshi-kura oder
Mikoshi-ko mit einer doppelflügeligen Tür, die fast die gesamte
Schmalseite einnimmt, und einem Satteldach auf dem ansonsten
fensterlosen Bau. An der Ostseite dieser Ebene führt der Weg
über eine langgezogene Steintreppe (Ishidan) hinunter, trifft
dort auf einen anderen Weg und leitet den Besucher dann nach
links und im Bogen nach Nordosten zur Ostgruppe und passiert
dabei den Shinbou Jizou, den San-no-miya und etliche weitere
Kleinschreine.
Rundgang
und Beschreibung: Östliche Gruppe:
Auf dem beschriebenen Weg
nähert man sich dem Ostschrein (Higashi-hongu, alter Name:
Ni-no-miya, zweiter Schrein) parallel zu dessen südlicher
Schmalseite. Dabei passiert man rechterhand einen
Ausstellungsraum für tragbare Schreine (Mikoshi) und linkerhand
eine Treppe, dazu später mehr. Nur an der Südseite der
östlichen Gruppe gibt es kurzes Stück Zaun beiderseits des
Ro-mon (Roumon, turmartiges Tor, wichtiges Kulturgut), nicht ganz
herum wie beim West-Schrein. Dafür begrenzen Steinböschungen
die Ebene mit den Gebäuden. Die äußere Form des Betreiches und
die Anordnung der Gebäude sind auch nicht so regelmäßig und
symmetrisch wie beim West-Schrein. Rechts des Romon steht das
Ticket-Häuschen (Uketsuke). Nach Durchschreiten des Tores findet
man scharf rechts eine Mikoshi-"Garage" (Mikoshi-ko).
Als nächstes gelangt man in Richtung Norden zu zwei in
Ost-West-Richtung aufgestellten und zusammengehörenden Gebäuden
des Juge-gu, links der Honden (wichtiges Kulturgut), rechts der
Haiden. Im Juge-gu wird die Gottheit Kamo-tamayorihime-no-kami
verehrt, die zu den sieben Sannou-Gottheiten gehört. Ganz rechts
steht noch der kleine Uchi miko-sha.
Das nächste Paar aus Haiden und Honden ist der eigentliche Higashi-Hongu auf der nächsthöheren Ebene, und dieses Paar ist in Süd-Nord-Richtung aufgestellt. Rechts und links des Haiden (wichtiges Kulturgut) führen Steintreppen auf diese Ebene hinauf. Der Honden selbst stammt aus dem Jahr 1595 und ist damit ein Werk der Azuchi-Momoyama-Zeit. Er mißt 5 x 3 ken, ist im Stil Hiyoshi-zukuri erbaut und ist mit Schindeln aus Zypressenrinde (Hinoki) gedeckt. Er ist als Nationalschatz eingestuft. Es gibt eine Zentraleinheit (Moya) und auf drei Seiten einen Flügelgang (Hisashi), wobei es charakteristisch ist, daß ein Gang auf der Rückseite fehlt. Daher sieht der Honden von hinten in Bezug auf die Dachlandschaft wie abgeschnitten aus, und die Wand ist trapezförmig. In diesem Schrein wird der älteste Gott des ganzen Komplexes verehrt, Oyamagui (Oyamakui, Ou-yama-kui, Ou-yama-gui-no-kami).
Auf der linken Seite dieses zweiten Paares stehen von Süden nach Norden ein Kleinschrein, ein weiterer Mikoshi-ko, eine Quellfassung und der Shinmonoimi-Schrein. Auf der rechten (östlichen) Seite steht auf der Höhe des Haiden der Shinsensho, gefolgt vom kleinen Ninomiyagama-Schrein. Ganz im Norden der Gruppe steht ein dritter Schrein, der Omonoimi jinja, der trotz seiner Größe nur einen Honden und keinen eigenen Haiden hat. Rechts von diesem steht noch ein kleiner Inari-Schrein. Somit besitzt diese auf den ersten Blick verwirrende Gruppe drei große Einheiten mit 3 Honden, aber nur 2 Haiden, und eine Vielzahl von Kleinschreinen. Und das Besondere an der Anordnung ist, daß der Hauptschrein und der große Neben- oder Hilfsschrein innerhalb der gleichen Einfriedung liegen und daß die Hauptachse und der Sando (Zuweg) des Hilfsschreines Juge-gu die Hauptachse und den Sando des Hauptschreines Higashi-Hongu senkrecht schneiden.
Rundgang
und Beschreibung: Vorfeld vor dem Ost-Schrein:
Wenn man den Ostschrein durch
das Ro-mon südwärts verläßt, kommt man an weiteren kleinen
Schreinen und heiligen Stellen vorbei, von Norden nach Süden am
Sugasha, am Iwataki-sha, an mehreren heiligen Steinen
(Saru-no-tama-ishi = Affen-Stein und Funa-ishi), am Yahashirasha
und zuletzt am Ujigami jinja. Zuletzt kommt man wieder an den
Bach mit seinen Brücken, wobei in der Nähe des Ostzugangs die
Ninomiya-hashi (wichtiges Kulturgut) in direkter Verlängerung
des vom Romon nach Süden wegführenden Weges liegt, und ist nach
einem weiteren kurzen Weg nach Süden wieder am Ausgangspunkt,
dem Aka-torii.
Zwei
Schreine hoch am Gipfel des Berges Hachioji
Last, but not least: Am
Berghang über dem West-Schrein klebt wie ein Adlernest eine
weitere Gebäudegruppe, nahe dem Gipfel des Hachioji, einem
Seitengipfel des Berges Hiei. Der Aufstieg beginnt am Ostschrein
an einer kleinen Treppe. Auch wenn das von unten aussieht, als
wäre es in greifbarer Nähe - der Weg den Hang hinauf ist
insbesondere mit Tagesgepäck und bei sommerlicher Schwüle sehr
anstrengend und schweißtreibend. Man sollte ausreichend
Flüssigkeit einpacken, denn hier betritt man abrupt touristen-
und versorgungsfreie Zone. Dafür wird man belohnt mit herrlicher
Natur, einem Getöse von Zikaden und Vögeln und wunderbaren
Ausblicken auf die Stadt Otsu und den Biwa-See. Nicht enttäuscht
sein: Die Schreine selbst sind oben verschlossen, man kann sie
genauso wenig wie die Gebäude unten innen besichtigen. Aber man
kann sie von außen bestaunen, insbesondere die
Terrassen-Konstruktionen auf Stelzen (Stil Kake-zukuri). Aber das
ist nichts gegen den phantastischen Blick von oben und das
Gefühl, ab dem ersten Schritt Terrain zu betreten, das sonst
niemand hinaufschnauft, denn der Touristenstrom wird ab der
Stelle, wo es steil hoch geht, auf Null reduziert. Das letzte
Wegstück ist eine steinerne Treppe, die zu zwei vorne auf
Stelzenplattformen stehenden Gebäuden hinauf und anschließend
zwischen beiden hindurch führt. Das linke (westliche) Gebäude
ist der Sannomiya jinja (1599). Das rechte (östliche) Gebäude
ist der Ushio jinja (Ushio-gu, 1595). Das sind zwei der
Sannou-Schreine, an denen der Sammel-Gott Sannou verehrt wird.
Genauer wird im Ushio-gu Oyamagui-no-kami-aramitama verehrt,
einer der sieben Sannou-Götter. Und am Sannomiya-gu wird
Kamo-tamayorihime-no-kami-aramitama verehrt, die ebenfalls zu den
sieben Sannou-Göttern gehört. Die Eingänge liegen sich direkt
gegenüber. Jeweils Honden und Haiden beider Schreine sind als
wichtige Kulturgüter klassifiziert. Also bietet der Aufstieg
zwei weitere Götter, vier weitere wichtige Kulturgüter und
phantastische Ausblicke auf den Biwa-See. Dahinter befindet sich
ein massiver Felsen namens Kogane-no-oiwa, oder noch höher
gegriffen: goldener großer Felsen, Kin-oiwa. Wenn jenseits des
Biwa-Sees morgens die Sonne aufgeht, taucht sie den Felsen in
goldenes Licht, daher der Name. Hier befand sich angeblich die
allererste Kultstätte für die Gottheit Oyamagui, aus der sich
der Hiyoshi Taisha entwickelte. Der Felsen, der als Sitz des
Gottes wahrgenommen wurde, fungierte als Iwakura, Wohnsitz des
Gottes. Beiderseits des Felsens entstanden die beiden
Okumiya-Schreine (Berg-Schreine nahe dem Göttersitz) zur
Verehrung, also Ushio-gu und Sannomiya jinja. Von da stieg der
Kult an den Fuß des Berges hinunter, wo Satomiya-Schreine
entstanden, also Tal-Schreine in dörflicher oder städtischer
Umgebung. Der Satomiya-Schrein des Ushio-gu wurde der
Higashi-honguu, und der Satomiya-Schrein des Sannomiya jinja
wurde der Kinoshita-Schrein.
Der
Subschrein Tosho-gu
Der Hiyoshi Taisha besitzt im
Süden der Anlage noch einen abseits gelegenen, isolierten
Subschrein (Massha), den Tosho-gu (Toushou-guu). Man gelangt
dorthin, indem man beim Aka-Torii, also zurück beim Ausgang,
scharf nach rechts abbiegt, der Straße in einem 90°-Bogen nach
Süden folgt, an der Heizan High School vorbei geht, linkerhand
ein Schwimmbad und einen Parkplatz passiert und schließlich nach
insgesamt 330 m dort, wo die erste Querstraße nach links (Osten)
abgeht, scharf nach rechts (Westen) abbiegt und hinter den drei
gelben Metallbögen die Treppen hinaufgeht. Insgesamt ist das ab
dem Aka Torii ein Fußweg von 450 m. Falls man buddhistische
Tempel sieht, ist man zu weit gelaufen, zurück bis zum Kanju-in,
dann links, vor dem Sportplatz die Treppen hoch. der Subschrein
ist völlig untouristisch, eines der sprichwörtlichen
"verborgenen Kleinode". Dieses Schmuckstück findet man
nur, wenn man es weiß. Cave: Es kostet zwar nur 200 Yen
Eintritt, hat aber nur samstags, sonntags und an Feiertagen von
10:00-16:00 Uhr auf. An anderen Tagen ist vor dem Karamon
Schluß.
Der Tosho-gu ist im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen Strukturen Edo-zeitlich und war bis zu den Meiji-Reformen eine dem Enryaku-ji unterstellte Glaubensstätte. Hier wird die Vermengung von Buddhismus und Shintoismus besonders deutlich: Der buddhistische Priester Tenkai (1536-1643), ein Vertreter des Sannou Ichijitsu Shinto (ein stark synkretistischer Glaube), hat diesen Tempel nach dem Tod des ersten Shoguns der Edo-Zeit, Tokugawa Ieyasu (1543-1616), erbaut, um ihn dort als Manifestation Buddhas zu verehren, in der Gestalt eines Shinto-Gottes. Genauso wie in dem ungleich berühmteren, bekannteren und opulenteren Nikko wird hier Tokugawa Ieyasu als Gottheit verehrt, aber diese Anlage (1623-1634) ist ein wenig älter als die in Nikko. Nur viermal wurde die Anlage seitdem restauriert. Der Architekturstil dieser Verehrungsstätte, insbesondere der Stil Gongen-zukuri, hat aber die Bauweise des Tosho-gu in Nikko beeinflußt. Es gibt in ganz Japan übrigens über 500 Toshogu-Schreine in Japan, aber nur in dreien sind Überreste und Seele des Shoguns präsent, neben Nikko und Otsu noch im Kunozan Tosho-gu in der Präfektur Shizuoka. In der Meiji-Zeit, als Shintoismus und Buddhismus voneinander getrennt wurden, entschied man, daß es sich hier um eine shintoistische Glaubensstätte handelt und machte den Tosho-gu zu einem Subschrein des Hiyoshi Taisha.
Der Tosho-gu besteht aus einer rechteckigen Umfriedung von ca. 24 m Breite und 35 m Tiefe, die aus einem filigranen Zaun besteht, Sukibei genannt. Von Osten her betritt man das Gelände durch das Karamon, ein Tor mit geschweiftem Dach, wobei die geschwungenen Giebel seitlich sind. Die Kerneinheit besteht aus zwei komplex miteinander verbundenen Bauten mit einem verbindenden Dach dazwischen. Vorne, also im Osten, liegt der Hiyoshi Tosho-gu Haiden, die Anbetungshalle. Drei Türen führen am Ende der breiten Vordertreppe hinein. Unter dem Dachansatz sind elaborierte Schnitzereien zu sehen, farbig gefaßt, aber verblichen, denn die letzte Restaurierung liegt schon ein Menschenalter zurück. Besonders markant sind die Tiger über dem Eingang (Tokugawa Ieyasu wurde im Jahr des Tigers geboren). Der eine Tiger hat das Maul offen, der andere geschlossen, wie bei Komainu oder Nio. Hinten, also im Westen, befindet sich der Hiyoshi Tosho-gu Honden, die Haupthalle. Dazwischen liegt das Hiyoshi Tosho-gu ishi-no-ma, wörtlich ein "Steinzimmer", also ein mit Steinen belegter Bereich unter dem Zwischendach. Diese Zwischenraumlösung wurde später in Nikko kopiert. Wie die anderen Toshu-gu-Schreine auch ist dieser mit der Vorderseite nach Osten ausgerichtet. Alle genannten Bauwerke und Strukturen sind als wichtige Kulturgüter gelistet. Die Tosho-gu-Brücke war früher einmal sogar als Nationalschatz gelistet. Doch diesen Status verlor sie, nachdem sie am 29.6.1935 von einer Flut stark beschädigt wurde. Rechts (nördlich) vom Zuweg liegt das neuzeitliche Schreinbüro (Hiyoshi Taisha Tosho-gu Shamusho).
Kunstschätze:
Nationalschätze und wichtige Kulturgüter
Der jeweilige Honden sowohl
der westlichen (Nishi honguu) als auch der östlichen
Verehrungsstätte (Higashi honguu) sind als Nationalschätze
klassifiziert. Beide stammen aus der Azuchi-Momoyama-Zeit, als
der Schrein unter Toyotomi Hideyoshi wiederaufgebaut wurde,
ersterer aus dem Jahr 1586, letzterer aus dem Jahr 1595.
Zu den wichtigen Kulturgütern zählen im Vorfeld:
Zu den wichtigen Kulturgütern zählen im Westschrein:
Zu den wichtigen Kulturgütern zählen im Ostschrein:
Zu den wichtigen Kulturgütern zählen oben auf dem Berg Hachioji:
Zu den wichtigen Kulturgütern zählen im Bereich des Subschreins Tosho-gu (alle aus der Edo-Zeit):
Das Gelände des Hiyoshi Taisha ist zudem insgesamt als Historische Stätte gelistet.
Schrein-Feste
Das wichtigste Fest des
Schreines ist das Sannou-Matsuri am 12. bis 15. April. Eigentlich
beginnen die Aktivitäten schon Anfang März, doch die genannten
Tage stellen den Höhepunkt und Abschluß dar. Es ist eines der
größten drei Feste am Biwa-See; die beiden anderen sind das
Nagahama-Hikiyama-Festival und das Otsu-Festival. Alternative
Namen für das Sannou-Matsuri sind Hie-Matsuri oder
Hiyoshi-Matsuri. Seine Wurzeln hat das Fest mit seinem
dreitägigen Höhepunkt im Jahr 1072 und pausierte nur 1571-1590.
Seit 1591 findet es wieder jährlich statt. Am 12. werden zwei
Schreine vom Berg Hachioji zum Higashimotomiya-Schrein gebracht,
was eine rituelle Vereinigung derselben darstellt. Am 13. findet
das Yomiya-Otoshi-Ritual statt, wobei die Geburt eines Prinzen
das Thema ist. Mönche des Enryaku-ji singen eine Sutra für die
Kamis. Der 14. wird mit einem farbenprächtigen Umzug mit
tragbaren Schreinen (Mikoshi) begangen; die "Garagen"
dafür sind auf dem Schreingelände zu sehen. Insgesamt sieben
Tragschreine werden zum Ufer des Biwa-Sees getragen und auf Boote
gesetzt. Mit anderen Booten werden Opfergaben gebracht. Das nennt
man das Awazu-no-Goku-Ritual. Eine der ältesten Darstellungen
dieses Festes sind auf bemalten Fusuma-e der Kano-Schule aus der
Zeit um 1600 im Tempel Dannouhourin-ji in Kyoto zu sehen,
insgesamt 2 x 4 Tafeln. Auch im Konchi-in in Kyoto werden nur
wenig später entstandene Malereien zum selben Thema aufbewahrt.
Photos: Vorfeld, vom Aka-torii bis zum Shamusho
Aka-torii
Hayao-jinja, Hayao jizo, Rokkaku Jizodo
Hayao-jinja, Hayao jizo, Rokkaku Jizodo
Hashirii Ganzan-Daishi-Do
Grabdenkmal, Hokyo-in-to, Reste eines buddh. Tempels
San-no-torii, Gashho-torii
links Shamu-sho, rechts Sanshuu-sho
rechts Soza, Souza, links Koyasu-ko-ritsu-sha, Koyasu-ko-tachi-sha
Soza, Souza
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@35.0721283,135.8634596,18.25z - https://www.google.de/maps/@35.0722577,135.863764,364m/data=!3m1!1e3
Hiyoshi Taisha auf Kyotofukoh: https://kyotofukoh.jp/report478.html
Webseite des Schreins: http://hiyoshitaisha.jp/
Besucherfaltblatt des Schreins
Joseph Cali, John Dougill: Shinto Shrines - a Guide to the Sacred
Sites of Japan's Ancient Religion, 328 S., University of Hawaii
Press 2012, ISBN-10: 0824837134, ISBN-13: 978-0824837136, S.
231-234
Der Schrein auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Hiyoshi-Taisha - https://en.wikipedia.org/wiki/Hiyoshi_Taisha
Liste der Nationalschätze Japans: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_National_Treasures_of_Japan_(shrines)
Bernhard Scheid: Okuninushi: https://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Essays/Okuninushi - insbesondere: https://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Essays/Okuninushi#g-Hietaisha - https://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Geschichte/Honji_suijaku#g-Hietaisha
Okuninushi auf Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/%C5%8Ckuninushi - https://en.wikipedia.org/wiki/%C5%8Cmononushi
Schrein auf Japan Hoppers: https://www.japanhoppers.com/de/kansai/otsu/kanko/1332/
Sannou Matsuri auf JAANUS: http://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/h/hiesannoumatsuri.htm
Kurzinfo zum Schrein als pdf: www.hieizansakamoto.jp/foreign/shinto_en.pdf
Sannou Matsuri: https://otsu.or.jp/en/thingstodo/spot161
Hiyoshi Taisha auf Travel around Japan: http://www.travel-around-japan.com/k65-04-hiyoshi-taisha.html
Hiyoshi Taisha: https://shinsengumi-archives.github.io/japanese-wiki-corpus/shrines/Hiyoshi%20Taisha%20Shrine.html
Hiyoshi Taisha auf den Seiten von Keihan: https://www.keihan.co.jp/travel/en/sightseeing/area/shiga
Hiyoshi Toshogu: https://miyadaiku.net/en/hiyoshi-toshogu-palace/
Hiyoshi Toshogu: https://otsu.or.jp/en/thingstodo/spot163
Hiyoshi Toshogu: http://hiyoshitaisha.jp/toushougu/
Hiyoshi Toshogu: https://www.experiencejapantravel.com/blog/2017-06-25-154827
Hiyoshi Taisha, Otsu, Teil (2): Nishi Hongu - Hiyoshi Taisha, Otsu, Teil (3): Westteil, Usa-gu und Shirayama-gu - Hiyoshi Taisha, Otsu, Teil (4): Ostteil, Juge-gu und Higashi-hongu - Hiyoshi Taisha, Otsu, Teil (5): Ostteil, Higashi-hongu und Juge-gu - Hiyoshi Taisha, Otsu, Teil (6): Ushio-jinja und Sannomiya-jinja
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