Bernhard
Peter
Nara:
Kasuga Taisha, Teil (1): Beschreibung und Pläne
Lage und
Erreichbarkeit, Touristisches
Der Kasuga Taisha ist ein
großer und berühmter Shinto-Schrein und eine der wichtigsten
und meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt Nara; immerhin
ist er Bestandteil der Weltkulturerbestätten der Stadt Nara, und
die vier zentralen Schreine sind als Nationalschätze eingestuft.
Der Kasuga Taisha liegt im äußersten Osten der Stadt, wo die
dicht bebaute Ebene an die Berge stößt. Egal wie man anreist,
kommt man in der Regel von Westen und passiert den gesamten Nara
Park, bis man im Osten zum Kasuga Taisha kommt. Hinter diesem
erhebt sich der Berg Mikasa, dessen Hänge von einem fast
unberührten Primärwald überzogen werden. Hinter dem Kasuga
Taisha liegen nach Osten ca. 4 km ursprünglicher und unwegsamer
Bergwald, ehe man die nächsten Spuren der Zivilisation erreicht.
Im Westen beginnt der Kasuga Taisha genaugenommen bereits am Ende
der Sanjo dori an der Südostecke des Areals des Kofuku-ji, denn
dort steht das Ichi-no-torii, das erste Torii des Schreins. Der
Kasuga Taisha liegt 2,7 km exakt im Osten des Bahnhofs JR Nara.
Es gibt eine direkte Busverbindung sowohl von JR Nara als auch
von Kintetsu Nara aus (Linien 70 und 97), Zielhaltestelle Kasuga
Taisha Honden; von der in der Nähe des Museums gelegenen
Haltestelle sind es nur 3 Minuten zu Fuß zum Hauptheiligtum. Man
kann auch den City Loop Bus nehmen bis zur Haltestelle
Kasugataisha Omotesando, von dort sind es am botanischen Garten
vorbei 10 Minuten zu Fuß zum Hauptheiligtum. Der Loop Bus
verkehrt häufiger als der Direktbus, deshalb kann es sich trotz
längerem Fußweg trotzdem zeitlich lohnen, ihn zu nehmen.
Außerdem: Verfahren unmöglich :-). Die wenigsten Besucher
werden sich in Nara ausschließlich den Kasuga Taisha ansehen,
deshalb ist der direkte Bus selten realistisch, höchstens für
den Rückweg. Vielmehr wird man die Sehenswürdigkeiten sinnvoll
kombinieren, vom Kofuku-ji zum Nationalmuseum, dann zum Todai-ji,
von dort zum Kasuga Taisha, von dort nach Süden zum Shin
Yakushi-ji, von da nach Naramachi und zum Gango-ji. Oder man
fügt zwischen Kofuku-ji und Todai-ji noch die Gärten Yoshiki-en
und Isui-en ein und fährt vom Kasuga-Taisha zurück zum Bahnhof.
Das eigentliche Areal des Schreines mißt ca. 100 x 150 m, also das Areal mit dichter Bebauung mit Gebäuden. Tatsächlich ist das interessante Gelände viel größer, weil entlang der Waldwege viele kleinere Gebäude, Einzelschreine und vor allem Steinlaternen stehen. Es lohnt sich, insbesondere in Richtung Süden den Waldwegen bis zur städtischen Bebauung zu folgen, weil es dort unendlich viele malerische Stellen zu entdecken gibt. Das läßt sich idealerweise dann mit dem Besuch des Shin Yakushi-ji verbinden, der dann nicht mehr weit ist. Der Kasuga Taisha ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten und entsprechend touristisch überlaufen. Bereits der ausgedehnte Busparkplatz im Westen läßt Schlimmes ahnen, und in der Tat fehlt der Schrein auf kaum einer Japan-Rundreise. Der äußere Bereich ist frei zugänglich und voller Besucher. Die von unzähligen bemoosten Steinlaternen gesäumten Wege sind wahnsinnig toll und stimmungsvoll, aber eben nur in eine Blickrichtung, die vom Weg in den Wald hinein. Und dennoch kauern sich hier und da die Hirsche zwischen den Laternen am Wegesrand. Im inneren, entgeltpflichtigen Bereich des Hauptheiligtums (Öffnungszeiten April bis September 6-18 Uhr, Oktober bis März 6:30 bis 17 Uhr) werden die Besucherströme streng im Einbahnstraßensystem durchgeschleust, denn es ist sehr voll und eng zugleich. Man kann das Besuchermanagement im Hauptheiligtum mit Recht als Massenabfertigung bezeichnen. Sehenswert ist es selbstverständlich, nur eben ohne Atmosphäre. Viel schöner ist es, die Wege vom Südtor aus in Richtung Süden zu nehmen, mit jedem Meter weg vom Trubel fühlt man sich freier und entspannter, und es gibt da durchaus noch viele schöne kleine Schreine und Steinlaternen am Wegesrand unter bemoosten alten Bäumen. Es ist wie überall - einen Schritt zur Seite abseits der Hauptwege ist es wieder ursprünglich, denn die meisten, insbesondere die gruppenorganisierten Touristen werden nur die Hauptwege entlanggeleitet. Und dort im Wald zwischen den alten Bäumen mit den Vögeln und Zikaden als Geräuschkulisse spürt man wieder diese Einheit aus Glaube und Natur, die die japanischen Schreine so friedlich und stimmungsvoll macht.
Der Schrein Meoto Daikokusha hat 9 bis 16:30 Uhr geöffnet, das Museum des Kasuga Taisha 10 bis 17 Uhr, letzter Einlaß eine halbe Stunde vor Schließung. Der botanische Garten Manyo hat März bis November 9 bis 17 Uhr geöffnet, Dezember bis Februar 9 bis 16:30 Uhr, auch hier letzter Einlaß eine halbe Stunde vor Schluß. Das nahe Café (Kasuga Ninai Jyaya)) für Tee und Kuchen ist 10-16 Uhr geöffnet. Sowohl der innere Bereich als auch das Museum (kaum Besucher, gute Exponate, aber cave: wechselnde Exponate, Sonderausstellungen im Frühjahr und Herbst) als auch der botanische Garten kosten jeweils 500 Yen Eintritt. Der angrenzende Wald und der Berg Mikasa sind abseits der Wege tabu und dürfen nicht betreten werden, auch nicht für Photos. Der ganze Berg im Osten des Schreines ist heiliges Gelände. Für die Photographie gilt, daß keine Hilfsmittel wie Stative, Selfiesticks oder Blitzlicht erlaubt sind, außerdem sind die Angestellten des Schreines als Motiv tabu.
Geschichte
und Bedeutung
Die erste hier verehrte
Gottheit war Takemikazuchi-no-mikoto (Kashima-no-kami). Sie wurde
zu Anfang der Nara-Zeit vom Kashima Jingu in der Präfektur
Ibaraki hierhin auf den Berg Mikasa verbracht, um die damalige
Hauptstadt Heijo-kyo zu beschützen. Einst hatte die Urgottheit
Izanagi den Kami des Feuers, Kagutsuchi, mit dem Schwert
erschlagen, und das Blut, das auf die umliegenden Felsen getropft
war, gebar Takemikazuchi, so die Geschichte nach dem Kojiki.
Andere Quellen sehen in ihm einen Nachkommen des gleichfalls aus
dem Blut des Kagutsuchi entstandenen Mika-haya-hi-no-kami.
Takemikazuchi, der wichtigste und älteste Gott des Kasuga
Taisha, gilt als Kami des Donners und des Krieges. Erst wurde er
oben auf dem Berg Mikasa verehrt, wo er auf dem Gipfel
Ukigumo-no-mine seinen Sitz hatte.
Die Geburtsstunde des Kasuga Taisha war das Jahr 768, als Fujiwara-no-Nagate, damals Minister zur Linken, zusammen mit Kaiserin Shotoku (regierte unter dem Namen Koken/Kouken 749-758 und unter dem Namen Shotoku/Shoutoku 765-770) am 8. November den ersten Schrein an der heutigen Stelle errichten ließ. Eine Legende erzählt, daß Takemikazuchi auf einem weißen Hirsch nach Nara geritten kam und irgendwie untergebracht werden mußte. Die Kaiserin Shotoku war die Tochter von Kaiserin Komyo, und ihr Großvater mütterlicherseits war der mächtige Fujiwara no Fuhito, welcher 710 den Kofuku-ji in Nara errichtete. Die Großmutter väterlicherseits war Fujiwara no Miyako, sie war also doppelt mit der Familie Fujiwara verwandt. Das alles erklärt die enge Verbindung zwischen der damals politisch extrem mächtigen Familie Fujiwara und dem Schrein, der zu ihrem Schutzschrein avancierte. Der Schrein war zudem eng mit dem Kofuku-ji verbunden, der ja auch eine Fujiwara-Gründung war, und die Mönche des Tempels bezogen den Schrein in den Kult und Ritus ein, bis in der Meiji-Zeit die strikte Trennung von Shintoismus und Buddhismus erfolgte und die Zeit des shinto-buddhistischen Synkretismus (Shinbutsu-Shuugou) beendete. In der Heian-Zeit, der Blütezeit des Schreins und des Höhepunktes der Macht der Fujiwara, war der Kultkomplex aus Kofuku-ji und Kasuga Taisha zwar eine Einheit, aber funktionell geteilt: Im Tempel kümmerte man sich um das Seelenheil der lebenden und die Begräbnisse der aktuell verstorbenen Fujiwara-Mitglieder, im Schrein verehrte man die Ahnen und die Schutzgötter der Familie. Damit hatte der Schrein die Funktion eines Ujigami der Familie Fujiwara, der Kofuku-ji die Funktion eines Ujidera, eines Ahnentempels.
Aber zurück zu den Anfängen: Weitere Gottheiten aus dem kultischen Bestand wurden hier eingeschreint, jeweils in einem eigenen Honden: Futsunushi-no-mikoto (Futsunushi-no-Kami, Iwainushi-no-Kami, Katori Daimyou-jin) vom Katori Jingu in der Präfektur Chiba mit der Funktion einer Kriegsgottheit, die Fujiwara-Ahnengottheit Ame-no-koyane-no-mikoto sowie Himegami vom Hiraoka Jinja in der Präfektur Osaka, wobei diese Gottheit mit der dritten ein Paar bildet. Diese beiden älteren Gottheiten, die sich die Familie Fujiwara mit der Familie Nakatomi als Ahnengötter teilte, wurden durch die Kombination mit den neuen Göttern Takemikazuchi und Futsunushi zu etwas Eigenem, und durch die Hinzunahme wurde die Kombination aus Ahnengottheiten und Schwertgottheiten Fujiwara-einzigartig. Vielleicht war das auch ein bißchen ostentativ politisch, um durch die Hinzunahme der Schwertgottheiten zu den älteren Ahnengottheiten aktiv den politischen Anspruch auf Anführerschaft darzustellen. Diese vier Hauptgottheiten, gemeinsam Shisho myojin genannt, werden oft zusammen mit der viel später hinzugekommenen Gottheit Ameno-oshikumone-no-mikoto, dem Kind der dritten und der vierten Gottheit, zu einer synkretistischen Summengottheit unter dem Namen Kasuga Daimyojin verschmolzen.
Interessant ist die Entstehung eines weiteren wichtigen Schreines im Jahr 1135, an dem besagte Gottheit Ameno-oshikumone-no-mikoto verehrt wird. Mit dem etwas abseits im Süden gelegenen Wakamiya jinja kam ein ganz neuer Akzent ins Spiel, eine neue Gottheit, ein fünfter Hauptschrein. Der Hintergrund war, daß die Macht der Fujiwara am Sinken war. Diese Familie wurde durch die rivalisierenden Kriegerdynastien der Minamoto und der Taira abgelöst. Entsprechend weniger exklusiv war der Kasuga Taisha für die Fujiwara da, und entsprechend weniger staatstragend war der Kult ihrer beiden Ahnengötter. Nach wie vor waren die Fujiwara die wichtigste Familie bei Hofe, und die alte Aristokratie blieb nach wie vor eng dem Kofuku-ji und dem Kasuga Taisha verbunden. Doch es zeichnete sich eben ein langsamer Niedergang ab, und es wehte ein frischer Wind in die bestehenden Strukturen hinein. Der politische Wandel jener Zeit machte es möglich und sogar nötig, daß neue Götter hinzukamen, und dafür ist die Gründung des Wakamiya-Schreines ein sichtbares Zeichen.
Abb.: Goshuin des Kasuga-Taisha in Nara, linke Spalte: Datum: 29.8.2019.
Der Schrein wird als Taisha bezeichnet, wörtlich "großer Schrein". Diese Bezeichnung tragen besonders große oder wichtige Schreine, wie der Fushimi Inari Taisha in Kyoto oder der Izumo-Taisha. Aufgrund seiner Bedeutung gehörte dieser Schrein zu denen, die in regelmäßigen Abständen baulich erneuert wurden (Senguu oder Shikinen-zoutai, Shikinen = ein bestimmtes regelmäßiges Zeitintervall, Zotai = Erneuerung der Gebäude), hier alle 20 Jahre. In dieser Zeit der Bauarbeiten werden die Gottheiten von ihrem Dauersitz, dem Gohonden, zu ihrem Interimssitz, dem Karihonden, gebracht. Diese Praxis wurde durchgehend bis 1863 beibehalten. Ein solcher Wiederaufbau beginnt mit der Eröffnungszeremonie Kozukuri Hajimeshiki und endet mit der Feier der Rückkehr, Honden Senzasai genannt. Andere Schreine, bei denen die Hauptgebäude ebenfalls in festgelegten Abständen abgerissen und neugebaut wurden, sind der Ise jingu in Ise (Präfektur Mie), der Katori jingu in Katori (Präfektur Chiba), der Kashima-jingu in Kashimi (Präfektur Ibaraki), der Usa-Hachimangu in Usa (Präfektur Oita) und der Sumiyoshi Taisha in Osaka. Aber 1863 war Schluß damit, und seitdem wird der Bestand immer wieder restauriert, aber nicht mehr ersetzt.
In der Heian-Zeit wurde das Klassifizierungssystem der 22 Schreine (Nijuuni-sha) aufgestellt. Die Gruppe von 22 Schreinen umfaßte die wichtigsten Schreine in oder in der Nähe der damaligen Hauptstadt Kyoto. Es gab drei Kategorien, obere, mittlere und niedere Schreine. In der ersten Gruppe gab es 7, in der zweiten 7 und in der dritten 8 Schreine. Das System wurde 1081 aufgestellt. Der Kasuga Taisha gehörte zur obersten Gruppe, zusammen mit dem Ise-jingu in Ise, Präfektur Mie, dem Kamigamo jinja (Kamigamo und Shimogamo) in Kyoto, dem Iwashimizu Hachimangu in Yawata, Präfektur Kyoto, dem Matsunoo-Taisha in Kyoto, dem Hirano-Schrein in Kyoto und dem Fushimi Inari-Taisha in Kyoto. Der Kasuga Taisha zählte zu den drei bedeutendsten Schreinen des japanischen Mittelalters und bildete als Institution des höfischen Adels eine funktionelle Dreiheit mit dem Hachiman-Schrein als Institution des Kriegeradels und mit dem Ise-Schrein als eng mit dem Tenno verbundene Institution. So hatte jeder dieser drei staatstragenden gesellschaftlichen Pole seinen eigenen Fokus.
Weiterhin gehört der Kasuga Taisha zur Gruppe der Chokusaisha (vollständig: Chokushi sankou no jinja), das sind Schreine, zu deren Rechten es gehört, daß bei wichtigen Tempelfesten ein Abgesandter oder Vertreter des Kaisers zugegen ist. Dieser Repräsentant, der dem Schrein auch Opfergaben zuwendet, wird Chokushi genannt. In dieser Gruppe sind nicht nur Schreine vom Rang eines Taisha, sondern auch solche im Rang eines Jingu oder Jinja. Auch diese Gruppe ist quasi handverlesen und aktuell nur ganz leicht zweistellig. Hier ist der Kasuga Taisha beispielsweise in der Gesellschaft des Heian-jingu in Kyoto, des Atsuta jingu in Nagoya, des Izumo Taisha in Shimane, des Hikawa-jinja in Omiya-ku, Saitama, des Yasukuni Jinja in Tokyo und des Omi Jingu in Otsu.
Im modernen, seit den Meiji-Reformen 1871 gültigen Einteilungssystem gehört der Kasuga Taisha in die oberste Kategorie der Kan-sha (offizielle Regierungs-Schreine), darin zu den Kanpei-sha, den eng mit dem Kaiserhaus verbundenen Schreinen, und darin zu denen des ersten Ranges, den Kanpei-taisha. Diese Gruppe umfaßt 67 Schreine, darunter finden sich auch die ehemaligen Nijuuni-sha wieder. Das System war bis 1946 gültig. Heute ist der Schrein immer noch eine wichtige religiöse Institution mit ca. 3000 über das Land verteilten abhängigen kleinen Schreinen. Es ist ein lebendiger Schrein, in dem jeden Morgen und jeden Abend eine Andacht stattfindet und in dem über das Jahr verteilt über 2000 rituelle Anlässe für Gläubige begangen werden.
Der Kasuga Taisha gehört seit 1998 zusammen mit dem ursprünglichen Primärwald des Kasugayama und des Mikasayama zum UNESCO-Weltkulturerbe als Teil des Komplexes "Historische Monumente des alten Nara". Der Primärwald des 498 m hohen Kasugayama umfaßt ca. 250 Hektar und enthält 175 verschiedene Baumarten, 60 verschiedene Vogelarten und 1180 verschiedene Insektenarten. Weil der Berg als heilig gilt, sieht der landschaftliche Hintergrund hinter dem Schrein heute genauso aus wie einst zur Nara-Zeit. Seit dem Jahr 841 ist jegliches Abholzen und Jagen verboten, und seitdem konnte sich der Wald mit seiner Flora und Fauna ungestört entwickeln.
Struktur
der Anlage, Rundgang und Beschreibung (1): Vorbereich
Es gibt drei prinzipielle
Wege, sich dem Kasuga Taisha zu nähern. Wer mit dem Bus oder
Auto kommt, erblickt nach dem Parkplatz als erstes das Museum (Kokuho-den,
Kokuhou-den, Homotsu-den). Die Bushaltestelle ist direkt davor.
Das Museum ist in Besitz von Nationalschätzen und wichtigen
Kulturgütern, aber die Exponate wechseln oft und werden auch mal
an andere Museen ausgeliehen. Sonderausstellungen im Frühjahr
und Herbst eröffnen die größte Chance, wirklich gute Stücke
sehen zu können. In diesen modernen Gebäuden befinden sich auch
ein Laden und ein Café. Südlich des Museums befindet sich ein
Block mit sanitären Anlagen. Vom Museum aus gelangt man
südostwärts auf den Hauptweg zum Schrein. Wer zu Fuß aus
Richtung Kofuku-ji kommt, vielleicht sogar schon das erste Torii
(Ichi-no-torii) gesehen hat, geht am Botanischen Garten und
Rokuen-Park vorbei und befindet sich bereits auf dem von
zahlreichen Steinlaternen gesäumten Hauptweg zum Schrein. Das
erste Gebäude am Weg ist das Kurumayadori am südlichen
Wegesrand, ein langgestrecktes Gebäude mit Satteldach. Hier
stapeln sich die in Stroh gepackten Sake-Fässer, Spenden an den
Schrein. Kurz darauf passiert man auf dem Weg nach Osten hinter
einer kurzen Treppe das zweite Torii (Ni-no-torii). Das
Ni-no-torii steht 1,1 km östlich des Ichi-no-torii. Hinter dem
zweiten Torii steigt die Anzahl der aufgestellten Steinlaternen
sprunghaft an. An der nächsten Wegekreuzung kommt man linkerhand
(nördlich des Hauptweges) zum Schrein Haraedo Jinja. An
diesem Massha wird ein Reinigungs-Kami verehrt des Namens
Se-ori-tsu-hime-no-kami. An dem kleinen Platz davor steht ein
Becken für die rituelle Reinigung mit einer Skulptur eines
kauernden Hirschen (Fuku shika chozuya, Fuku = Glück,
shika = Hirsch, chozuya = Reinigungsstelle). An der nächsten
Wegegabelung sieht man links einen Weg ansteigen, dazu später.
Wenn man dem Hauptweg geradeaus ostwärts folgt, erblickt man
kurz darauf linkerhand eine große Halle, genannt Chakuto-den
(Chakutou-den). In diesem Bereich sind die begleitenden
Steinlaternen bereits sehr dicht und zahlreich, und zwischen den
bemoosten Steinkörpern kommen immer wieder die wenig scheuen
Hirsche des Nara Parks hervor und hoffen auf leichtes Futter.
Gegenüber der Halle kommt man im Süden zum Restaurant Shirafuji
Taki Chaya. In der Nähe befindet sich ein See mit dem Shirafuji-Wasserfall
(shiro = weiß, fuji = Glyzinien). Im immer dichter und feuchter
werdenden Wald geht der Weg nun über Treppen nach oben, und man
kommt auf jedem der sich bietenden Wege zum Haupttor des
Hauptkomplexes. Dieses ist der malerischste Weg, und diesen Weg
gehen die meisten Touristen, entsprechend ist es hier brechend
voll.
Wer jedoch von Norden kommt und vorher den Todai-ji besichtigt hat, sieht wesentlich mehr von den Gebäuden des Vorfeldes. Nach Verlassen des Siedlungsbereiches passiert man nach dem Café Mizuya Chaya (ein entzückendes kleines Café in einem einstöckigen Haus mit Irimoya-Dach aus Schilf unter alten Bäumen, hier bekommt man Kaffee, Tee und warme Nudelsuppen) als erstes den Schrein Mizuya jinja. Nach einem längeren Waldstück sieht man linkerhand (ostwärts) den kleinen Schrein Ryuo-sha (Ryuuou-sha). Rechts des Weges folgt ein großes Gebäude mit einem Souvenirladen (Shinsenkyo). Danach folgen aufeinander zwei Schreine, zwischen denen das Torii plaziert ist. Vor den Schreinen befinden sich am Wegrand zwei Gestelle zum Aufhängen der Ema. Der nördliche Schrein heißt Hitokotonushi jinja, der südliche am Eck Sogu jinja. Auf der anderen, östlichen Seite des Weges liegt eine Gebetshalle (Kasugataisha Gokitosho). Wenn man den Weg überquert, stößt man geradewegs auf einen größeren Gebäudekomplex, bestehend aus dem Gästehaus (Kihin-kan) als Westflügel und der Gebetshalle zur Verehrung der Ahnengeister im Nordosten (Sosensai-gokitosho). Dazwischen liegt ein reizvoller Innenhofgarten. Folgt man besagtem Querweg nach rechts (nach Westen), gelangt man zu einem kleinen Schrein im Wald, dem Funado jinja. Das ist ein Massha, an dem der Straßen-Kami Tsuki-tatsu-funado-no-kami angebetet wird. Hier gibt es noch einen unspektakulären Reinigungsplatz für Fahrzeuge, und dann gelangt man an der Kansha-Kyousei-Halle vorbei zum Parkplatz. Jenseits der Zufahrtsstraße zum Parkplatz gibt es mehrere kleine Schreine im Wald, den Ukigumo jinja, den Seimei jinja (ein weiterer Massha, an dem Kami verehrt werden, deren Name und Funktion nicht mehr zu ermitteln sind), den Atago jinja (für den Feuer-Kami Ho-musubi-no-kami) und den Ten jinja (für Ame-no-toko-tachi).
Zurück zur Ecke mit dem Sogu jinja: Wendet man sich hier ostwärts, steigt der Weg mit mehreren Stufen weiter an. Linkerhand passiert man das vierbeinige Tor (Shikyaku-mon) zum dahinter liegenden Shindate und danach die Halle Keisho-den (Keishou-den). Das aus der ersten Hälfte des 17. Jh. stammende Shikyaku-mon ist seit 2015 als Kulturgut der Stadt Nara geschützt. Die 1699 errichtete Halle Keisho-den trägt diesen Namen, weil sie von Keisho-in gestiftet wurde, der Mutter von Tokugawa Tsunayoshi, dem 5. Shogun der Edo-Zeit. Sie ist ebenfalls seit 2015 als Kulturgut der Stadt Nara geschützt. Auf der Südseite dieses Wegstücks liegt westlich das Denkmal für Abe no Nakamaro, östlich die Halle Sakadono. Im Osten führt der Weg eine Treppe hinauf zum ersten Tor des Hauptkomplexes. Hier ist kein Besuchereinlaß, deshalb folgt man der Galerie außen nach Süden bis zum zweiten Tor, talseitig begleitet von einer Reihe Steinlaternen. Vor dem zweiten Tor führt wieder ein Weg nach Westen. Dort gelangt man zunächst zu der kleinen Halle Hetsui-dono, dann weiter zum Keiun-den und zur Schreinverwaltung (Kasuga Taisha Shamu-sho). Danach kommt man wieder zum Gästehaus, nur von der Südseite. Treppenwege führen nach Südwesten, dort gelangt man zum oben erwähnten Reinigungsbecken mit dem Hirsch und dem Hauptweg. Sinnvollerweise geht man wieder zurück zum zweiten Galerietor des Hauptkomplexes und folgt der Galerie weiter nach Süden, bis man zum dritten Tor kommt. Die Tore selbst werden unten beim Hauptkomplex erläutert. Auch beim dritten Tor führt ein weg nach Westen, durch ein Torii hindurch passiert man eine Längsmauer, und von da führt der Weg hinab zum West-Ost-Hauptweg. Wieder zurück zum dritten Tor, biegt man um die Ecke und folgt der Südgalerie zum Eingang.
Struktur
der Anlage, Rundgang und Beschreibung (2): Hauptkomplex, die Tore
Nun kommen wir zum
Hauptkomplex, zum eigentlichen Schrein, der rechteckig angelegt
ist und ringsum von einem Korridor (Kairo) von
1613 eingefaßt ist. Dabei ist "ringsum" nicht ganz
korrekt, denn der Korridor ist auf der West- und der Südseite
jeweils über die ganze Länge vorhanden, auf der Nordseite und
auf der Ostseite fehlt er jeweils in der Nordostecke und ist dort
durch eine überdachte Mauer ersetzt. Dieses ist zugleich der
innerste Bereich des Schreines, das etwa ein Viertel der
Hoffläche einnimmt. Da das Gelände zugleich nach Nordosten hin
ansteigt, handelt es sich um den höchstgelegenen Teil des
Hauptkomplexes. Dieser innere Bereich ist durch einen weiteren
Korridor vom restlichen Hof abgesetzt, der seine gesamte
Südseite und die halbe Westseite einnimmt. Das heißt, daß der
größere, L-förmige Teil des Hofes an allen Seiten von einem
Galeriegang eingefaßt wird mit Ausnahme eines Stückes im
Norden. Die Südgalerie ist 42 m lang, die Ost-Galerie 37 m, die
West-Galerie 57 m und die Nord-Galerie nur 27 m. Aufgrund der
Topographie des Geländes steigt die Ost-Galerie von Süden nach
Norden stark an; die Galerien im Westen und im Süden sind eben.
Die Nordgalerie hat einen nur leichten Anstieg. Alle Galerien
sind als wichtiges Kulturgut klassifiziert. In den Galerien
hängen, oft sogar in zwei Reihen hintereinander, unzählige
Bronzelaternen, insgesamt über 1000 Stück. Alle sind Votivgaben
der Gläubigen. Die Lampen (Toro, Tourou) aus Bronze oder Messing
haben zwar alle die gleiche Grundform, unterscheiden sich aber in
den filigranen Details, so daß das Design sehr individuell ist.
Das liegt an der unterschiedlichen Herkunft durch die
verschiedenen Stifter.
In dieser rechteckigen Außenbegrenzung des Hauptkomplexes gibt es sechs Tore ganz unterschiedlicher Konstruktion. In der Westseite der dortigen Galerie gibt es insgesamt drei sehr ähnliche Tore, die jeweils durch kurze Treppen zu erreichen sind und sich durch ein leicht erhöhtes eigenes Dach von den angrenzenden Galerien abheben. Das nördlichste der drei ist das Naishi-mon (wichtiges Kulturgut). Es trägt seinen Namen nach den Naishi, den Hofdamen, die im Schrein Dienste leisteten. Durch dieses Tor blickt man von außen genau auf das gänzlich zinnoberrote Schatzhaus. Das mittlere Tor der Westseite wird Seijo-mon genannt (wichtiges Kulturgut). Es ist das hauptsächlich von den Shinto-Priestern benutzte Tor. Früher hieß es einmal Sojo-mon, Tor der buddhistischen Priester, weil es auch von den Priestern des Kofuku-ji mitbenutzt wurde. Man blickt hindurch auf eine Lücke zwischen zwei Gebäuden, links die Halle Naishiden, rechts die Halle Naoraiden. Das dritte, südlichste Tor der Westseite ist das Keiga-mon (wichtiges Kulturgut). Hier befand sich traditionell der offizielle Eingang in den Schrein. Auch heute noch wird dieses Tor beim Kasuga-Festival von Vertretern der Familie Fujiwara benutzt, wenn sie den Zeremonien beiwohnen. Im Gegensatz zu den beiden anderen Toren der Westseite besitzt dieses Tor eine kassettierte Decke. Der Blick hindurch fällt auf ein großes Fujidana, ein Glyzinien-Klettergerüst, das den ganzen Raum zwischen dem Naoraiden und der südlichen Galerie einnimmt. Diese Glyzinie (Wisteria) wird Sunazuri-no-Fuji genannt, die Glyzinie, deren Blütenrispen so weit herunterhängen, daß sie den Sand des Bodens berühren. Das ist natürlich bildhaft zu verstehen, aber wenn diese Glyzinie im frühen Mai blüht, hängen ihre Blütenrispen mehr als einen Meter lang herab. Diese außerordentlich spektakuläre Glyzinienvariante ist von einem Mitglied der Familie Konoe gepflanzt worden und wird bereits im "Kasuga Gongen Genki" erwähnt, einer bilderrolle, die dem Schrein 1309 geschenkt wurde. Das bedeutet, daß diese Glyzinie über 700 Jahre alt ist. Apropos Glyzinien - im Manyo Botanischen Garten westlich des Schreines gibt es einen eigenen Wisteriengarten mit über 200 Pflanzen in 20 verschiedenen Varietäten. Zurück zum Keiga-mon: Wenn man von einer tieferen Position, z. B. von der hochführenden Treppe aus, über dieses Gerüst schaut, blickt man genau auf den Berg Mikasa, den heiligen Berg hinter dem Schrein.
Die Südgalerie enthält das größte und schönste Tor, das Nan-mon (Südtor), exzentrisch im rechten Teil positioniert. Es handelt sich um ein 12 m hohes, zweistöckiges Tor mit umlaufender Galerie am Geschoßübergang und mit einem bekrönenden Irimoya-Dach. Dieses Tor (wichtiges Kulturgut) ist heute der Hauptzugang für Besucher. Beim (nicht öffentlichen) Kasuga-Festival wird dieses Tor von dem kaiserlichen Abgesandten benutzt, sofern er nicht zur Fujiwara-Familie gehört, dann dient es als Chokushi-mon. Gehört er jedoch zur Fujiwara-Familie, darf er das Keiga-mon benutzen. Rechts (östlich) des Nan-mon befindet sich ein schlichter Durchgang durch die Wand der Galerie. Im linken (westlichen) Teil der Südgalerie ist noch eine bauliche Besonderheit, denn hier ist ein kleiner Schrein integriert, der Enomoto jinja. In diesem Sessha wird Saruda-hiko als Erd-Kami verehrt. Drei ken (Pfostenabstände) Breite reicht das Absperrgitter mit einem Torii im mittleren Kompartiment. Die Ostgalerie hat in der Mitte einen schlichten Durchgang durch die Wand, das Tor Yogo-mon. Durch dieses Tor führt der Weg zum Mikasayama Ukigumonomine Yohaijo (siehe letzter Abschnitt).
Struktur
der Anlage, Rundgang und Beschreibung (3): Hauptkomplex, die
Gebäude
Wenn wir nun durch das Nan-mon
den Hauptkomplex betreten, befinden wir uns in dem tiefsten Teil;
nach Norden und Osten hin steigt das Gelände an. Ganz links
(westlich) befindet sich die Halle Naorai-den (wichtiges
Kulturgut). Sie wurde 1650 erbaut und mißt 8 Pfostenabstände in
Nord-Süd-Richtung und 4 Pfostenabstände in West-Ost-Richtung;
die Hauptfassade ist nach Osten gerichtet. Sie ist eines der
wenigen nicht zinnoberrot gestrichenen Gebäude; ihre
Holzelemente sind naturbelassenes, braunes Holz. Charakteristisch
ist die Gerippe-Bauweise mit allseits großflächigen
Shoji-Wänden. Die beiden östlichen "Querschiffe" der
Halle sind die beiden wichtigsten, denn hier findet beim
Kasuga-Festival die "Naorai" genannte Zeremonie für
die Repräsentanten des Kaiserhauses statt. Ein anderer Name für
diese Halle lautet Hokke Hakko, Hokke ist die Lotus-Sutra,
und in Hakke steckt das Wort hachi = 8, und Hokke Hakko ist die
zeremonielle Lesung in acht Teilen der acht Rollen umfassenden
Lotus-Sutra, und diese Lesung wurde in der Heian-Zeit und später
in dieser Halle vor größerem Publikum abgehalten. An dieser
Halle ist die Reihe der außen auf ganzer Länge von den
Dachsparren tief abgehängten bronzenen Laternen besonders
malerisch. Die südliche Schmalseite der Halle grenzt direkt an
das Fujidana (siehe oben) an.
Senkrecht dazu und parallel zur Südgalerie steht ein weiteres nicht-zinnoberrotes, sondern braunes Holzgebäude in Form einer allseits offenen Halle, fünf Pfostenabstände in West-Ost-Richtung und zwei Pfostenabstände in der Breite. Auch wenn es wie ein Gebäude aussieht, ist es doch funktional getrennt. Die drei westlichen Abschnitte bilden den Buden, der Platz für Musikanten und Tänzer, die hier an regnerischen Tagen einen wettersicheren und doch gut einsehbaren Platz hatten. Als Buden bezeichnet man einen Platz, an dem traditionelle Musik und Tanz dargeboten werden. Die beiden östlichen Abschnitte dienen als Heiden, also als Ort, an dem Opfergaben des Kaiserhauses zwischenzeitlich abgestellt werden. Die beiden funktional unterschiedlichen Abschnitte unterscheiden sich durch ihre Decke: Nur der 1650 erbaute Heiden besitzt eine Kassettendecke. Man darf nicht der Versuchung erliegen, nach dem Modell anderer Schreine das hinter dem Südtor querstehende Gebäude pauschal als Haiden, also als Andachtshalle zu bezeichnen, das ist es hier nicht. Das Doppelgebäude ist als wichtiges Kulturgut klassifiziert.
Noch weiter östlich steht direkt rechterhand der Nan-mon auf dessen Innenseite die Kasse für die Besichtigung des inneren Bereiches. Hier gibt es Eintrittskarten und Goshuin und Devotionalien. Danach passiert man nordwärts. Rechterhand befindet sich ein baumbestandener Bereich, und dort stehen insgesamt vier kleine Schreine, von Süden nach Norden sind das der Iguri jinja (dort wird der esoterische Taka-mi-musubi als Kami verehrt), der Anaguri jinja, der Karasakaki jinja und der Aosakaki jinja. Links des Weges liegt nördlich des Heiden der Ringo-no-niwa, der Apfelbaumgarten. Vielleicht übertrieben, weil es hier genau einen Apfelbaum an der Südostecke dieses Bereichs gibt. Das ist aber ein ganz besonderer Baum, denn er soll vor über 800 Jahren ein Geschenk des Kaisers Takakura gewesen sein. Dieser ansonsten mit Kies belegte Bereich dient als Platz für zeremonielle Tänze und Musik bei Schreinfesten.
In der Nordwestecke dieses Bereiches steht eine riesige, uralte Zeder (Shato-no-Oh-sugi, oh = groß, sugi = Zeder). Sie ist 25 m hoch und hat einen Stammumfang von 8,7 m. Ein solches Naturdenkmal, in dem der Sitz von Gottheiten angenommen wird, ist selbstverständlich mit einem Shimenawa als heilig markiert und wird nie beschnitten. Dieser Baum ist ca. 800-1000 Jahre alt. Der Beweis ist, daß in der Bilderrolle "Kasuga Gongen Genki" aus dem Jahr 1309 dieser Baum bereits als junger Baum dargestellt wird. Der Baum hat sich verzweigt, und aus den Wurzeln sprießt ein zweiter Baum hervor, Shinpak oder Ibuki genannt. Damit er sich ungestört entfalten kann, wurde sogar ein Loch in das Dach des Naoraiden geschnitten, so daß der Stamm durch das Gebäude hindurchwächst und zum Dach wieder herauskommt. Das ist ein schönes Beispiel für die im Shintoismus gepflegte Ehrfurcht vor der Natur, der sich im Zweifelsfall der Mensch mit seinen Gebäuden anpaßt. Man weicht lieber mit dem Gebäude aus als einen "unpassenden" Ast abzuschneiden, denn der Baum ist ja Göttersitz. Und aus dem nicht abgeschnittenen Seitentrieb ist mittlerweile ein riesiger Baumteil geworden. Im Norden dieser Riesen-Zeder steht ein unscheinbarer kleiner Schrein, der Iwamoto jinja. An diesem kleinen Schrein werden die drei Gottheiten des Sumiyoshi-Schreines verehrt, Uwazutsu-no-mikoto, Nakazutsu-no-mikoto und Sokozutsu-no-mikoto. Deshalb wird dieser kleine Schrein, dessen Fest jährlich am 16. Dezember begangen wird, auch Sumiyoshi-sha genannt. Das ist sogar der ältere Name, denn der alternative Name Iwamoto-sha tauchte erst 1868 auf, im ersten Jahr der Meiji-Zeit. Sinn der Umbenennung war die Unterscheidung vom Sumiyoshi-sha in Nizaka-cho, Takabatake (auch Präfektur Nara).
Damit haben wir jetzt den Vorbereich abschließend beschrieben und können uns jetzt endlich dem Gebäude zuwenden, das seit dem Durchschreiten des Nan-mon ins Auge fällt und den ganzen inneren Bereich dominiert, das große Chu-mon (mittleres Tor) aus dem Jahr 161, das in der Mitte der sich hier quer ziehenden offenen Veranda (Oro) steht. Beide sind als wichtiges Kulturgut gelistet. Die Veranda ist insgesamt mit Tor 34 m breit, auf beiden Seiten des Tores ist sie ca. 14 m breit. Das 10 m hohe, durch seine erhöhte Position noch beeindruckender wirkende Tor ist zweistöckig mit umlaufender Galerie am Geschoßübergang und einem bekrönenden Irimoya-Dach. Vorgebaut ist über dem Durchgang noch ein Karahafu, ein geschwungener Giebel. Dieser Karahafu ist jedoch eine spätere Zutat aus der Meiji-Zeit und paßt nicht wirklich gut zum Torr dahinter. Das Tor steht nicht ganz in einer Flucht mit dem Südtor davor, aber symmetrisch in der Mitte des vierteiligen Hauptheiligtums dahinter. Die Shinto-Priester benutzen diese Galerie als Aufenthaltsort, wenn sie Zeremonien am Hauptheiligtum durchführen. Früher, als Shintoismus und Buddhismus noch nicht strikt voneinander getrennt waren, benutzten auch die buddhistischen Priester des Kofuku-ji diese Galerie, um dort ihre Sutras zu rezitieren. Hinter dieser Galerie verläuft die zinnoberrot gestrichene Palisadenwand, die das vierteilige Hauptheiligtum umzäunt, nur im Süden direkt hinter dem Chumon durch ein Torii unterbrochen.
Bei der Besichtigung wenden wir uns nun nach links, weil der Tourist den inneren Bereich sowieso nicht betreten darf, also auch nicht durch das Chumon hindurch treten darf. Im Nordwestbereich des mit Galerien umgebenen Gevierts, also in der Vertikalen des "L"-förmigen zugänglichen Bereichs, befinden sich weitere interessante Gebäude, von den das größte eine Halle mit zinnoberroten Hölzern und weiß verputzten Füllungen ist, mit einem asymmetrischen Satteldach, dessen First weit nach Osten verschoben ist. Das ist die Halle Naishi-den (wichtiges Kulturgut). Sie trägt ihren Namen nach den Naishi, den Hofdamen, die im Schrein Dienste leisteten. Ein alternativer Name ist Utsushi-dono, Halle des Utsushi. Wenn ein Shikinen Zotai stattfindet, also das Abreißen und Neubauen alle 20 Jahre, ziehen die Götter des Hauptschreines und des Wakamiya-Schreines hierhin um, und dieser Umzug wird Utsushi genannt. Die Front des Gebäudes liegt im Osten. Im Hauptschiff wurden die Gottheiten des Hauptschreines zwischengelagert, im westlich angebauten Hisashi diejenigen des Wakamiya-Schreines. Direkt nördlich angrenzend steht das komplett aus zinnoberrot gestrichenem Holz bestehende Schatzhaus (Hoko, auch Kura, wichtiges Kulturgut). Typisch ist der stark erhöhte Boden: Insgesamt neun starke Pfosten stehen auf den Basissteinen und tragen das fensterlose Hüttchen zur Aufbewahrung der wertvollsten Besitztümer des Schreines (Schätze = Hoko, Houko): Schwerter, Pfeile und Bögen, Speerspitzen, Spiegel - also zeremoniell wichtige Gegenstände, die beim Kasuga-Festival zur Ausschmückung des Hauptheiligtums verwendet werden und den Rest des Jahres hinter einer versiegelten Tür weggesperrt werden. Den blockhausartigen Baustil nennt man Azekura-zukuri. Die Front ist nach Osten gerichtet.
Zwischen der Westgalerie einerseits und der Halle Naishi-den und dem Schatzhaus andererseits fließt in ausgemauertem Bett ein Wasserlauf, der Mitarashi-Bach. Dieser Wasserlauf wurde 1267 auf Verlangen der Priester des Kofuku-ji gebaut. Metallgitter decken ihn größtenteils zu. Während des Kasuga-Festivals wird hier am Wasserlauf in der Nähe des Keiga-mon die Zeremonie Temizu-no-gi durchgeführt. In der Nordwestecke des Bereiches, wo der Wasserlauf noch einmal für ein kurzes Stück zutage tritt, befindet sich neben einem kleinen Gyzinien-Klettergerüst (Fujidana) ein weiterer Nebenschrein, der Taga jinja, mit einem kleinen Torii auf der Südseite davor und einer zaunartigen Einfriedung ringsum. An diesem Schrein vom Typ Massha wird Izanagi-no-mikoto verehrt, der männliche Teil eines Paares von Urgöttern in der Schöpfungslegende. Es ist ein Gott der Langlebigkeit, und eine ihm nachgesagte Begebenheit ist die Ursache: Diese Gottheit soll einst Shunjobo Chogen (1121-1206), der ab 1181 sein ganzes Leben der Wiederherstellung des kriegszerstörten Todai-ji gewidmet hatte, ein paar Extrajahre Leben gewährt haben, damit dieser die Halle des großen Buddha (Daibutsuden) fertigstellen konnte. In den angrenzenden Galerieabschnitten hängen unzählige weiße Banner mit roten Inschriften und einem großen roten Punkt oben, das sind Votivgaben derjenigen Gläubigen, die sich hier ein langes Leben von Izanagi-no-mikoto wünschen. Das jährliche Fest für diesen Schrein findet am 22. April statt.
Östlich des Taga jinja befindet sich im östlichen Teil der Nordgalerie der Zugang zur Halle Fujinami-no-ya. Früher wurde der langgestreckte Raum von den Priestern als Büro genutzt. Die Fujinaminoya-Halle ist als wichtiges Kulturgut eingestuft. Heute hängen hier in der Dunkelheit Hunderte von elektrisch beleuchteten Bronzelaternen, die eine faszinierende Stimmung erzeugen. So kann der Besucher ein bißchen nachempfinden, wie es aussieht, wenn anläßlich von Schreinfesten die ganzen Laternen entlang der Galerien und Gebäude in der Abenddämmerung Licht ausstrahlen. Die Dunkelheit und die unzähligen Lampen machen den eigentlich übersichtlich konstruierten, nach Osten hin ansteigenden Raum zu einem mystischen Irrgarten der optischen Reize. Insgesamt besitzt der Kasuga Taisha über 3000 Laternen (Toro) aus Metall oder aus Stein (Ishi-doro), die am Laternenfest beleuchtet werden, das sind aber nur drei Tage im Jahr an zwei verschiedenen Gelegenheiten. Diese große Anzahl der Laternen hat sich im Laufe der Jahrhunderte durch die Spenden der Gläubigen angesammelt.
Wir nähern uns immer mehr der erhöhten Kernzone des Kasuga Taisha. Östlich der Halle Naishiden führt eine überdachte Treppe (Nejiro, wichtiges Kulturgut) hoch zur offenen Veranda Oro). Die Treppe mit ihren schräg geschnittenen Stufen wird auch Noboriro genannt; sie gilt als eine Arbeit des Zimmermanns Hidari Jingoro, des berühmtesten Meisters seiner Zunft im 17. Jh.
Im Winkel zwischen Nejiro-Stufengang und Oro steht ein kleiner Schrein, der Kazenomiya jinja innerhalb einer zaunartigen Einfriedung. Hier werden die Gottheiten Shinatsuhiko-no-mikoto und Shinatsuhime-no-mikoto verehrt, Windgottheiten. Das jährliche Fest für diesen Schrein findet am 1. September statt. Der Name des Schreins beinhaltet das Wort Kaze = Wind. Hier werden Gottheiten verehrt, die den Wind kontrollieren. Hier genau im Westen des Hauptschreines dient der Kult dem Schutz des Hauptschreines vor Sturm und Schaden durch Wind, und im übertragenen Sinn auch vor Feinden. Innerhalb des zinnoberrot gestrichenen Zaunes wächst ein Baum, auf dem insgesamt "sieben Sorten parasitisch lebender Pflanzen" gedeihen. Hier wachsen Ahorn (Acer sp.), Glyzinie (Wisteria floribunda), Kamelie, Himmelsbambus (Nandina domestica), Holunder (Sambucus sp.), niederliegende Kirsche (Prunus prostrata) und Gemeiner Doppelgriffel (Distylium racemosum, jap. isunoki). Der Wind hat ihre Samen angeweht, deshalb paßt dieses Natur-Ensemble zu einem Schrein, an dem Windgottheiten verehrt werden.
Weiter nördlich steht an der Seite des Raumes mit den vielen Laternen ein weiterer kleiner Nebenschrein, der Tsubakimoto jinja. Hier wird die Gottheit Tsunofuri-no-Kami verehrt, Sohn von Hayafusa-no-Kami. Beide werden gerne zusammen verehrt. Deshalb wird der kleine Schrein auch Hayabusa Myojin genannt. Die hier verehrte Gottheit bewahrt die Welt vor allem möglichen Übel, deshalb ist es ein wichtiger Schutzschrein für den Hauptschrein. Der Name bezieht sich darauf, daß sich einst hier, als der Schrein das erste Mal erbaut wurde, ein Kamelienstrauch (Tsubaki) befand. Der Festtag dieses Schreines ist der 2. Mai jeden Jahres.
Danach steht der Besucher vor der palisadenförmigen inneren Einfassung des Kernheiligtums und dem Tor (Ushirodono Kakusha-sampaijo). Und hier ist Schluß mit der Erkundung, denn ein querliegender Bambusstab versperrt den Durchtritt für Touristen. Nicht generell, denn seit 2016 ist der Bereich manchmal geöffnet, nachdem das Tor über 140 Jahre lang komplett verschlossen war. Von hier sieht man rechterhand hinter einer weiteren, den ganzen inneren Bereich durchteilenden zaunartigen Absperrung das Hauptheiligtum. Die Hauptschreine, deren Bescheidenheit und geringe Größe im Kontrast zu den hoch aufragenden Torbauten steht, sind so dicht von anderen Gebäuden umgeben, daß man sie als normaler Besucher kaum zu Gesicht bekommt. Dieser Blick durch das Tor aus nordwestlicher Richtung auf ihre Rückseiten ist alles, was man erspähen kann. Links des Tores macht die Palisade einen Versatz nach vorne, um die dahinter befindliche kleine Halle mit einzuschließen.
Struktur
der Anlage, Rundgang und Beschreibung (4): innerster Bereich und
Honden
Der Honden des Kasuga
Taisha ist als Nationalschatz eingestuft. Er besteht aus vier
ganz ähnlich konstruierten Einzelbauten von je 1,8 m × 2,6 m
Grundfläche. Die Konstruktion aller vier Einzelschreine ist so
typisch, daß danach der Kasuga-Stil (Kasuga-zukuri) benannt
ist: Maßgeblich ist die geringe Größe von jeweils einem
Pfostenabstand Breite. Typisch ist ein eingebogenes Giebeldach
(Kirizuma yane), das so gestellt ist, daß der Giebel über dem
Eingang liegt (Eingang an der Giebelseite = Tsumairi-zukuri).
Deshalb ist dort ein kleines Vordach angebracht, das den
Vorbereich (Hisashi) und weiterhin die Holztreppe überdeckt und
darüber einen kleinen Baldachin (Kouhai) bildet. Von der
Vorderseite aus gesehen sieht das ein bißchen wie ein
Fußwalmdach aus (Irimoya), ist es aber nicht, denn bei einem
Irimoya-Dach bilden die unteren Teile vorne und an der Seite eine
konstruktive Einheit mit diagonalen Eckbalken (Sumigi). Das ist
beim reinen Kasuga-zukuri nicht der Fall, weil es sich um ein
angesetztes Vordach handelt, und daran kann man die beiden
Dachtypen unterscheiden (gleichwohl gibt es einen solchen
Mischtyp in Kansai, der dann Sumigi-iri kasuga-zukuri oder
Ouji-zukuri genannt wird, Beispiel: Honden des Uda Mikumari Jinja
in Nara). Außerdem fehlt eine symmetrische Konstruktion auf der
Rückseite. Auf dem Firstbalken liegen an jedem Ende hinter den
V-förmig in die Luft gereckten Chigi horizontale Rundhölzer
(Katsuogi), also nicht über den ganzen First mehrere verteilt,
sondern nur am Anfang und am Ende. Nach dem Stil Nagare-zukuri
ist der Stil Kasuga-zukuri der am zweithäufigsten in Japan
anzutreffende Stil bei Shinto-Schreinen. Dieser Stil, der hier
geprägt wurde, hat seinen Schwerpunkt in Kansai. Veranda
und Stufen sind unbemalt; die Schreine selbst besitzen
zinnoberrot (shu) gestrichene Holzelemente und weiß verputzte
Füllungen.
Alle vier Einzelschreine, die zusammen den Honden bilden, sind in West-Ost-Richtung aufgereiht. Alle vier sind mit einem Dach aus Schindeln aus Zypressenrinde (Hinoki) gedeckt, wobei die sich überlappenden Schindeln mit Bambusnägeln fixiert werden; ein solches Dach bezeichnet man als Hiwadabuki. Diese vier Schreine sind einerseits uralt und andererseits relativ neu: Sie wurden am 9.11.768 in der Regierungszeit von Kaiserin Shotoku und unter dem Minister zur Linken (Sadaijin) Fujiwara Nagate gegründet (das exakte Datum nennt das Koshaki, das älteste existierende Dokument des Kasuga Taisha, das aus dem frühen 13. Jh. stammt) und erhielten ihre gegenwärtige Form am Anfang der Heian-Zeit. Bis zum Jahr 1863 war es jedoch üblich, die Gebäude alle 20 Jahre ab- und wieder neu aufzubauen. Deshalb hat dieser traditionsreiche und uralte Schrein dennoch nur eine Bausubstanz aus der sehr späten Edo-Zeit. Wegen seiner Bedeutung ist er dennoch als Nationalschatz klassifiziert. Im ersten Honden ganz im Westen der Reihe wird die Gottheit Takemikazuchi-no-mikoto verehrt. Das ist die älteste und wichtigste Gottheit, die bereits zu Anfang der Nara-Zeit vom Kashima Jingu in der Präfektur Ibaraki hierhin auf den Berg Mikasa verbracht wurde, um die damalige Hauptstadt Heijo-kyo zu beschützen. Und das war die Gottheit, für die Fujiwara-no-Nagate 768 den ersten Schrein an der Stelle des heutigen Kasuga Taisha errichten ließ. Kaiserin Shotoku war übrigens mit der Familie Fujiwara verwandt. Weitere Gottheiten wurden hierher gebracht, um die Wirkung des Schreines zu verstärken: In dem zweiten Honden wird die Gottheit Futsunushi-no-mikoto verehrt, die vom Katori Jingu in der Präfektur Chibahierher geholt wurde. Im dritten Honden wird die Gottheit Amenokoyane-no-mikoto verehrt, eine Ahnengottheit der Familie Fujiwara, und im vierten und letzten Honden ganz rechts im Osten die Gottheit Himegami, die vom Hiraoka Jinja in der Präfektur Osaka hierher geholt wurde.
In diesem Kernbereich liegen noch viele weitere Kleinschreine. Nördlich des vierteiligen Honden reihen sich drei nebeneinander, von links nach rechts (von Westen nach Osten) der Sagun jinja, der Sugimoto jinja und der Kaimoto jinja. Etwas erhöht folgt weiter im Osten der gleichfalls kleine Kurikara jinja. An der Ostmauer steht noch weiter oben am Hang der langgestreckte Hachirai jinja mit 2 x 4 Plätzen. In diesem Massha werden die aus dem verfaulenden Körper der Izanami geborenen acht Donner-Kami gemeinsam verehrt. Jenseits der Einzäunung im Osten der vier Honden stehen die Kleinschreine Hiraiten jinja (hier wird die Gottheit Ame-no-minaka-nushi verehrt) und im Südosteck des inneren Bereichs der Tachikarao jinja. Am nördlichen Ende der Ost-Galerie befindet sich ein Durchgang, durch den man direkt vor die Palisade vor den beiden letztgenannten Schreinen kommt. Dieser Durchgang wird Tachikarao wa Hiraiten jinja Sampaijo genannt.
Struktur
der Anlage, Rundgang und Beschreibung (5): östlich des
Hauptkomplexes
Wenn man im Osten den
Galeriegang durch den dortigen Durchgang nach außen verläßt,
kann man an der Außenseite entlang nach Norden gehen, bis
dorthin, wo der Galeriegang endet und die Außenbegrenzung des
Schreines durch eine einfache gedeckte Mauer fortgesetzt wird.
Dort kommt man zu einer leicht schräg zur Außenbegrenzung
stehenden offenen Halle für die Andacht der Gläubigen. Die
Halle ist zum Berg Mikasa hin ausgerichtet, und den Übergang
bildet ein zinnoberrotes Torii mit beiderseits angesetztem,
kurzem Zaunstück. Hinter diesem leicht erhöht über dem
Mäuerchen stehenden Torii kommt nichts außer Wildnis,
ursprünglicher Bergwald, undurchdringliche Natur. Dieses Tor
markiert den Übergang von der erlaubten Welt zur
Betreten-verboten-Welt, von dem Platz der Gläubigen zum Platz
der Götter, von der durch Zivilisation geformten Welt zur
ungestörten und sich selbst überlassenen Natur. Dieser Platz
wird Mikasayama Ukigumonomine Yohaijo genannt, und hier
können die Besucher des Schreines zu den Gottheiten des Berges
beten.
Struktur
der Anlage, Rundgang und Beschreibung (6): südlich des
Hauptkomplexes: Wakamiya jinja
Wenn man den beiden Wegen
südlich des Nan-mon senkrecht zum Hauptweg nach Süden folgt,
gelangt man zum Wakamiya jinja. Beide Wege sind genau wie der
Hauptweg von Steinlaternen gesäumt. Auf dem östlichen Weg kommt
man an einem Torii vorbei, dem Hongu jinja Youhaijo.
Danach passiert man einen uralten Kampferbaum. Die beiden Wege
vereinigen sich vor dem Wakamiya jinja. Der Name Wakamiya
jinja bedeutet soviel wie junger oder neuer Schrein, das bezieht
sich darauf, daß er im Gegensatz zum alten Hauptkomplex erst
1135 gegründet wurde. Dieser Komplex besteht aus mehreren
Gebäuden. Am Weg steht in Nord-Süd-Richtung eine große Halle,
an die im Osten quer eine Andachtshalle (Haiden) angesetzt ist.
Östlich davon steht leicht erhöht der eigentliche Schrein
innerhalb einer zinnoberrot gestrichenen Palisadeneinfassung, die
sich mit einem Torii nach Westen öffnet. An diesem Schrein wird
die Gottheit Ameno-oshikumone-no-mikoto verehrt, eine Gottheit
des Wassers. Das ist die weiter oben beschriebene fünfte
Gottheit, die sich später zu den anderen vier gesellte. Das
Kasuga Wakamiya On-matsuri findet jeweils vom 15.-18. Dezember
jährlich statt. Dieses Fest entstand aus einem Gebet für Ende
eines Dauerregens, der einst Epidemien und Hungersnöte
verursacht hatte. Seit 1136 wird dieses Matsuri jährlich
abgehalten, ohne Unterbrechung. So unscheinbar der Schrein auch
aussieht im Vergleich zum Hauptschrein, wie wichtig er ist, sieht
man bei diesem Matsuri anhand der prächtigen Prozessionen in
traditioneller Kleidung. Die verschiedenen farbenprächtigen
Veranstaltungen bei diesem Matsuri gehören zum immateriellen
Kulturerbe. Man erkennt seine Wichtigkeit auch daran, daß dieser
Schrein in den 20jährigen Zyklus des Wiederaufbaus einbezogen
wurde. Und daß seine Götter neben denen des Hauptschreines
zwischengelagert wurden, bis die Gebäude erneuert waren. Das
Schreingebäude, das dem gleichen Erneuerungszyklus wie die vier
anderen Hauptschreine folgte und wie diese zuletzt 1863 erneuert
wurde, ist als wichtiges Kulturgut klassifiziert.
Etliche Kleinschreine begleiten die Gebäudegruppe. Am Massha mit dem Namen Tsugoo-jinja (ein massha) wird Nakatomi-no-sukefusa verehrt, ein Ahnherr der Priesterfamilie. Im Norden des Schreines sind dies von Norden nach Süden der Ichidosha oder Miwa jinja, der Hyozu jinja und der Nangu jinja, südlich der Hauptgruppe von Norden nach Süden der Hirose jinja, der Katsuragi jinja, der dreiteilige, langgestreckte Sanjuhassho jinja und der Sarake jinja (in diesem Massha findet die Verehrung des Kami Hiru-ko statt). Dann folgt in einer Wegbiegung der Myoe-shonin und Gedatsu-shonin Kasuga myojin Yohaijo. Der Weg führt weiter nach Osten am kleinen Munakata jinja vorbei zum heiligen Stein Isejingu Yohaijo und zum etwas größeren Kii jinja, ein Sessha, in dem der Baum-Kami Itakeru-no-mikoto verehrt wird. Auf der Westseite dieses Weges liegt der große Meoto Daikokusha gleich hinter der Hauptgruppe. Hier wird das Götterpaar Daikoku verehrt, Gott und Göttin des Handels und der glücklichen Eheschließung, und es ist anhand der vielen Ema ein sehr beliebter Schrein. Die Liebes-Ema am Meoto Daikokusha lassen keinen Zweifel am Inhalt der Wünsche: Herzchenform und pinke Farbe vermitteln den Inhalt auch denen, die kein Japanisch lesen können. Dann folgen der kleine Kinryu jinja, von vielen roten Bannern umgeben, und an der Wegbiegung der heilige Stein Moto Kasuga Hiraoka jinja Yohaijo. Auf dem etwas tiefer gelegenen Hauptweg kommt man an sanitären Anlagen vorbei nach Süden wieder aus dem Wald hinaus in bewohntes Gebiet und kann von dort aus die Besichtigung von Nara mit dem Shin Yakushi-ji fortsetzen. Ein anderer Weg führt vom Kinryu jinja in weit S-förmiger Biegung zurück zum Kurumayadori.
Kunstschätze:
Nationalschätze und wichtige Kulturgüter
Als Nationalschatz sind
klassifiziert:
Als wichtige Kulturgüter sind klassifiziert:
Dazu kommen noch mehrere Exponate im Museum. Zu den Museumsbeständen gehören folgende Nationalschätze:
Weiterhin gibt es noch Bauwerke, die seit 2015 als Kulturgut der Stadt Nara, also nicht auf nationaler, sondern auf munizipaler Ebene eingestuft sind:
Schrein-Feste
im Jahreszyklus
Schreinfeste:
Literatur,
Links und Quellen
Lokalisierung auf Google Maps:
https://www.google.de/maps/@34.6813502,135.8480285,19z - https://www.google.de/maps/@34.6813502,135.8480285,197m/data=!3m1!1e3
Webseite des Schreins Kasuga Taisha: https://www.kasugataisha.or.jp/ - englisch: https://www.kasugataisha.or.jp/en/about_en/ - Öffnungszeiten: https://www.kasugataisha.or.jp/en/about_en/basic/ - Hauptheiligtum mit Beschreibung der Gebäude auf
dem interaktiven Plan: https://www.kasugataisha.or.jp/en/guidance_en/ - Geschichte: https://www.kasugataisha.or.jp/en/about_en/
Faltblatt des Schreins
NationalschätzeJapans: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_National_Treasures_of_Japan_(shrines)
Kasuga Taisha auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kasuga-Taisha - https://en.wikipedia.org/wiki/Kasuga-taisha
Kasuga zukuri auf Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Kasuga-zukuri
Kasuga zukuri auf JAANUS: https://www.aisf.or.jp/~jaanus/deta/k/kasugazukuri.htm
Nationalschätze Rüstungen: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_National_Treasures_of_Japan_(crafts:_others)
Nationalschätze Schwerter etc.:https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_National_Treasures_of_Japan_(crafts:_swords)
Joseph Cali, John Dougill: Shinto Shrines - a Guide to the Sacred
Sites of Japan's Ancient Religion, 328 S., University of Hawaii
Press 2012, ISBN-10: 0824837134, ISBN-13: 978-0824837136, S.
160-163
Takemikazuchi-no-mikoto: https://de.wikipedia.org/wiki/Takemikazuchi
Futsunushi-no-mikoto: https://en.wikipedia.org/wiki/Futsunushi
Amenokoyane-no-mikoto: https://en.wikipedia.org/wiki/Ame-no-Koyane
Kasuga Taisha auf Matcha-Jp: https://matcha-jp.com/en/781
Kasuga Taisha auf Japan Visitor: https://www.japanvisitor.com/japan-temples-shrines/kasuga-taisha
System der 22 Schreine: https://en.wikipedia.org/wiki/Twenty-Two_Shrines - https://de.wikipedia.org/wiki/22_Schreine
System der Chokusaisha: https://de.wikipedia.org/wiki/Chokusaisha - https://en.wikipedia.org/wiki/Chokusaisha
Kasuga Taisha: Der Schrein der Zehntausend Laternen, in: Bernhard
Scheid: Religion-in-Japan, ein digitales Handbuch, Universität
Wien, seit 2001 https://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Bauten/Bekannte_Schreine/Kasuga
Kasuga Taisha auf Japan Guide: https://www.japan-guide.com/e/e4102.html
Kasuga Wakamiya On-Matsuri auf Japan travel: https://www.japan.travel/de/spot/47/
Kasuga Taisha auf Japan Travel: https://www.japan.travel/de/spot/1013/ - Kasugayama: https://www.japan.travel/de/spot/2002/ - Fuji: https://www.japan.travel/de/spot/1008/ - Setsubun Mantoro: https://www.japan.travel/de/spot/51/
John Dougill: Japan's World Heritage Sites - Unique Culture,
Unique Nature, 192 S., Verlag: Tuttle Shokai Inc., 2014, ISBN-10:
4805312858, ISBN-13: 978-4805312858, S. 100-103
Kasuga Taisha, Teil (2): Photos, Vorbereich und Hauptbereich - Kasuga Taisha, Teil (3): Photos, Hauptbereich - Kasuga Taisha, Teil (4): Photos, Hauptbereich - Kasuga Taisha, Teil (5): Photos, Hirsche und Steinlaternen - Kasuga Taisha, Teil (6): Photos, Wakamiya jinja und Umgebung
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