Bernhard
Peter
Japan-Reise:
Klima und Reisezeit
Klimazonen
Japans Klima und Reisezeiten
lassen sich nicht verallgemeinern. Z. B. variieren die
jährlichen Niederschlagsmengen von 1100 mm im Norden bis 2000 mm
im Süden, die mittleren Jahrestemperaturen von 4 °C im Norden
bis 13°C im Süden. Vielmehr können wir sechs unterschiedliche
Klimabereiche definieren:
Besonderheit:
Taifune
Taifune entstehen als
tropische Wirbelstürme über dem Pazifik und nehmen dann ihren
Weg in Richtung japanische Inseln. Taifune sind also bis auf den
Namen das Gleiche wie Hurricanes. Sie bringen riesige Regenmengen
und extrem hohe Windgeschwindigkeiten. Viele
Transportmöglichkeiten fallen aus, Brücken werden gesperrt,
Züge angehalten, Flughäfen und Bahnhöfe geschlossen. Die
Schäden an der Infrastruktur können durch Erdrutsche,
Überschwemmungen, umgestürzte Baume und Strommasten etc. immens
sein und das öffentliche Leben kurzfristig zum Erliegen bringen.
Es empfiehlt sich also, am letzten Tag vor dem Abflug nicht allzu
weit weg vom Flughafen zu sein, wenn die Taifun-Vorhersage
positiv ist, und keine aufwendigen Verkehrsverbindungen
(Nebenstrecken in den Berghängen, Brücken auf andere Inseln)
zurück zu benötigen. Am besten bliebt man dann in den großen
Städten; Shinkansen-Verbindungen sind die am wenigsten
anfälligen und werden am schnellsten wiederhergestellt. Pro
Saison entstehen ca. 30 Taifune, wovon ca. die Hälfte das
Festland trifft. Kernzeit sind die Monate August und September.
Taifune können 1-19 Tage lang dauern, meist ziehen sie jedoch
sehr schnell über die Inseln, so daß ein Ort 1-2 Tage betroffen
ist, dann ist der Taifun weitergezogen. Ab und zu gibt es einen
Super-Taifun, so wie "Jebi", der als Nr. 21 des Jahres
am 4./5.9.2018 die Region um Osaka traf und unter anderem den
Flughafen KIX voll Meerwasser laufen ließ und für Wochen
lahmlegte. Für die Japaner gehören Taifune zum Jahresrhythmus
dazu und werden nicht als Naturkatastrophe gesehen. Entsprechend
wird danach mit bewundernswerter Emsigkeit gewieselt, um die
Schäden zu beseitigen und wieder zum Normalzustand
zurückzukehren, und das geht mit eingespielten Teilnehmern
schneller, als wir uns das je in Deutschland vorstellen könnten.
Abb.: Takamatsu auf Shikoku tagsüber während des Taifuns "Talim" im September 2017, dem 18. Taifun des Jahres von insgesamt 27.
Besonderheit:
Regenzeit:
Die Regenzeit ist eine fünfte
Jahreszeit zwischen Frühling und Sommer, zwischen Anfang Juni
und Mitte Juli. Sie dauert etwa vier Wochen und bringt sehr viele
Niederschläge und eine drückende Schwüle. Wenn kalte
Polarwinde und subtropische, feuchtwarme Luft aus dem
südpazifischen Raum zusammenprallen, ergibt das starke
Monsun-Regenfälle. Sie kommen von Süden und ziehen nach Norden
über West- und Zentraljapan. Diese Regenzeit wird tsuyu bzw.
baiu = "Pflaumenregen" genannt. Bei Temperaturen über
30 °C und 95 % Luftfeuchtigkeit erübrigt sich Regenkleidung,
weil man eben darunter im Schweiß ertrinkt, keine Membran ist
unter diesen Bedingungen noch atmungsaktiv. Also Urlaub mit
schnelltrocknender Funktionskleidung unter dem Regenschirm und
mit Handtuch im wasserdichten Tagesrucksack. Abends
Elektrolyt-Tabletten gegen die Verluste durch Schwitzen nicht
vergessen. Überschwemmungen und Erdrutsche machen das Reisen
unsicher, weil immer wieder viele Eisenbahnverbindungen durch
Unterspülungen langfristig ausfallen. Daß diese Zeit die
Hauptblütezeit der Hortensien (ajisai) ist, ist ein schwacher
Trost bei einem verregneten Urlaub, verschimmelten Klamotten und
der nächsten Erkältung, wenn man naß in zu kalt klimatisierte
Räume kommt.
Abb.: Kamigamo-Schrein bei Regen
Besonderheit:
Sonneneinstrahlung
Man vergißt schnell, wie weit
südlich Japan liegt: Tokyo liegt auf 35° 41' 22 N, das
entspricht der türkischen Südküste oder der algerischen
Nordküste. Kyoto liegt auf 35° 1' N, das entspricht Städten
wie Tanger oder der Insel Kreta. Fukuoka liegt auf 33°36' N, das
entspricht Städten wie Atlanta, Los Angeles oder Dallas oder der
Insel Madeira. Und selbst Sapporo hoch im Norden hat eine Breite
von 43°4.0002' N, das entspricht Städten wie Florenz oder
Aix-en-Provence. Das bedeutet: Wenn hier Prachtwetter ist, knallt
die Sonne richtig intensiv. Deswegen sollte man eine 50er
Sonnencreme, Sonnenlippenstift, Sonnenhut und eine gute
Sonnenbrille einpacken, so als ob man auf den Mittelmeerinseln
Urlaub machen würde, weil sonst ganz schnell ein ganzer Tag
draußen mit einem kräftigen Sonnenbrand quittiert wird. Nicht
umsonst sieht man die Japaner bei sonnenintensivem Wetter mit
Sonnenschirmen herumlaufen, am besten aus reflektierendem
Material.
Abb.: japanische Besuchergruppe im Shinnyodo in Kyoto in strahlendem Sonnenschein
Optimale
Reisezeit:
Daraus ergeben sich auch je
nach Region ganz unterschiedliche Reisezeiten: In den südlichen
und zentralen Teil reist man am angenehmsten im April, Mai,
September, Oktober und November. In den Norden reist man am
besten von Mai bis Mitte September. Der Winter ist im Norden
extrem kalt, und japanische Häuser sind eher schlecht beheizt.
Wer Ski fahren will, hat im Winter auf Hokkaido beste
Bedingungen. Wer den Fuji-san besteigen will, ist auf die Zeit
von Anfang Juli und bis Ende August angewiesen.
Höhepunkte:
Kirschblüte und bunte Ahorne:
Ende März bis Ende April ist
die Kirschblütenzeit, dann ist Japan am schönsten, ebenso
November bis Mitte Dezember mit der Herbstfärbung. Viele
Schreine und Tempel locken mit Sonderöffnungszeiten,
Besichtigungsmöglichkeiten für sonst geschlossene Bereiche und
Sonderausstellungen der Museen und Schatzhäuser von Tempeln.
Klar, nichts wie hin! Andererseits ist das auch für Japaner DIE
Reisezeit, die Sehenswürdigkeiten sind brechend voll, die
Transportmöglichkeiten und Unterkünfte sind lange im Voraus
völlig ausgebucht, die Eintritte wegen des Sonderprogramms oft
höher als sonst. Das ganze Land ist unterwegs! Und von Hongkong
etc. fallen sehr viele Kurztouristen ein. Auch die Unterkünfte
langen in dieser Zeit bei den Preisen kräftig zu. Ein
Reiseerlebnis setzt sich immer zusammen von dem Bild vor der
Kamera und dem hinter dem Photographierenden - was nützt das
schönste Kirschblütenmotiv vor der Kamera, wenn das Reisen im
Land purer Streß ist, im Rücken Tausende drängeln und die
Besichtigung und den Transport zur Hölle machen? Wenn aus dem
beschaulichen Park ein Meer blauer Plastikplanen geworden ist,
auf denen irgendjemand schon tagsüber Reservierungswache hält
für den Rest der Gruppe, die dann abends hier feiert? Also sagen
wir: Die angenehmste und erholsamste Reisezeit in den südlichen
und zentralen Teil ist die zweite Aprilhälfte bis zum 28.4. und
der Mai ab 6.5. sowie die Monate September und Oktober. Ob man
für den schönsten Teil der Saison den Preis erheblichen
Stresses bezahlen möchte, sei jedem selbst überlassen. Und ganz
wichtig: Hotspots meiden - es gibt überall Kirschbäume. Die
schlimmsten Hotspots sind die, welche in den Reiseführern als
"Geheimtipp" genannt werden. Also:
Reiseführer-Empfehlungen als Ausschlußliste nehmen!
Die
schlechtesten Reisezeiten:
Ganz schlechte Reisezeiten
sind die japanischen Ferienzeiten. Die Japaner haben zwar sehr
wenig Urlaubstage, aber viele Feiertage, die mit Brückentagen zu
Kurzferien kombiniert werden. Dann ist in der Regel das ganze
Land auf Achse:
An diesen Tagen sind die Züge, Busse etc. restlos überfüllt und langfristig ausgebucht, die Hotels sind noch viel teurer als sonst.
Hilfreiche
Wetter-Links:
Wetter.de: https://www.wetter.de/japan/wetter-kyoto-181199770.html
Wetteronline.de: https://www.wetteronline.de/wetter/kyoto
Wetter in Kyoto https://www.yr.no/nb/v%C3%A6rvarsel/daglig-tabell/2-1857910/Japan/Kyoto%20Prefecture/Ky%C5%8Dto-shi/Kyoto /
= norwegische Seite, Hauptseite mit Stadtsuche: https://www.yr.no/sted
Achtung: Nicht nur nach dem Regen schauen, sondern auch nach dem
Wind -> Taifungefahr.
Seite der Japan Meteorological Agency: https://www.jma.go.jp/jma/indexe.html mit Karte zu aktuellen Warnungen
Taifun-Warnungen: https://www.jma.go.jp/en/typh/
Taifunkarte 2023: https://www.data.jma.go.jp/fcd/yoho/typhoon/route_map/bstv2023.html
Erdbebenkarte: https://www.jma.go.jp/en/quake/
Tsunami-Warnungen: https://www.jma.go.jp/en/tsunami/
Wetterwarnungen allgemein: https://www.jma.go.jp/en/warn/index.html
Taifun-Information: http://agora.ex.nii.ac.jp/digital-typhoon/index.html.en
Wetter der Japan Times: https://www.japantimes.co.jp/weather/
BBC-Wetter Kyoto: https://www.bbc.com/weather/1857910
Zoom Earth: https://zoom.earth/ -
Wind: https://zoom.earth/maps/wind-speed/#view=51.1,10,5z/model=icon - Regen: https://zoom.earth/maps/precipitation/#view=51.1,10,5z/model=icon - Temperatur: https://zoom.earth/maps/temperature/#view=51.1,10,5z/model=icon
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