Bernhard Peter
Himeji (Hyogo): Garten Koko-en (1)


Lage, Erreichbarkeit und Geschichte
Der japanische Garten Koko-en (Kouko-en) ist ein junger Garten, denn er wurde erst 1992 westlich der Burg angelegt, aber mit Gartengestaltungsprinzipien der Edo-Zeit. Mit der Anlage feierte die Stadtverwaltung Himeji ihren 100sten Geburtstag. Die fachliche Leitung lag bei Makoto Nakamura, Professor an der Universität Kyoto. Die Gesamtfläche der Gartenanlage beträgt ca. 3,5 ha oder 10000 Tsu. Die Stelle, die dazu ausgewählt wurde (Adresse: 68 Honmachi, Himeji-shi, Hyogo), ist der Standort der ehemaligen West-Residenz (Nishi-Oyashiki). Deshalb wird der Garten auch Nishi-oyashiki-ato-Garten genannt (Nishi = Westen, O = Honorativpräfix, Yashiki = Residenz). Hier wurden in archäologischen Grabungen Samurai-Häuser und Straßen nachgewiesen. Die angelegten Wege und Mauern zeichnen diesen Befund nach. Besonders gut macht sich die Standortwahl durch die Burg Himeji-jo als Hintergrundkulisse, und die historisierende Gartenarchitektur harmoniert gut mit dem angrenzenden, nur durch den inneren Wassergraben abgetrennten historischen Ensemble. Auf der zweiten Seite sind Reste des äußeren Wassergrabens erhalten, dazu fließt jenseits desselben noch der Fluß Senba. Die Stelle des Gartens war also früher Teil des äußeren Burgbereiches. Die dritte Seite wird von einer Hauptverkehrsstraße gebildet.

Der Name "Koko-en" ist abgeleitet von "Koko-do", einer 1692 von der Familie Sakai gegründeten Schule für literarische und militärische Ausbildung. Sie wurde zunächst in der Stadt Maebashi (Präfektur Gunma = Gumma-ken) gegründet und später 1749 von Sakai Tadazumi (1710-1772) ins Schloß von Himeji verlegt. Diese Schule wuchs zu größerer Bedeutung als Militärschule heran und wurde 1842 genau in diesen dreieckigen Bereich im Südwesten des Schlosses verlegt, wo sich heute die Gärten befinden.

Direkt vor dem Haupteingang befindet sich eine Bushaltestelle. Ab Himeji Eki verkehren alle 5 min. Busse, die ca. 10 min. benötigen. Andererseits sind es auch nur 1,5 km zu Fuß, locker in 20 min. entlang der breiten Straße Otemae-dori zu bewältigen. Für den Rückweg nimmt man am besten den Bus ab der Haltestelle Himeji-jo-ote Monzen (Tohomen) am Südende des Burg-Areals. Der Garten ist Mai-August 9:00-18:00 geöffnet, in den restlichen Monaten bis 17:00 Uhr und kostet 300 Yen Eintritt (Kombiticket mit Burg möglich und günstiger). Wichtig: Es ist kein öffentlicher Park, sondern ein gepflegtes Gartenkunstwerk, und Picknick wird hier so wenig gerne gesehen wie in einem Museum. Für den Besuch sollte man mindestens eine Stunde rechnen, ideal als Ausklang nach Besuch des Burgschlosses, denn nach Verlassen des Ote-mon sind es nur wenige Meter nach rechts bis zum Garten. Wer mehr von Himeji sehen will, findet nahe dem Garteneingang die Bushaltestelle zum Berg Shosha-zan. Zum Literaturmuseum sind es 7 min. zu Fuß, zum Kunstmuseum 8 min., dito zum Geschichtsmuseum der Präfektur.


Rundgang: Neun verschiedene Teilgärten
Über dem Eingang befindet sich eine kalligraphierte Tafel mit dem Namen "Koko-en", geschrieben von Yuki Reimon (2.4.1902-28.8.1992), früherer Professor in Tokyo, Sohn von Yuki Gimon, einem Schulleiter mit Bezug zur Militärschule Koko-do. Insgesamt besteht der dreieckig zugeschnittene Garten aus neun verschiedenen Untereinheiten. Die einzelnen Gärten sind thematisch unterschiedlich angelegt und ringsum von Mauern (Tsuijibei, mit einem Dach versehene Lehmmauern) umgeben; von den Hauptwegen aus führen verschiedenartige Tore (z. B. vom Typ Yashiki-mon = Residenztor und Nagaya-mon = langgestrecktes Torgebäude mit angrenzenden Räumen für die Wachen) in die einzelnen Bereiche. Diese Elemente dienten einigen Historienfilmen als Kulisse, z. B. bei den Serien "Abarenbo-Shogun" und "Mito Komon", für die beiden Filme "Rurouni Kenshin" und erst kürzlich 2017 für "Sekigahara" von Masato Harada. Durch die Aufteilung kann sich jeder der neun Teilgärten völlig individuell entfalten; und der Besucher erlebt nacheinander neun ganz verschiedene Gartenkunstwerke. Im einzelnen sind das:

Wenn man dem Hauptweg nach Passieren des Empfangsgebäudes  folgt, gelangt man durch ein Tor jenseits des kreuzenden Querweges in das Areal der Dreieckspitze mit dem größten Teilgarten (9200 m2), dem Garten der herrschaftlichen Residenz (Oyashiki no niwa). In einem See mit mehreren Teilbereichen und einer Brücke über eine Engstelle leben ca. 250 farbige Karpfen. Hinter dem Eingangstor erreicht man zunächst das Restaurant Kassui-ken, in dem Tee und kleine Mahlzeiten angeboten werden. Ein überdachter Korridor führt nach links (Westen), wölbt sich über eine Engstelle des Sees, bietet sehr schöne Ausblicke auf den See und knickt dann nach Norden ab zum Gästehaus Cho-on-sai, von dem aus man einen phantastischen Blick auf den See und den Wasserfall hat. Hier befindet sich die Steinlaterne Kanshuji-toro mit besonders schönem Dach. Im Norden führen eine steinerne Brücke und ein malerischer Trittsteinweg über den See.

Im Nordwesten des Cho-on-sai gelangt man durch ein niedriges Tor in den Nae-no-niwa, den Garten der Jungpflanzen (1680 m2). Hier werden auf mehreren rechteckigen Hochbeeten Pflanzen gezogen, wie sie in der Edo-Zeit typischerweise für die Gartengestaltung verwendet wurden. Direkt hinter dem Eingang wächst eine weißblühende Shiro-Wabisuke-Kamelie mit besonders langer Blütezeit von November bis März.

Zum dritten Garten muß man erst an dessen Westmauer entlang nach Süden gehen. Diese breiten Straßen, in denen Samurai aufmarschieren konnten, werden Musha-damari genbannt. Den nächsten Garten betritt man dann von Süden her durch das Tor. Dieses ist ein Cha-no-niwa, ein Teezeremonie-Garten. Entsprechend findet man hier auch das von Sen Soushistu, dem 15. Meister der Urasenke-Teeschule, entworfene Teehaus Souju-an, das im Sukiya-Stil gehalten ist und in dem auch Tee angeboten wird. Direkt vor dem Eingang zum Teehaus steht ein weißblühender Osmanthus heterophyllus var. undulatifolius (Stachelblättrige Duftblüte). Von diesem Garten aus hat man einen schönen Blick auf den Hauptturm (Tenshukaku) des Himeji-jo (der Burg von Himeji).

Der nächste und vierte Garten auf dem Rundgang liegt im Süden des Teegartens auf der anderen Seite des Hauptweges. Man muß nach Verlassen des Teegartens ein Stück zurück und findet den Eingang auf der Westseite des flach gestalteten Landschaftsgartens (Nagare-no-hira-niwa), der von einer natürlich wirkenden, parkartigen Struktur ist. Die Abgrenzung dieses Gartenabschnitts von den drei nachfolgenden ist nicht so markant wie bei den anderen Abschnitten, weil alle vier zwar von einer gemeinsamen Außenmauer eingefaßt werden, aber untereinander durchlässige Grenzen haben. Dazu verbindet ein Gewässer die ersten drei Gartenabschnitte dieser Vierergruppe.

Nach Osten schließt sich der fünfte Abschnitt an, der Garten der Sommerbäume (Natsuki-no-niwa). Dahinter liegt weiter im Osten der Kieferngarten (Matsu-no-niwa), und im Süden davon befindet sich der Blumengarten (Hana-no-niwa) mit einem kleinen Pavillon. Danach geht man zurück in den Kieferngarten und gelangt über dessen Ostausgang wieder auf den beiderseits mauergesäumten Hauptweg.

Schräg gegenüber liegt das Tor zu den beiden nächsten Gärten, die wiederum von einer gemeinsamen Mauer eingefaßt werden. Im Norden befindet sich der Garten mit Hügel und Teich (Tsukiyama-chisen-no-niwa), ein traditioneller Landschaftsgarten. Typische Elemente tauchen auf wie die beiden Felsen der Schildkröteninsel (flacher Stein) im nördlichen Teil des Teiches und der Kranichinsel im südlichen Teil (steil aufragender Stein).

Der südliche Teil ist ein Bambusgarten (Take-no-niwa) mit insgesamt 15 unterschiedlichen Sorten dieser Gräser. Eine Besonderheit ist der goldene Bambus (Kinmei-moso, Phyllostachys edulis bicolor, gelbe Halme mit grüner Streifung). Ein achteckiger Pavillon ist in die Anlage integriert. Danach verläßt man den Gartenbereich durch das gleiche Tor wie beim Betreten und kommt über den Hauptweg, erst rechts abbiegen nach Norden und dann noch zweimal rechts abbiegen, zum Ausgang.


Die Ziegel des Mauerdachs tragen das Wappen (Mon, Kamon) der Familie Sakakibara, das Genji-guruma-mon. Es ist ein Wagenrad von einem von Tieren gezogenen Karren (Kuruma = Wagen). Die Familie Sakakibara herrschte seit 1649 in Himeji und wurde 1749 durch die Familie Sakai abgelöst.

Oyashiki no niwa

überdachter Korridor

Oyashiki no niwa

Oyashiki no niwa

Cho-on-sai


Nagare-no-hira-niwa

Nagare-no-hira-niwa

Nagare-no-hira-niwa

Nagare-no-hira-niwa


Literatur, Links und Quellen:
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@34.8380616,134.6893644,18.25z - https://www.google.de/maps/@34.8377574,134.689582,231m/data=!3m1!1e3
Besucherfaltblatt des Gartens:
http://himeji-machishin.jp/ryokka/kokoen/download/images/pamph/foreign_language.pdf
Auf Japan Guide:
https://www.japan-guide.com/e/e3502.html
Auf Japan Hoppers:
https://www.japanhoppers.com/de/kansai/himeji_akashi/kanko/301/
Auf Wikipedia:
https://en.wikipedia.org/wiki/Koko-en_Garden - https://ja.wikipedia.org/wiki/%E5%A5%BD%E5%8F%A4%E5%9C%92
Auf Japan Travel:
https://www.japan.travel/en/spot/1029/
Film auf Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=xrAB_FYzFHc
Auf Japan Talk:
https://www.japan-talk.com/jt/new/kokoen-garden
Kokoen-Garten:
http://himeji-machishin.jp/ryokka/kokoen/ - https://www.himeji-machishin.jp/ryokka/kokoen/en/index.php - Geschichte: http://himeji-machishin.jp/ryokka/kokoen/en/origin/index.html - Broschüre zum 25jährigen Bestehen: http://himeji-machishin.jp/ryokka/kokoen/en/download/images/25th/25th_kinenshi.pdf
Auf Japanese Gardening:
http://www.japanesegardening.org/site/kokoen/
Gerard Taaffe: The many moods of Koko-en, Artikel der Japan Times vom 27.12.2000:
https://www.japantimes.co.jp/life/2000/12/27/environment/the-many-moods-of-koko-en/


Himeji (Hyogo): Garten Koko-en (2)

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