Bernhard
Peter
Nara:
Garten Isui-en (1)
Lage
und Erreichbarkeit
Der Isui-en-Garten liegt im
Zwickel zwischen Kofuku-ji, Nationalmuseum und Todai-ji (Adresse:
74 Suimon-cho, Nara-shi, Nara-ken, Japan 630-8208). Vom Kofuku-ji
kommend geht man die nördlich verlaufende Hauptstraße nach
Osten, folgt dem Abknicken der Hauptstraße (die mit den Ampeln)
hinter der Präfekturbehörde nach Norden und nimmt dann wieder
die erste kleine Straße rechts. Vom Todai-ji kommend geht man
entweder vom Südufer des Teichs Kagami-ike die kleine Straße am
Shingon-in vorbei nach Westen bis zu deren Ende und biegt dann
zweimal links ab, oder vom Kaidando aus gerade südwärts und
biegt kurz vor Ende der Straße links ab. Das Areal grenzt im
Norden an das Isuien Neiraku Museum und das Todai-ji Museum und
im Süden an den öffentlichen und eintrittsfreien Garten
Yoshikien, von diesem durch den Fluß Yoshiki-gawa getrennt. Wer
nur deswegen anreist, wählt als Zielbahnhof entweder JR Nara
oder Kintetsu Nara, wobei letzterer günstiger liegt. In der
Regel ist das aber eine müßige Angabe, weil man diesen Garten
eigentlich immer nur als Beiwerk zu Kofuku-ji, Nationalmuseum
und/oder Todai-ji besucht. Wer von JR Nara anreist, kann die
Nara-Kotsu-Busse 2, 70, 72 oder 97 nehmen und an der Haltestelle
Kencho-higashi aussteigen, von da sind es 3 min. zu Fuß zum
Garten.
Das Areal mißt ca. 200 m in West-Ost-Richtung und reicht im Osten bis hart an den Omnibus-Parkplatz des Todai-ji heran. Die größte Nord-Süd-Ausdehnung des Gartens beträgt etwa 80-90 m. Insgesamt besitzt der Garten eine Grundfläche von 13481 m2. Wörtlich bedeutet "I-sui-en", daß ein Garten auf/am Wasser gegründet wurde, was darin seine Ursache hat, daß seine Bachläufe und Teiche vom nahen Fluß gespeist werden. Der Garten ist sehr schön, besitzt mehrere Teiche und Teehäuser und ein geschickt abwechslungsreich gestaltetes Terrain, das ihn wesentlich größer wirken läßt, als er ist. Dennoch kommt man nicht umhin festzustellen, daß er für das Gebotene mit 900 Yen Eintrittspreis recht teuer ist, so wie auch das Restaurant des Gartens stolze Preise aufruft. Der Garten ist seit 1975 als Platz besonderer landschaftlicher Schönheit klassifiziert.
Man geht nach Durchschreiten des Haupttores zunächst links am Vorderteil vorbei, um den Garten dann an den Verwaltungsgebäuden zu betreten. Der Garten gliedert sich in einen kleineren Vorderteil und einen größeren Rückteil; zwischen beiden liegt die Verwaltung. Beide Teile des Gartens sind Anlagen mit vielen verschlungenen Wegen um einen See herum, wobei immer neue Perspektiven geboten werden (Typus: Kaiyushiki teien, Wandelgarten mit See). Beide stammen aber aus ganz unterschiedlichen Zeiten und liegen in der Entstehung rund 240 Jahre auseinander.
West-Garten,
vorderer Garten
Angelegt wurde der vordere
(westliche) Garten in der Edo-Zeit 1673-1681 von Kiyosumi Dosei,
einem wohlhabenden Händler und Hanf-Fabrikanten, der
Nara-zarashi genannte Stoffe herstellte und vertrieb und der das
Wohlwollen des Tokugawa-Shogunates genoß, weshalb er nicht unter
den Anti-Luxus-Gesetzen litt. Vor der Anlage des Westgartens
gehörte das Gelände zum Subtempel Manishu-in, der zum Kofuku-ji
gehörte. Kiyosumi Dosei kaufte 1670 das Gelände, unter ihm
entstanden hier die Gebäude Sanshu-tei und Teishu-ken, beide mit
einem Dach aus Schilfrohr.
Der Vorderteil besitzt einen Teich mit zwei künstlichen Inseln. An dessen Westufer steht das Edo-zeitliche Teehaus Sanshu-tei, das Kiyosumi Dosei hierhin versetzen ließ, um es als eigenes Quartier bei seinen Aufenthalten im Garten zu nutzen, und das heute als Restaurant geführt wird. Um den See herum sind mehrere Steinlaternen plaziert. Im See befinden sich eine Kranichinsel und eine Schildkröteninsel, beide als klassische Symbole der Langlebigkeit. Vom Teich führt ein Wasserlauf an den Verwaltungsgebäuden vorbei zum See des Rückteils. Der Garten verwendet das Prinzip der geborgten Landschaft, denn wenn man vom Sanshu-tei (wörtlich "Drei-Wunder-Teehaus", Namensgebung durch den Priester Mokuan vom Tempel Manpuku-ji in Obaku) ostwärts blickt, bauen sich über den letzten Bäumen des Gartens die Hügel Wakakusayama, Mikasayama und Takamadoyama in der Ferne auf und bilden einen Tiefe gebenden Hintergrund für das Landschaftsbild.
Nahe den Verwaltungsgebäuden befinden sich die beiden Teehäuser Seishu-an und Teishu-ken jeweils diesseits und jenseits des Baches. Beide sind mit einem Weg mit Trittsteinen miteinander verbunden. Das Teishu-ken wurde von Kiyosumi Dosei errichtet. Im späten 19. Jh. wurde das Teehaus von Seki Tojiro etwas verändert, er fügte u. a. eine Terrasse hinzu. Das Teehaus besitzt ein kreisrundes Fenster. Das Seishu-an ist hingegen eine Kopie des berühmten Teehauses Yu-in-seki der Ura-senke, ein unter dem 12. Teemeister, Sen Yumyosai, erbautes und heute als wichtiges Kulturgut eingestuftes Bauwerk.
Einige der Gebäude sind mit Reet gedeckt, und inmitten des teilweise bemoosten Schilfes fallen blinkende Muschelschalen auf (Abalone), die über das Dach verstreut festgebunden sind. Das dient der Krähenabwehr, die ansonsten die Dächer als bequeme Quelle für Nistmaterial ansehen und beschädigen. Symbolisch dienen polierte Muschelschalen als Schutz gegen Feuer, was sich über die Gedankenfolge Muscheln -> Meereslebewesen -> Wasser -> Feuerlöschen ableiten läßt.
Ost-Garten,
hinterer Garten
Der östliche Gartenteil nimmt
wesentlich mehr Platz ein und wurde erst in der Meiji-Zeit 1899
angelegt. Er beginnt mit dem Teehaus Hyoshin-tei und der Halle
Yagyu-do etwas weiter im Osten am nordwestlichen Ufer des zweiten
Sees. Das Hyoshin-tei ist im Shoin-Stil konzipiert und stammt aus
dem frühen 20. Jh. und wurde unter Verwendung von älteren
Holzteilen errichtet, die aus dem 8. Jh. stammen und
ursprünglich im Shin-Yakushi-ji-Tempel verbaut waren. Die
Glasfenster sind handgefertigt, hauchdünn und gehören zu den
wenigen Fenstern dieser Art aus dem frühen 20. Jh., die noch
existieren. Das Hyoshin-tei wurde von Kimura Seibei entworfen und
gebaut, der zur Teeschule Urasenke gehörte. Die Halle Yagyu-do
stammt ursprünglich aus dem Tempel Hotoku-ji und wurde von Seki
Tojiro im frühen 20. Jh. gekauft und hierhin transferiert, als
dieser ehemalige Familientempel der Familie Yagyu, Vasallen der
Tokugawa-Shogune, abgerissen wurde.
Auf der anderen Seite des Sees, an seinem Südufer, steht das Yoritsuki mit einem Tee-Garten. Der angrenzende Garten ist eine Hügellandschaft (Tsukiyama) an dem Bachlauf; dort befindet sich am Südufer eine Wassermühle, und ganz hinten ist noch ein Inari-Schrein zu finden. Lange Wege laden zum Promenieren um den See ein; der Garten ist zum Umherstreifen gedacht, wobei sich ständig die Aussicht ändert und eine Bildkomposition nach der anderen vor dem Auge des Betrachters erscheint. Ein Wasserfall im Hintergrund sorgt für eine entsprechende Geräuschkulisse. Dieser Gartenteil wurde von Seki Tojiro angelegt, einem Geschäftsmann des frühen 20. Jh. aus Nara, der hier Gesellschaften zum Genießen von Tee und Poesie veranstalten wollte. Er ließ den Garten von Horitoku umgestalten, einem von der Teeschule Urasenke kommenden Gartenarchitekten. Von diesem Gartenteil aus sieht man die Hügel Wakakusayama, Mikasayama und Kasugaokuyama in der Ferne (Shakkei-Prinzip), außerdem grüßt das Nandaimon des Todai-ji über den Bäumen herüber.
Am Rand des Teiches im östlichen Gartenteil befindet sich ein Stein, der eine lange Geschichte hat. Es handelt sich um ein Kreissegment einer Säulenbasis, das hier zwischen Azaleenbüschen Teil der Teileinfassung ist. Diese Säulenbasis trug einst den zentralen Mittelpfeiler der westlichen Pagode des Todai-ji, der in seiner ursprünglichen Anlage zwei solcher Pagoden besaß, eine westlich und eine östlich der Nord-Süd-Hauptachse. Dieser Stein wurde also in der Mitte des 8. Jh. behauen und trug einst die gesamte Last des Mittelpfeilers. Seine heutige Plazierung ist freilich nicht der Originalstandort, aber wenigstens in der Nähe des Todai-ji. Einige der Trittsteine, die über das flache Wasser zur Insel im See des östlichen Gartens führen, zeigen Oberflächenrillen - das sind alte Mahlsteine.
Neiraku-Museum
Einen Abstecher lohnt das
Neiraku-Museum im Norden des Eingangsweges, das von der Familie
Nakamura gegründet wurde, um ihre Sammlung antiker Kunstschätze
auszustellen. Der Eintritt ist im Gartenticket enthalten.
Nakamura Junsaku, der 1939 beide Gärten zu einem einzigen
zusammenlegte und die beiden Teile miteinander verband, sein Sohn
Nakamura Junichi und sein Enkel Nakamura Junsuke haben alle
zusammen diese Sammlung aufgebaut. Früher befand sich alles in
Kobe, und hier ist nun, was den Luftschlag 1945 auf Kobe
überlebt hat. 1958 hatte Nakamura Junsuke begonnen, einen Teil
der Familienschätze auszustellen. Insgesamt umfaßt die Sammlung
dieser im Seehandel wohlhabend gewordenen Familie, die den Garten
1939 von der Familie Seki gekauft hatte, 2000 Objekte aus China,
Japan und Korea. Die Auswahl der ausgestellten Stücke wird
zweimal im Jahr gewechselt. Zu den Sammlungsobjekten gehört auch
eine Gruppe von 13 Gemälden von Tanomura Chikuden (1777-1835),
die zu den wichtigen Kulturgütern Japans zählen. Das
Museumsgebäude zitiert mit seiner Dachform die typischen, mit
Reet gedeckten und leicht gerundeten Dächer der Region Yamato.
Der Architekt des 1969 fertiggestellten Gebäudes war Tohata
Kenzo.
Schildkröteninsel, Kranichinsel, Sanshutei
Sanshutei
Sanshutei
Sanshutei
Teishu-ken
Teishu-ken
Teishu-ken
Yagyu-do
Literatur,
Links und Quellen:
Lokalisierung auf google maps:
https://www.google.de/maps/@34.6856569,135.8376461,18.25z - https://www.google.de/maps/@34.6854852,135.8377669,126m/data=!3m1!1e3
Besucherfaltblatt des Isuien-Gartens
Eigene Homepage des Isuien-Gartens: https://isuien.or.jp/en/ - https://www.isuien.or.jp/en/index.html - Beschreibung des Gartens: https://isuien.or.jp/en/garden.html - Neiraku-Museum: https://isuien.or.jp/en/museum.html
Auf Matcha-jp: https://matcha-jp.com/en/4541
Auf Japan Visitor: https://www.japanvisitor.com/japan-parks-gardens/isuien-garden
Auf Yamasa: http://yamasa.org/japan/english/destinations/nara/neiraku.html
Auf Kanpai: https://www.kanpai.fr/nara/isui-en
Bei Inside Kyoto: https://www.insidekyoto.com/things-to-do-in-nara
Auf Japan Travel: https://en.japantravel.com/nara/isuien-garden/16643
Auf Visit Nara: https://www.visitnara.jp/venues/A00493/
Bei Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Isui-en
Auf Japan Guide: https://www.japan-guide.com/e/e4114.html
auf JGarden: http://www.jgarden.org/gardens.asp?ID=10
Garten Isui-en (2) - Garten Isui-en (3)
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