Bernhard Peter
Nagoya (Präf. Aichi), Burg Nagoya-jo, Teil (1): Beschreibung und Pläne


Lage und Erreichbarkeit, Touristisches
Das riesige, ganz grob einen Quadratkilometer große Gelände der Burg Nagoya (Nagoya-jou) liegt im Nordosten des Hauptbahnhofs. Einige ehemals zur Burg gehörende Bereiche wie der San-no-maru im Süden der Anlage sind modern überbaut. Wenn man als Bezugspunkt den Hauptturm nimmt, ist dieser 2 km Luftlinie oder 2,5 km Fußweg vom Hauptbahnhof entfernt: Man verläßt den Bahnhof auf der Ostseite und folgt der Hauptstraße zwischen den Hochhäuserschluchten der 2,5 Millionen-Stadt nach Osten bis zum Fluß Hori-gawa, dann biegt man links ab und geht immer am Flußufer entlang; nach der Querung der zweiten Hauptverkehrsstraße biegt man vor dem großen Wassergraben nach rechts ab zum Haupttor der Burganlage. Das kann man machen, ist aber in der lauten, verkehrsreichen und geschäftigen Großstadt Nagoya nicht wirklich spannend, sondern eher erschöpfend.

Deshalb mit dem ÖPNV: Erst nimmt man ab Bahnhof die U-Bahn der Higashiyama Line in Richtung Fujigaoka, dann steigt man am Bahnhof Fushimi um in die U-Bahn der Tsurumai Line nach Kami Otai und steigt an der Sengencho Station aus; von da geht es zu Fuß geradewegs nach Osten. Alternativ und besser fährt man mit der Higashiyama Line bis zum Bahnhof Sakae und wechselt dort in die U-Bahn der Meijou Linie bis zum Bahnhof Nagoyajou: Dort kommt man an der Südostecke des Geländes an und kann nach kurzem Marsch nordwärts den Osteingang zum Ninomaru nehmen. In der Meijou Line kann man nicht verloren gehen, denn es ist eine Loop Line, sie fährt also im Kreis, es kann also bei Einstieg in die falsche Richtung nur einfach etwas länger dauern, bis man ankommt. Die dritte und eigentlich beste Alternative ist die Sakuradori Line ab Hauptbahnhof nach Tokushige, diese fährt gerade ostwärts, und nach 3 Zwischenstops wechselt man am Bahnhof Hisayaodori in die vorgenannte Meijou Line bis Nagoyajou Station. Die Kosten für die beiden letztgenannten Möglichkeiten liegen derzeit bei 240 Yen.

Die Burg Nagoya ist die touristische Hauptsehenswürdigkeit der Stadt. Außer der Burg gibt es in der Stadt an Sehenswürdigkeiten noch den Atsuta-Schrein, der zweit-bedeutendste kaiserliche Schrein Japans, und das Tokugawa-Kunstmuseum (Tokugawa Bijutsukan) mit den Kunstschätzen der Owari-Tokugawa, darunter immerhin 10 Nationalschätze, 59 national wichtige Kulturgüter und 64 wichtige Kunstobjekte. Und dann wird es dünn, man findet ein paar schöne Parks und Gärten, historische Häuser in Arimatsu und Shikemichi oder interessante Tempel wie Ousu Kannon etc., die nicht sehr überzeugend wiederaufgebaute Burg Kiyosu usw. Doch die wichtigste, größte und beste Sehenswürdigkeit ist die Burganlage. Ja, sie brannte 1945 komplett ab, bis auf die Grundmauern. Und ja, der Wiederaufbau erfolgte in den 1950er Jahren in Beton. Und gesperrt ist der Hauptturm auch seit ein paar Jahren. Aber deswegen Nagoya aus dem Reiseprogramm zu streichen, wäre ein riesiger Fehler.

Denn erstens ist die Burganlage ein äußerst geschichtsträchtiger Ort, zweitens sind alle Wälle und Befestigungen der Burg original und unzerstört, und man kann sich der beeindruckenden Wirkung dieser herausragenden und gewaltigen Anlage nicht entziehen. Drittens ist der Wiederaufbau der Türme zwar in Material und Bauweise unhistorisch, dennoch vermittelt die äußere Hülle gut, wie es einmal ausgesehen hat. Außerdem gibt sich die Stadt Nagoya alle Mühe, die Fehler der Nachkriegszeit wiedergutzumachen: Der gesamte Hauptturm soll 2024 abgerissen und 2026-2028 aus Holz mit originalen Materialien authentisch wiedererstehen, ein zweiter Wiederaufbau, und diesmal richtig. Wir dürfen gespannt sein, was die nächsten Jahre bringen. Und wenn man sich den bereits wiederaufgebauten Honmaru Goten anschaut, darf man sich vorfreuen, daß es richtig gut werden wird. Und damit sind wir beim vierten Grund: 2009-2018 wurde der ebenfalls 1945 im Krieg durch Feuer zerstörte Honmaru Goten wiederaufbaut, nein, sagen wir besser: wiedergeboren. Denn es wurde an nichts gespart, um ihn absolut authentisch nach alten Dokumentationen wiedererstehen zu lassen, und es ist phantastisch schön geworden. So einen guten Palast aus dem frühen 17. Jh. gibt es sonst nur noch in Kyoto (Nijo-jou, Ninomaru goten, ein Original) und in Kumamoto (ebenfalls ein sehr guter Wiederaufbau). Und ein sechster Grund sind die vielen kleinen sonstigen Sehenswürdigkeiten auf dem Gelände, von den Teehäusern über die kleinen Yagura-Ecktürme und die Toranlagen bis zu den Gartenanlagen. Weitere originalgetreue Wiederaufbauten auf dem Burggelände sind in Planung, und das ist möglich, weil die Burg ja unzerstört bis 1945 auf uns gekommen ist und umfangreiche Dokumentationen existieren. Alles zusammen bildet genug Stoff für einen spannenden Tag, dazu bei einem, gemessen an dem zu Sehenden, moderaten Eintrittspreis von derzeit 500 Yen. Natürlich ist die Burg ein Besuchermagnet: Auf dem weitläufigen Gelände geht es dennoch entspannt zu, aber am Honmaru Goten muß man sich auf viele Besucher einstellen. Auch wenn Schlangen vor dem Eingang stehen - der größte Fehler wäre, die Innenbesichtigung zu verpassen. Deshalb eine klare Besuchsempfehlung, und lieber mehr Zeit einplanen.

Das Gelände ist 9.00 bis 4.30 Uhr geöffnet, letzter Einlaß 16.00 Uhr. Der Eintritt kostet 500 Yen, ein Kombi-Ticket mit dem Tokugawa-en kostet 640 Yen. Wer länger in Nagoya weilt und mehrfach rein möchte: Ein Jahresticket kostet 2000 Yen, also derzeit ca. 15 €. Am Osteingang des Burggeländes startet jeden Tag eine kostenlose englischsprachige Führung um 12.30 Uhr, veranstaltet vom Aichi Goodwill Guides Network. Dazu ist keine Reservierung notwendig; es handelt sich um ehrenamtliche Führer.

Ein alternativer Name für die Burg Nagoya ist Meijou, das ist einfach eine andere Aussprache der gleichen Kanji, dieser Name wird benutzt für den Meijou-Park, die U-Bahn Meijou-Line und für die Meijou-Universität. Wenn die Burg Nagoya nicht im Zweiten Weltkrieg zerstört worden wäre, wäre es heute die beste Burg Japans, aufgrund des erhaltenen Honmaru Goten sogar noch besser als Himeji.


Geschichtliches Vorspiel: die erste Burg Nagoya und die Burg Kiyosu
Bevor die heutige Burg Nagoya entstand, gab es einen Vorgänger aus der Muromachi-Zeit, genauer aus der Sengoku-Zeit: nach 1518 kam die östliche Hälfte der Provinz Owari unter die Kontrolle der Familie Imagawa von Suruga. Die erste Burg von Nagoya entstand ca. 1521-1528 während der Sengoku-Zeit, sie hieß noch Yanagi-no-maru (Weiden-Umwallung). Der Bauherr war Imagawa Ujichika (andere Lesung: Nagoya!), der hier eine Burg für seinen Sohn baute, Imagawa Ujitoyo. Im Jahre 1532 weckte diese Burg die Begehrlichkeiten von Oda Nobuhide (ca. 1510-8.4.1551), und er nahm sie sich mit Waffengewalt und taufte sie in Burg Nagoya um.

Die Familie Oda saß selbst auf der Burg Kiyosu, Nobuhides Großvater hatte sie seinerzeit von der Familie Shiba übernommen. Die Burg lag strategisch günstig an der Kreuzung zweier wichtiger Straßen, des Ise-kai-dou und des Nakasen-dou zwischen Kyouto und Kamakura. Wenig später ließ Oda Nobuhide die konkurrierende Burg Nagoya zerstören. Oda Nobutomo, der Onkel von Oda Nobunaga, übernahm erst mit Hilfe von Shiba Yoshimune 1553 die Burg Kiyosu, doch dann kam es zu Verrat, und er besiegte 1554 Shiba Yoshimune, der sich daraufhin das Leben nahm. Dessen Sohn Yoshikane belagerte den Sieger auf der Burg Kiyosu und besiegte ihn wiederum. So war Kiyosu kurzfristig wieder in den Händen der Familie Shiba, doch nicht für lange: Oda Nobunaga eroberte 1554 Burg Kiyosu und zwang seinen Onkel Oda Nobutomo zu Seppuku. Er trieb den letzten Shiba aus dem Land, nachdem er seine Autorität in Frage gestellt hatte und wieder eigenständig sein wollte. Der erste Reichseiniger, Oda Nobunaga, Sohn von Oda Nobuhide, nahm die Burg Kiyosu nun als Hauptsitz und etablierte dort seine Residenz. Owari wurde ab jetzt von der Familie Oda von Burg Kiyosu aus regiert. Oda Nobunaga ließ dort 1557 seinen jüngeren Bruder, Oda Nobuyuki, ermorden. Die Verhandlungen mit Tokugawa Ieyasu zwecks Bildung einer militärischen Allianz fanden 1562 in der Burg Kiyosu statt. 1563 zog Oda Nobunaga in die Burg Iwakura um. Burg Kiyosu kam an Oda Nobukatsu, der sie ausbaute. 1595 ging er seines Besitzes verlustig, und Kiyosu kam an Fukushima Masanori und blieb in seinem Besitz bis 1600. Burg Nagoya war schon 1582 endgültig aufgegeben und teilweise zerstört worden.

In jenem Jahr 1600 fand die Schlacht von Sekigahara statt, die alles änderte, die Tokugawa Ieyasu zum alleinigen Machthaber machte und das Ende seiner Konkurrenten bedeutete, die zugleich den Bürgerkrieg beendete und eine lange Zeit innerer Stabilität einläutete, mit gewissen Nachwehen: Eine Familie war noch übrig, die Ärger machen konnte und auch machte, bis zur Belagerung ihrer Burg Osaka 1615 und der Auslöschung der Toyotomi-Familie. Aber wir sind zeitlich noch davor: Fukushima Masanori bekam 1600 als neues Lehen Hiroshima. Kiyosu kam an den Tokugawa-Clan, zunächst an Matsudaira Tadayoshi, den vierten Sohn von Tokugawa Ieyasu. Er starb 1607, dann folgte Tokugawa Yoshinao, damals noch sehr jung. Bis jetzt war von Nagoya noch nicht die Rede, doch das änderte sich jetzt schlagartig. Tokugawa Ieyasu befahl 1609 die Verlegung des Verwaltungssitzes von Kiyosu nach Nagoya, 6,6 km nach Südwesten, und bis 1613 fand der Umzug statt. Und man zog nicht nur Möbel um, sondern auch das Baumaterial: Die meisten Holzgebäude in Kiyosu wurden abgebaut und an den neuen Bauplatz verschafft, dort entweder wiedererrichtet oder zu etwas Neuem zusammengezimmert. Deswegen heißt der Yagura-Wallturm im Nordwesteck sogar Kiyosu-Turm, weil er vollständig aus Baumaterial der alten Burg errichtet worden sein soll; der alte Hauptturm wurde hier am neuen Standort zu einem Wallturm umgebaut. Nicht alles kam nach Nagoya, so wurde ein Burgtor im Tempel  Ryoufuku-ji in Owari-Asahi verbaut, Schiebetüren aus dem Wohnräumen kamen in den Tempel Soken-ji in Naka-ku, Nagoya, und die goldenen Shachi vom Dach sind jetzt im Tempel Soufuku-ji in Gifu (Präfektur Gifu). In Kiyosu blieben nur die Erdwälle zurück. 1989 wurde dort wieder ein Hauptturm aufgebaut, mit Betonkern und eine freie Nachempfindung ohne Anspruch auf Authentizität. Es ist kaum mehr nachzuvollziehen, daß die heute in den Vorstädten der Millionenstadt Nagoya befindliche Burg Kiyosu einst eine Fläche von 1,6 km in West-Ost-Richtung und 2,8 km in Nord-Süd-Richtung einnahm und das beherrschende Machtzentrum in Owari war.

In Nagoya trafen sich mehrere wichtige Straßen der Edo-Zeit: Die Mino-Straße (Minoji) war zwar zweitrangig, aber sie verband zwei erstrangige Straßen miteinander, den nahen Tokaido und den etwas weiter weg liegenden Nakasendo. Die Mino-Straße begann am Nakansendo in Taru-juku (Tarui), verlief über Ogaki, Ichinomiya und Kiyosu nach Nagoya und von da nach Miya-juku (Atsuta-ku), wo der Tokaido erreicht wurde, welcher Edo mit Kyoto entlang der Küste verband, im Gegensatz zum im Inland verlaufenden Nakasendo. Somit war Nagoya an diesem strategisch wichtigen Punkt die Siedlung der Zukunft, und sie wurde eine der gewaltigsten Burgstädte des beginnenden 17. Jh. Die Hauptzwecke dieser neuen Burg Nagoya waren einerseits der Schutz dieses nahen Abschnittes des Tokaido und andererseits der Schutz vor irgendwelchen Gefahren, die von Osaka ausgehen könnten. Denn wir sind zur Bauzeit der Honmaru-Befestigungen und der Haupttürme zeitlich noch vor der Belagerung von Osaka, noch war die Toyotomi-Familie eine ernste Gefahr, erst 1615 wurde sie ausgelöscht. Es war Tokugawa Ieyasu klar, daß der Endkampf mit der Familie Toyotomi noch bevorstand. Es wäre möglich gewesen, daß die Toyotomi-Seite auf Edo marschiert; eine solche Armee galt es aufzuhalten. Umgekehrt brauchte man eine Machtbasis, um ggf. einen Angriff auf den Hauptsitz der Toyotomi-Familie vorantragen zu können. Für beide Aufgaben war Burg Kiyosu nicht ausreichend stark. Deshalb wählte man den Ort der verlassenen ersten Burg Nagoya aus. Edo, das Hauptquartier der Familie Tokugawa, lag 350 km weiter nordöstlich, und Osaka, das Hauptquartier der Familie Toyotomi, lag 180 km im Westen. An dieser strategischen Schlüsselstelle galt es ein deutliches Zeichen der beanspruchten Vormachtstellung zu setzen: Nagoya wurde eine der zeitlich letzten großen Burganlagen und eine der größten des Landes.


Geschichte und Bedeutung: Nagoya wird Machtzentrum und Sitz einer Tokugawa-Nebenlinie
Die Burg Nagoya entstand 1609-1613, als auf Befehl von Tokugawa Ieyasu die Machtbasis von Kiyosu hierher verlegt wurde. Nagoya wurde auf seinen Befehl hin das neue Zentrum von Owari, eine seiner vielen Maßnahmen zur Neuordnung und Stabilisierung Japans nach Etablierung des Tokugawa-Shogunats. Was mobil war, zog um: Das Baumaterial von Kiyosu wurde größtenteils wiederverwendet, und die Einwohner wurden umgesiedelt und bildeten den Grundstock der Bevölkerung der neuen Burgstadt. Da Tokugawa Ieyasu selber auf Burg Edo residierte, er aber gleichzeitig die Kontrolle über diese wichtige Provinz ausüben wollte, entschied er sich, das Lehen seinem neunten Sohn Tokugawa Yoshinao zu geben.  1610 begann man mit den größeren Bauarbeiten, und 1612 waren der Hauptturm und die Wachtürme vollendet, und im selben Jahr begannen die Arbeiten zum Honmaru-Palast, der drei Jahre später fertiggestellt war.

Das Lehen Owari, dessen Herrschaftszentrum jetzt Nagoya war, umfaßte Teile der Provinzen Owari, Mino und Shinano und damit den westlichen Teil der heutigen Präfektur Aichi. Zu besten Zeiten erwirtschaftete das Lehen 619500 Koku Ertrag, und damit war es abgesehen vom eigenen Besitz des Shoguns das größte Lehen der Familie Tokugawa. Die erst noch selbständigen kleineren Lehen Yanagawa und Takasu gingen später im Lehen Owari (Owari han) auf. Tokugawa Yoshinao (regierte 1607-1650) war der erste Inhaber des Lehens, gefolgt von seinem Sohn Tokugawa Mitsutomo (regierte 1650-1693), seinem Enkel Tokugawa Tsunanari (regierte 1693-1699), seinem Urenkel Tokugawa Yoshimichi (regierte 1699-1713) und seinem Ururenkel Tokugawa Gorouta (regierte nur kurz 1713). Dann folgten zwei Onkel des Letztgenannten nach, erst Tokugawa Tsugutomo (regierte 1713-1730), dann Tokugawa Muneharu (regierte 1730-1739), beide waren Adoptivsöhne von Tsunanari. Es folgte mit Tokugawa Munekatsu (regierte 1739-1761) ein Adoptivenkel von Mitsutomo, dann Munekatsus Sohn, Tokugawa Munechika (regierte 1761-1799). Dann folgten aufeinander Naritomo (1799-1827), Nariharu (regierte 1827-1739), Naritaka (regierte 1839-1845), Yoshitsugu (regierte 1845-1849), Yoshikatsu (regierte 1849-1858), Mochinaga (regierte 1858-1863), Yoshinori (regierte 1863-1869) und noch einmal kurz 1869 erneut Yoshikatsu (lebte 1824-1883, regierte erneut 1869 bis zur Aufhebung des Feudalsystems), dem 17. und letzten Daimyo.

Viele der späteren Daimyos, also ab dem 10., waren kaum noch vor Ort präsent. Da sie sowieso enge Verwandte des in Edo regierenden Shogun waren, lebten sie meist gleich dort. Nariharu zum Beispiel war die ganze Zeit nicht ein einziges Mal im Lehen Owari präsent. Die Einkünfte nahm er gerne, aber kümmern - nein Danke. Entsprechend schlecht war die Moral der dortigen Samurai. Dieses Nicht-Kümmern hatte auch in gewisser Hinsicht etwas Gutes - an der Burg wurde wenig verändert, und es entstanden keine Neubauten. Einzig Yoshikatsu kümmerte sich um die Verwaltung vor Ort. Er war strikt gegen die USA-Politik des Tairou; Ii Naosuke, und zusammen mit Gleichgesinnten wurden sie von sich aus in Edo vorstellig, um gegen den 1858 geschlossenen Freundschafts- und Handelsvertrag zwischen Japan und der USA zu intervenieren. Diese Courage kam ihn teuer zu stehen, er kam unter Hausarrest, und statt seiner wurde sein Bruder zum Daimyo über Owari eingesetzt. In dieser Zeit beschäftigte er sich intensiv mit Photographie, und deshalb verdanken wir ihm aus späterer Zeit eine so gute photographische Dokumentation der Burg Nagoya, die den Zustand 1870 abbildet und eine wesentliche Quelle der originalgetreuen Rekonstruktion bildete, insgesamt rund 1000 Photos. Nachdem Ii Naosake 1860 ermordet wurde, konnte Yoshikatsu nach einer Generalamnestie 1862 zurück an die Macht in Owari kommen. 1875 starb sein Sohn Yoshinori, aber schon vor dessen Tod hatte die kaiserliche Armee die Kontrolle über die Burg übernommen. Das Wappen des Familienastes ist das bekannte Tokugawa-Kamon, die im Dreipaß angeordneten Haselwurz-Blätter (Aoi, Asarum).


Geschichte: Zerstörung und Wiederaufbau:
Nach dem Ende des Feudalsystems fiel die Burg Nagoya 1872 unter die Verwaltung der kaiserlichen Armee, 1893 kam sie an die kaiserliche Haushaltung und bekam den Status einer kaiserlichen Nebenresidenz. Dadurch entging die Burg der Zerstörung, die so viele Burgen in der Meiji-Zeit erlitten. 1930 wurden die Haupttürme der Burg zusammen mit anderen Bauten als erste Burg zum Nationalschatz erhoben; im selben Jahr wurde die gesamte Anlage der Stadt Nagoya geschenkt. 1945 wurde die gesamte Burg ein Opfer der amerikanischen Bombardierung der Industriestädte Japans und brannte bis auf die Grundmauern ab. 1952 wurde des Gelände mit den übriggebliebenen Gräben und steinverkleideten Wällen zur national besonders wichtigen historischen Stätte erklärt.

Der Hauptturm der Burg (Tenshukaku) wurde mit Hilfe von Spenden der Bürgerschaft bis 1959 wiederaufgebaut, aber nur der äußeren Form nach dem historischen Vorbild entsprechend; die Innenkonstruktion ist Stahlbeton. Innen wurde ein Museum eingerichtet. Der nach mehr als 60 Jahren Standzeit in die Jahre gekommene Hauptturm kann seit 2018 nicht mehr besichtigt werden, weil die Sicherheit des Bauwerks insbesondere bei Erdbeben nicht mehr gewährleistet werden kann. Schon 2019 war der Abriß und Neubau des Tenshu mit alten Techniken und aus traditionellen, originalgetreuen Materialien geplant, dann kam die Corona-bedingte Verzögerung aller Pläne. Zum Glück gibt es eine umfangreiche architektonische Dokumentation aus dem Jahr 1932 mit detaillierten Plänen, dazu kommen etliche historische Photos mit Glasplatten-Negativen und eine 64bändige Enzyklopädie des Lehens Owari aus der Zeit 1821-1902 (Kinjo Onkoroku). Im Jahr 2024 soll er nun endlich abgerissen werden. Der originalgetreue Wiederaufbau aus Holz soll von 2026 bis 2028 erfolgen, so der derzeitige (2023) Plan.


Rundgang und Beschreibung: Übersicht über das Wallkonzept
Die Burganlage setzt sich aus mehreren bewehrten, also umwallten und mit Gräben umgebenen Einheiten zusammen, insgesamt fünf. Die Kerneinheit ist der etwa quadratische Honmaru, der innere Kreis. Dieser wird umgeben von drei weiteren umwallten Kompartimenten, die alle an den inneren Graben grenzen und untereinander durch tiefe Graben-Einschnitte (Stich-Gräben) voneinander separiert sind, so daß als Übergang zwischen den drei äußeren Kompartimenten nur jeweils eine kurze Landverbindung bleibt. Insgesamt gab es fünf dieser Stichgräben, die wie eine Sackgasse in Richtung Honmaru verliefen und die äußeren Walleinheiten voneinander separierten; erhalten sind vier davon. Jede dieser drei umwallten Einheiten besitzt einen eigenen Zugang zum Honmaru. Im Norden liegt der Ofuke-maru winkelförmig um die Nordwestecke des Honmaru herum, von dort aus gelangt man über den Nordzugang auf den Honmaru. Im Süden und im Osten ist der Bereich durch besagte tiefe Grabeneinschnitte von den anderen Kompartimenten getrennt. Im Südwesten liegt der Nishi-no-maru (westlicher Kreis). Er greift winkelförmig um die Südwestecke des Honmaru herum, und von hier führt von Süden her ein Zugang zum Honmaru. Dieser Bereich wird im Norden (sogenannten Kormoran-Hals) und im Osten durch Grabeneinschnitte von den anderen Bereichen getrennt. Der dritte Bereich ist der Ninomaru (zweiter Kreis). Er umgreift die Nordost- und die Südostecken des Honmaru und bildet einen sehr großen Bereich im Südosten. Er ist an seiner Westseite zweimal durch einen Grabeneinschnitt von den anderen Bereichen separiert, einmal im Norden und einmal im Süden der Westseite. Zusätzlich gibt es im Norden einen winkelförmig abknickenden Grabeneinschnitt, der vor dem östlichen Zugang zum Honmaru einen weiteren, kleinen Vorbereich (Higashi-Umadashi) abgrenzt. Einen ganz ähnlich abgetrennten Bereich gab es früher zwischen Nishinomaru und Ninomaru, doch von den einst zwei Stich-Gräben wurde einer im späten 19. Jh. verfüllt und eingeebnet. Aber zur Bauzeit der Burg war dieser zweite Zugang zum Honmaru auf gleiche Weise durch ein kleines eigens abgeschottetes Vorfeld (Ote-Umadashi) abgegrenzt. Der Grund war, daß sich nie zu viele Leute auf einmal vor dem Tor sammeln können sollten. Südlich von Nishinomaru und Ninomaru liegt der Sannomaru (dritter Kreis). Der Ofuke-maru hat keinen eigenen Zugang von außen. Auf den Nishinomaru gelangt man durch das im Süden gelegene Haupttor, eine Verbindung zum Sannomaru. Der Ninomaru hat zwei Zugangstore, eines im Osten, das zum Gelände des Sannomaru außerhalb führt, und eines an der südlichen Westseite, das ebenfalls in den winkelförmig auch hier außen entlang führenden Sannomaru führt. Vom Sannomaru führen also drei Tore in den zweitinnersten Bereich, einer in den Nishinomaru und zwei in den Ninomaru, einer von Westen und einer von Osten her.

Es gibt drei verschiedene Grabensysteme. Der innerste Graben (Uchibori), der rings um den Honmaru, ist ein Trockengraben. Er ist nicht verlandet oder trockengelegt, nein, es war schon immer ein Trockengraben, er besitzt weder Zufluß noch Abfluß, und es gibt keine Brücken auf die "Insel", sondern abschottende Dämme. Die beiden äußeren sind Wassergräben, die aber auch teilweise trocken sind. Der äußere oder zweite Graben (Sotobori) umgibt die Einheiten Ofukemaru, Nishinomaru und Ninomaru, und von ihm aus ragen "Sackgassen" trennend zwischen die genannten drei Bereiche. Am besten ist der auf der Westseite zu sehen; er wird Kormoran-Hals genannt. Die anderen sind ähnlich, nur einer ist sogar im rechten Winkel abgeknickt. Dieser Graben ist auf der Südseite und auf der Ostseite trocken. Der äußere Wassergraben (Sotobori) umfließt (bzw. umfloß) auch den Sannomaru. Er ist heute wirklich trockengefallen, führte früher aber Wasser. Mit dieser Bauweise ist Nagoya ein gutes Beispiel für eine Flachlandburg (Hira-jiro). Die einzelnen Bereiche waren von außen nach innen mit Dämmen verbunden, der Sannomaru mit dem Ninomaru und dem Nishinomaru, und die beiden letzteren mit dem Honmaru. Bereiche auf der selben Hierarchieebene hatten untereinander ebenfalls keine Brücken, sondern schmale Landverbindungen, so zwischen Ofukemaru, Nishinomaru und Ninomaru. Und dort, wo kein dauerhaft wassergefüllter Graben war, sondern ein Trockengraben, gab man den steinverkleideten Dämmen den Vorzug vor Brücken. Diese Dämme verhinderten den Anschluß an fließendes Wasser, und sie boten auch keinen Abfluß. Wenn Regenwasser die in sich abgeschlossenen Grabenabschnitte füllte, war das ein zusätzlicher Schutz, andernfalls blieben die Gräben eben trocken. Im Norden außerhalb des Soto-bori lag ein Gartenbereich (Ofuke-niwa), auch heute ist dieser Bereich als Park gestaltet, seit er 1930 öffentliches Eigentum wurde. Hier im Norden waren keine weiteren umwallten Einheiten zum Schutze nötig, weil hier zur Bauzeit weiträumig Marschland war, ungeeignet zum Angriff. Vielmehr gab es hier einen See mit kleinen Inseln, und das lud geradezu zur Einbeziehung in den Garten ein. Das Gesamtkonzept läßt sich schlecht in die Nawabari-Typologie einordnen, am ehesten entspricht es dem Typ Renkaku-shiki, also einer Burg mit mehreren Verteidigungsringen aneinander, mit einer Hauptkomponente und mit seitlich anstoßenden äußeren Komponenten. Die Wälle der Burg erreichen addiert eine Länge von 8,2 km inclusive Sannomaru. Die Höhe der Wälle beträgt (ohne den Hauptturmsockel) zwischen 5-13 m. Der Hauptturmsockel ist an der Ostseite 13 m hoch, an der Westseite 20 m.


Rundgang und Beschreibung: die Türme des Honmaru
Der Hauptturm (Tenshu-kaku) wurde 1612 errichtet und ist von den Dächern her fünfstöckig, besitzt aber innen sechs Geschosse. Er ist vom Typ Sotogata Tenshu (Soutougata Tenshu); der gesamte Turm ist einheitlich komponiert und verjüngt sich kontinuierlich von Geschoß zu Geschoß. Die Dachlandschaft ist äußerst lebhaft: Das zweite Dach von unten besitzt an der einen Seite zwei Chidori-hafu (Dreiecksgiebel mit Fußdach) und an der anderen Seite einen Chidori-hafu zwischen zwei Karahafu (geschwungene bzw. geschweifte Giebel). Das dritte Dach besitzt auf der einen Seite einen, auf der anderen zwei Karahafu. Das vierte Dach hat auf der einen Seite einen Karahafu, auf der anderen einen Chidori-hafu. Und das fünfte Dach ganz oben ist vom Typ eines Irimoya-Dachs. Gegenüberliegende Seiten des Turmes sind gleich gestaltet. Das unterste Dach ist schlicht und ohne Giebel, und hier springt die Außenwand auch nicht zurück, vielmehr gibt es im zweiten sichtbaren Stockwerk auf jeder Seite zwei erkerartig vorspringende Partien unter den Giebeln. Somit gibt es insgesamt 22 Giebel, die im munteren, aber geordneten Wechsel angeordnet sind, dazu eine besonders lebhafte Modellierung der Stockwerksaußenlinie auf der zweiten sichtbaren Ebene. Das sechste, von außen unsichtbare Geschoß liegt im steinverkleideten Sockel. Die damals maßgebliche Burg des Erzrivalen in Osaka setzte Maßstäbe, die man in Nagoya zu übertreffen suchte: Der Tenshu von Nagoya hatte das dreifache umbaute Volumen im Vergleich zum damaligen Tenshu von Burg Osaka. Dieses Übertreffen im Maßstab sollte deutlich den Machtanspruch und den Anspruch auf das Shogunat und die Vormachtstellung der Familie Tokugawa im Vergleich zur Familie Toyotomi herausstellen. Zur Zeit seiner Errichtung war dieser Tenshu der größte seiner Art in ganz Japan, und derjenige mit der größten Fläche innen. Der steinverkleidete Sockel ist ca. 20 m hoch, der Aufbau 36 m, also insgesamt 56 m. Seine addierte Geschoßfläche betrug 4424 m2, das entspricht 1769 Tatami-Matten und ist etwa das Doppelte der Fläche des Hauptturms von Himeji.

Diesem Hauptturm zur Seite steht im Süden ein kleinerer Turm, ein von außen zweistöckiger Ko-tenshu, der aber innen zusätzlich zu den beiden sichtbaren und befensterten Geschossen noch ein Sockelgeschoß im Ishigaki-Bereich besitzt. Er ist deutlich vom Hauptturm abgesetzt, und auch die Wallmauern haben zwischen beiden Türmen einen kräftigen Rücksprung. Dennoch sind beide Türme über eine Wehrgalerie miteinander verbunden. Der Zugang zum Tenshukaku erfolgt nämlich nicht vom Hof des Honmaru aus, sondern über den zweiten, kleineren Turm südlich des ersten. Man betritt ihn über eine Außentreppe und muß im seinem untersten Geschoß eine 180°-Kehre machen. Von diesem führt ein seitlich mit Wehrmauern geschützter, aber dachloser und oben offener Weg auf dem Wall in den auf der Südseite gelegenen Hocheingang des Hauptturmes, der aber noch innerhalb der Ishigaki-Zone positioniert ist. Es mag für einen potentiellen Angreifer verlockend erscheinen, genau hier eindringen zu wollen, doch ein solches Vorhaben würde spätestens an den 30 cm weit schräg nach unten herausragenden, dicht gesetzten scharfen Speeren oben an der Mauer scheitern. Diese Verbindung beider Türme ist also eine vom Typ Renketsu-Tenshu = Renketsugata-Tenshu, zwei auf etwas Abstand miteinander verbundenen Türmen, davon einer ein Dai-Tenshu, der andere kleiner und ein Ko-Tenshu, beide mit einem brückenartigen Wehrgang verbunden. Insgesamt könnte man den Burgentyp auch als Teiritsushiki bezeichnen, weil von diesen Türmen auf den Wällen Verbindungsgalerien (Tamon yagura) zu den anderen Ecktürmen liefen und insgesamt ein komplexes System miteinander verbundener Türme aufspannten. Die Tamon yagura liefen jedoch nicht durch bis an den Tenshu, sondern es gab beiderseits eine Lücke, in der nur ein steinverkleideter Erdwall war: Der Grund war, daß sich ggf. ein Feuer nicht auf den Hauptturm ausbreiten sollte. Wer es dennoch auf diesen Gang zwischen Dai-tenshu und Ko-tenshu schaffen sollte, steht dann vor einer vollständig mit Eisen beschlagenen Tür, der weder Beschuß noch Feuer etwas anhaben konnte.

Beide Türme brannten 1945 bis auf die Grundmauern nieder und wurden 1957-1959 auf einem Kern aus Stahlbeton wiederaufgebaut. Bei der Rekonstruktion tauschte man die Steine der Sockelmauern aus, weil diese durch die enorme Hitze des Brandes 1945 evtl. Schaden genommen hatten und ihrer Festigkeit nicht mehr zu trauen war. Einige dieser Steine liegen auf einer Wiese im Norden des Hauptturmes, etliche andere liegen in Reihen unten im Trockengraben. Der Sockel der Türme ist reihum geböscht, aber nicht in gerader Linie, sondern unten etwas schräger und oben immer vertikaler, so daß eine dynamische Bogenlinie der Außenkurvatur entsteht. Das nennt man Ogi-kobai, Fächer-Schrägung. Das ist typisches Merkmal der Bauweise von Kato Kiyomasa, das man auch an anderen Burgen findet, die unter seiner Mitwirkung gebaut wurden, z. B. in seiner eigenen Burg Kumamoto. Solche Wallflanken waren stabiler als gerade und stürzten weniger leicht zusammen, und die Verbreiterung unten verteilte das Gewicht des Turmes besser auf eine breitere Basis. Deshalb bekam Kato Kiyomasa auch diesen äußerst wichtigen Bereich als Abschnitt zugeteilt, wo die Ishigaki-Wälle allerhöchste Qualität haben mußten, um die Last des riesigen Hauptturmes zu tragen.

Wahrzeichen der Burg und der ganzen Stadt sind die beiden goldenen Shachi (Kin-Shachi) auf dem obersten Dachfirst des Hauptturmes. Diese mythologischen Fabelwesen sind eine Art Talisman gegen Brand, sei es durch Blitzschlag oder durch Feindeinwirkung. Die originalen Shachi bestanden aus einem Zypressenholzkörper, der mit Bleiblechen beschlagen war. Darüber kam Kupferblech, und darauf wurde das dünne Goldblech als äußerste Schicht angebracht. Bis zum Bau von Burg Nagoya war das Vergolden von Shachi zwar üblich, doch nahm man nur hauchdünne Goldfolie. Hier wurde erneut mit viel dickerem Blech als üblich aufgetrumpft, um die Vormachtstellung der Familie Tokugawa zu zeigen: Nicht kleckern, sondern klotzen, sowohl hinsichtlich der Dimensionen als auch hinsichtlich der verwendeten Menge an Gold. Im Laufe der Edo-Zeit wurden die Shachi dreimal erneuert. Der Grund war eher ökonomischer Natur: Die Goldschicht hatte man ursprünglich aus plattgehämmerten Münzen hergestellt, sie war relativ rein und dick. Das weckte Begehrlichkeiten, und als man 1827 beide Shachi erneuerte, war die neue Goldschicht erheblich weniger rein als vorher. Als im Zuge der Meiji-Reformen Burgen nicht mehr "in" waren, schenkte das damalige Oberhaupt der Owari-Tokugawa die beiden Shachi dem Kaiserhaus. Sie wurden 1871  von Atsuta aus nach Tokyo verschifft und auf diversen Ausstellungen gezeigt, unter anderem 1872 auf der Yushima-Seido-Ausstellung in Tokyo und 1873 auf der Weltausstellung in Wien. 1878 kehrten sie beide zurück nach Nagoya und wurden 1879 wieder oben auf dem Dach angebracht. Weiterhin weckte das Gold Begehrlichkeiten: Während der Meiji-Zeit wurde dreimal das Gold von Dieben gestohlen. Die letzten Shachi gingen 1945 beim Brand zugrunde. Die gegenwärtig angebrachten Exemplare stammen aus dem Jahr des Wiederaufbaus, 1959. Auf der Nordseite ist ein männlicher Shachi angebracht, er ist 2,62 m hoch und wiegt 1,272 t. Auf der Südseite des Firstes ist das weibliche Gegenstück angebracht, es mißt 2,58 m hoch und wiegt 1,215 t. Beide sind mit insgesamt 18 Karat Gold überzogen in 150 µm Blechdicke. Das sind beim männlichen Shachi insgesamt stattliche 44,7 kg Gold und beim weiblichen Shachi 43,4 kg Gold. Dreimal wurden sie bisher oben abgebaut und unten ausgestellt, einmal 1984, dann 2005 und noch einmal 2021. Wie viele andere Burgen auch trägt die Burg Nagoya einen poetischeren Namen, der besser klingt als die reine Ortsbezeichnung. Namengebend sind hier die beiden Shachi, denn dieser Name lautet Kinshachi-jou - Burg der goldenen Shachi.

Der Honmaru besitzt an den beiden südlichen Ecken einen Wall-Turm (Sumi-yagura), die sehr ähnlich sind, aber nicht gleich. Beide dienten der Postierung von Wachmannschaften, der Lagerung von Waffen und im Ernstfall der Verteidigung der Wallflanken. Beide sehen von weitem aufgrund der Dächer wie zweistöckige Türme aus, sind in Wahrheit aber dreistöckig. An der Südwestecke steht der weiß gestrichene und mit Ziegeln gedeckte Seinan-sumi-yagura (sei = Westen, nan = Süden). Er wird auch Hitsuji-saru-yagura genannt, nach den beiden Tieren, die im chinesischen Tierkreis für die Richtung Südwesten stehen, Ziege und Affe. Normalerweise ist er für den Publikumsverkehr geschlossen und kann nur zu seltenen Gelegenheiten besichtigt werden. Der 1612 errichtete Wachturm ist nicht original, sondern wurde zusammen mit der Steinverkleidung des Walls 1891 beim Nobi-Erdbeben zerstört und 1923 durch die kaiserliche Haushaltung wideraufgebaut. Deshalb sieht man an den Enden der Dachziegel als Wappen auch die kaiserliche Chrysantheme. Der Turm ist aber in gewisser Hinsicht dennoch alt, denn er hat das Bombardement und den Großbrand von 1945 überlebt und ist als national wichtiges Kulturgut klassifiziert. Innen ist alles aus Holz ausgeführt, und bei der Besichtigung erlebt man diesen Turm als eine der authentischsten Stellen der ganzen Burg. Im untersten Geschoß, das direkt den Ishigaki-Wällen aufsitzt, befinden sich auf jeder Außenseite zwei Ishi-otoshi, zwei Erker zum Werfen von Steinen und anderen unangenehmen Dingen, falls sich ein Eindringlich am Erklettern der Wälle versuchen sollte. Kein Dach trennt erstes und zweites Geschoß. Im zweiten Geschoß kragt auf jeder Außenseite das Mittelstück erkerartig vor und trägt einen Chidori-hafu, einen kleinen Dreiecksgiebel, der das Dach durchbricht. Auf der Südseite ist in das kleine Fußdach noch ein geschweifter Giebel (Karahafu) eingebaut, den besitzt die Westseite nicht. Das dritte Geschoß hat viele und große Fensteröffnungen und wird nach oben mit einem Irimoya-Dach abgeschlossen, Giebelseite nach Süden.

Auch der ebenfalls 1612 erbaute Tounan-sumi-yagura an der Südostecke (tou = Osten, nan = Süden) ist weitgehend historisch und als national wichtiges Kulturgut klassifiziert. Eine alternative Bezeichnung ist Honmaru tatsumi yagura. Gewöhnlich ist er für Touristen unzugänglich. Er ist ganz ähnlich aufgebaut, nur bei den Dachformen gibt es kleine Unterschiede zum anderen Turm: Der Giebel (Chidorihafu) der Südseite hat weder ein Fußdach noch einen Karahafu, aber das Irimoya-Dach der dritten Ebene besitzt auf der Längsseite (Osten) einen solchen geschweiften Giebel zusätzlich. An der östlichen Längsseite des Turmes gibt es einen Steinwurferker über der Wallkrone zusätzlich, dort sind es drei, an der südlichen Schmalseite nur zwei. Rücklings führen Treppenwege auf die Wallkrone zum Turmeingang hinauf. Wegen der Nähe des besonders zu schützenden Tores gibt es hier eine Abweichung von der quadratischen Grundform des Honmaru: Diese Ecke ist nach Süden vorgezogen, so daß der Turm zur Hälfte außerhalb der prolongierten Wallkronenlinie positioniert ist. Entsprechend springt die Außenmauer des inneren Grabens hier eckig zurück, um eine Mindestbreite des Grabens aufrechtzuerhalten. Beide Türme sind zwar prinzipiell aus Holz erbaut, doch die Verkleidung mit weiß gestrichenem Lehmputz macht die Außenhaut wasserfest und vor allem feuerfest.

Früher war der Honmaru von insgesamt fünf Türmen geschützt, dem Dai-tenshu im Nordosten und dem Ko-tenshu weiter südlich, den beiden besprochenen Yagura-Türmen an den beiden südlichen Ecken und einem weiteren im Nordosteck. Der Nordostturm (Sumi-Yagura), der ganz ähnlich wie die beiden erhaltenen Yagura konstruiert war, blieb bis 1945 erhalten, doch er fiel dem amerikanischen Bombardement zum Opfer und wurde bisher nicht wieder aufgebaut.


Rundgang und Beschreibung: die Toranlagen des Honmaru
Der Honmaru-Bereich hat drei Zugänge: Im Süden gibt es zwischen den beiden Walltürmen asymmetrisch nach Osten verschoben das um 1612 errichtete Omote Ni-no-mon, das zweite Vordertor, das den Honmaru mit dem Nishinomaru verbindet. Es wird auch Honmaru-minami-mon genannt, das Südtor des inneren Kreises. Ein Tor vom Masugata-Typ (Masugata Koguchi) durchschneidet hier den Wall, der auf der linken Seite nach hinten geführt wird und dort wieder rechtwinklig parallel zum südlichen Wall abknickt. In den inneren Graben (Uchi-bori) gezogene äußere Teil bildet ein halbhohes Rechteck mit aufgesetzter Wehr mit Schießscharten und einem in der Mitte plazierten Tor vom Korai-mon-Typ (Honmaru-minami-ni-no-mon). Auf den Steinwall ist auf die äußere Kante eine hölzerne Wand gesetzt worden, deren tragende Pfosten nach hinten zweimal gegen die hinteren Stützpfosten abgestrebt sind. Beide Pfostenreihen tragen gemeinsam das schmale Satteldach. Im unteren Bereich besitzen die Bretter der Außenhaut Schießscharten für Musketen. Wer das überwinden sollte, findet sich in einem quadratischen Zwinger wieder. Das wesentlich stärkere Tor befindet sich um 90° gedreht auf der rechten (östlichen) Seite des Masugata-Bereiches; die heute weit offene Lücke zwischen den Wällen wurde früher durch ein zweistöckiges, wehrhaftes Tor vom Typ Yagura-mon gesichert (Honmaru-minami-ichi-no-mon-ato, Ruine des erstes Südtores des inneren Berings). Wer in diesen Zwinger geriet, konnte von fast allen Seiten aus von der Höhe der Wälle oder vom Obergeschoß des Tores aus bekämpft werden. Dieses innere Tor ist seit der Zerstörung 1945 noch nicht wiederaufgebaut worden, ebensowenig wie die im Nordwesten und Westen einst befindlichen, 1891 beim Erdbeben zerstörten Walltürme an der Barbekane. Wesentliche Teile dieser Torkonstruktion sind original, darunter das äußere Tor, deshalb ist es als national wichtiges Kulturgut eingestuft. Es führt von außen übrigens keine Brücke zum Tor, sondern ein massiver steinverkleideter Wall. Das deckt sich mit dem Befund, daß dieser Graben dem Wesen nach ein Trockengraben war und nicht von Wasser durchflossen war.

Eine ganz ähnliche Torkonstruktion gibt es im nördlichen Bereich der Ostseite des Honmaru, dort liegt das Honmaru-higashi-mon, konstruiert wie beschrieben als Masugata Koguchi. Das 1612 errichtete Tor verbindet den Honmaru mit dem gesondert abgetrennten Bereich des Ninomaru (Higashi Umadashi). Das Erdbeben 1891 zerstörte die Wehrgalerie auf der Barbekane, und der Luftangriff 1945 zerstörte den Rest der Aufbauten. Hier sind die Brustwehren nicht rekonstruiert worden, nur das äußere Tor vom Korai-mon-Typ (Honmaru-higashi-ni-no-mon) zeigt, wie es etwa ausgesehen hat. Das Tor selbst ist zwar alt und original, doch stand es früher woanders: Es war eigentlich das Ni-no-maru Higashi Kurogane-mon, und erst 1972 wurde es hierhin versetzt und in die Wall-Lücke eingebaut. Der Wall umgreift die Masugata dahinter von Norden her, so daß das nicht mehr vorhandene zweite Tor (Honmaru-higashi-ichi-no-mon-ato) wiederum um 90° gedreht das Verlassen des quadratischen Zwingers nach Süden gegen den Willen der Besatzung verunmöglichte. Diese Toranlage ist ebenfalls als wichtiges Kulturgut klassifiziert.

Sehenswert ist hier der Kiyomasa-Stein (Kiyomasa-ishi), zu finden auf der Zwingerseite des nach Süden reichenden Wallarmes: Das dürfte der größte Stein sein, der in den Wällen der Burg verbaut wurde. Er trägt seinen Namen nach dem berühmten General und Burgenbaumeister Kato Kiyomasa, der der Legende nach den Stein nach Nagoya geschafft haben soll. Eine Statue von ihm steht in der Nähe des Übergangs zwischen Nishi-no-maru und Ni-no-maru; sie stellt Kiyomasa dar, wie er oben auf einem gigantischen Stein steht und einen Fächer schwenkt. Wer genau hinschaut, sieht an manchen Steinen der Ishigaki-Wälle gravierte Markierungen (koku-mon) in Form vereinfachter Familienwappen, diese erinnern daran, daß die Burg von 20 bei Sekigahara unterlegenen Daimyos errichtet werden mußte (Tenkabushin-System), insbesondere von denen, die eine starke Bindung an die Familie Toyotomi hatten. Realistischer sollte man davon ausgehen, daß dieser Teil der Burg nicht von Kato Kiyomasa, der zwar durchaus zu besagten 20 Daimyos gehörte, sondern vom Daimyo Kuroda Nagamasa erbaut worden ist. Für das südliche Tor zum Honmaru war Tadamasa Tanaka verantwortlich, für die Südostecke Terumasa Ikeda, für den Westabschnitt des Südwalls Hosokawa Tadaoki etc. Historische Pläne verzeichnen haargenau, wer für welchen Abschnitt verantwortlich war. Die Markierungen von Kato Kiyomasa, drei sich überlagernde Ringe, lassen sich hingegen an den Steinen des Sockels des Dai-tenshu finden, vorzugsweise an den Ecksteinen, das war sein Bereich der Tätigkeit, denn jeder Daimyo bekam einen bestimmten Wallabschnitt zugewiesen. Dank dieser Zwangsverpflichtung der Daimyos wuchsen die Wälle in nur 6 Monaten Bauzeit heran, und die Qualität der Ishigaki-Wälle ist deutlich besser als die der gegnerischen Burg Osaka. Diese Zwangsverpflichtung von Daimyos zweifelhafter Loyalität (Tozama Daimyos) durch Tokugawa Ieyasu hatte System: Er ließ sie nicht nur die Burg Nagoya erbauen, sondern auch an Burg Nijo in Kyoto, in Edo, in Sumpu etc. arbeiten: Organisation, Beschaffung von Material und Arbeitskräften und die schieren Kosten ließen diese Tozama Daimyos ausbluten; diese Schwächung ihrer Ressourcen durch diese landesweiten Großbauprojekte war der Plan.

Die dritte Toranlage gibt es auf der Nordseite direkt neben dem Tenshu-kaku. Sie ist erheblich kleiner und schwächer als die beiden anderen, aber aufgrund der Position und der Nähe zu dem breiten äußeren Wassergraben konnte man sich diese Zurückhaltung erlauben. Von Norden her reicht ein Damm mit Ishigaki bis an den Wall des Honmaru heran, und dort empfängt den Hineintretenden das Fumei-mon. Im Gegensatz zu den beiden anderen Toren ist hier die Masugata nicht vor den Wall vorgezogen; man konnte hier dem Schutz durch den nahen Tenshukaku vertrauen. Dennoch bildet der Wall einen Zwinger; der zweite Durchlaß (ohne Yagura-mon) war nicht gedreht, sondern nur seitlich versetzt zwischen dem Arm des Walles und dem Tenshu-dai positioniert. Die Wahrnehmung dieses Bereiches wird empfindlich durch den dort installierten modernen Außenaufzug des Tenshukaku samt Außentreppenhaus gestört. Dieses Tor führt in den Bereich des Ofukemaru. Da dieser keinerlei Außenverbindung nach jenseits des breiten Wassergrabens hat, konnte man es sich leisten, die Toranlage weniger stark anzulegen als die beiden anderen. Dennoch finden sich auch hier die dicht an dicht gesetzten, schräg nach unten gerichteten Speere zum Verhindern des Hochkletterns unter der Dachabdeckung der Mauer. Wegen der Nähe zum Hauptturm wurde dieses Tor zumeist geschlossen gehalten. Das 1945 zerstörte Tor wurde 1978 originalgetreu rekonstruiert.


Rundgang und Beschreibung: Ofukemaru
Es gibt noch einen dritten Wachturm, und auch dieser ist noch original aus der Zeit um 1619, als national wichtiges Kulturgut klassifiziert und normalerweise nicht zu besichtigen. Es ist der Wachturm an der Nordwestecke, der den breiten äußeren Wassergraben überblickt. Er gehört aber nicht mehr zum Honmaru-Bereich, sondern zum dort vorgebauten Ofuke-maru, eine eigene umwallte Einheit, die aber als einzige keine Verbindung nach weiter außen hat, sondern eine Art "Sackgasse" im Befestigungssystem bildet. Der Wallbereich des Ofukemaru wird auch Fukaimaru genannt. Früher war hier bereits Marschland. Der Bereich ist nicht regulär Teil der Besichtigung, vielmehr wird er nur wenige Male im Jahr für Besucher geöffnet.

Der Name des Wehrturmes ist ähnlich phantasielos wie bei den anderen beiden Seihoku sumi yagura (sei = Westen, hoku = Norden). Dieser Turm ist dreistöckig (Typ San-juu-yagura), und das sieht man auch sofort, denn er besitzt drei Dächer übereinander. Beim direkt der Wallkrone aufsitzenden Geschoß kragt auf jeder Außenseite das Mittelstück erkerartig vor und trägt einen Chidori-hafu, einen kleinen Dreiecksgiebel, der das darüberliegende erste Dach durchbricht. und selber noch ein kleines Fußdach hat. Das zweite Geschoß trägt ein schlichtes Dach ohne zusätzliche Giebel, und ganz oben deckt ein Irimoya-Dach das dritte und letzte Geschoß; der Giebel ist nach Norden ausgerichtet. Bei diesem Turm handelt es sich um Japans zweitgrößten dreistöckigen Wachturm in Originalzustand. Für seinen Bau wurde das Material des Tenshu von Burg Kiyosu verwendet. Auch zeigt den Paradigmenwechsel in den Dimensionen: Was früher der Hauptturm war, reicht hier für einen Wachturm. Ein weiterer, nicht mehr erhaltener Eckturm befand sich am Nordosteck des Ofukemaru.

Exkurs: Wie sehr original erhaltene dreistöckige Sumi-yagura-Türme aus der Edo-Zeit sind, läßt sich an folgender vollständiger Liste ablesen (Burg, Turmname, Höhe des Aufbaus, Baujahr bzw. Bauzeit):
- Burg Hirosaki, Ushitora-yagura, 11,92 m, 1611 (Keicho 16)
- Burg Hirosaki, Tatsumi-yagura, 11,87 m, 1611 (Keicho 16)
- Burg Hirosaki, Hitsujisaru-yagura, 11,98 m, 1611 (Keicho 16)
- Burg Edo, Fujimi-yagura, 15,5 m, 1659 (Manji 2)
- Burg Nagoya, Kiyosu-yagura (nordwestlicher Eckturm, Seihoku sumi yagura), 16,3 m, 1619 (Genna 5)
- Burg Hikone, Nishinomaru-yagura, 11 m, Keicho-Zeit
- Burg Akashi, Hitsujisaru-yagura, 13,28 m, 1620 (Genna 6), ehemals aus Burg Fushimi
- Burg Akashi, Tatsumi-yagura, 12,53 m, 1620 (Genna 6), ehemals aus Burg Funage
- Burg Fukuyama, Fushimi-yagura, 13,5 m, 1622 (Genna 8), ehemals aus Burg Fushimi
- Burg Takamatsu, Tsukimi-yagura, 1676 (Enpo 4)
- Burg Takamatsu, Ushitora-yagura, 11,5 m, 1677 (Enpo 5)
- Burg Kumamoto, Uto-yagura, 19,1 m, 1601-1615, innen sogar fünfstöckig

In diesem umwallten Bereich ist noch das Nogi-soko sehenswert, ein aus Stein gebautes, Meiji-zeitliches Lagerhaus, das ursprünglich als feuerfestes Pulvermagazin gebaut worden war. Im Zweiten Weltkrieg hatte man hier drin die beweglichen Kostbarkeiten, vor allem die Schiebetüren (Fusuma-e) des Honmaru-Palastes eingelagert, und hier überlebten sie die Feuersbrunst der Gebäude, so daß sie als Vorbild für die Rekonstruktion dienen konnten.

Dieser umwallte Bereich hatte zwar im Norden eine künstlich verengte Landverbindung zum Ninomaru, durch den tiefen Grabeneinschnitt auf Wegesbreite reduziert, doch hier gab es früher zusätzlich noch ein Tor, das den Übergang zwischen Ninomaru und Ofukemaru kontrollierte, das Shiogura-mon. Es befindet sich unmittelbar östlich neben dem Übergang zum Fumeimon. Die hölzernen Einbauten sind nicht mehr existent, aber die beiden parallel gegeneinander versetzten Wälle zwingen den Weg zu einem Slalom: Wer vom Ninomaru aus kommt, muß erst rechtwinklig nach Norden abbiegen, ein Korai-mon passieren, ein Stück zwischen den beiden Wällen passieren, dann wieder rechtwinklig nach Westen abbiegen, dann wieder nach Süden entlang der Innenseite des inneren Walls, und dann kann er erneut abbiegen und seinen Weg entlang des Trockengrabens rings um den Honmaru fortsetzen, wobei er aber nach wenigen Metern auf den Damm zum Fumeimon stößt.

Früher gab es hier im Ofukemaru mehrere Lagerhäuser für Waffen und Munition, die Ozutsu-gura, Tezutsu-gura, Migaki-gura und Ana-gura genannt wurden, von kura = Lagerhaus. In der nordöstlichen Ecke stand früher ein Lagerhaus für Salz (Shio-gura). Um 1670 baute man hier auch einen Brennofen für Keramik auf; die Produkte wurden O-niwa-yaki (Garten-Keramik) oder Ofukei-yaki (Ofukei-Keramik) genannt; sie war so ähnlich wie Seto-Keramik.

Im Garten des Ofuke-maru wurden nach 1945 anstelle der Lagerhäuser mehrere Teehäuser errichtet. Das Sarumen-chaseki ist eine 1949 erstellte Rekonstruktion des gleichnamigen, aber untergegangenen Teehauses im Ninomaru-teien. Das Yuuin-chaseki ist eine hierhin versetzte, ca. 1772-1780 erbaute Kopie des gleichnamigen Teehauses von Sen no Soutan (1578-1658), einem Enkel des berühmten Sen no Rikyuu. Das Oribe-dou wurde 1955 erbaut und erinnert an Furuta Oribe (1544-1615), einen Samurai, Ästheten und Verbreiter der Teekultur. Weiterhin steht hier noch eine Halle im Shoin-Stil, Kinjou-en genannt, Garten (en) der goldenen (kin) Burg (jou); sie wurde vom Teemeister Morikawa Kanichirou (1887-1980) entworfen und hat mehrere Tatami-Räume im Inneren, jeweils zu 10, 8 und 5 Matten.


Rundgang und Beschreibung: Nishinomaru
Der nächste umwallte Bereich, der Nishinomaru, erstreckt sich im Süden und Südwesten des Honmaru. Am westlichen Ende seiner Südseite liegt das Haupttor der Burg, das Omote-mon (Vordertor), auch Sei-mon (West-Tor) genannt oder Enokida-mon. Es bestand aus einem Innentor vom Yagura-mon-Typ und einem Außentor vom Korai-mon-Typ, beide im rechten Winkel zueinander angeordnet. Das ursprüngliche Yagura-mon-Tor wurde 1891 beim Mino-Owari-Erdbeben zerstört. Als Ersatz baute man hier 1911 das aus dem Jahr 1704 stammende Hasuike-mon aus der Burg Edo (Tokyo) ein. Dieses Tor wurde 1945 durch Feuer zerstört und ist 1958 teilrekonstruiert worden, zeittypisch nur äußerlich dem Vorbild folgend, im Inneren aus Stahlbeton. Die Anlage folgt dem Masugata-Schema, wobei im Süden ein Bereich rechteckig in den Graben gezogen wurde (Masugata koguchi). Das dort früher befindliche Außentor (Kabuki-mon) wurde nicht rekonstruiert. Der Wall wird auf der linken Seite nach Norden und dann noch einmal abknickend nach Osten ausgezogen, und auf der Ostseite schließt ein zweigeschossiges Tor vom Yagura-mon-Typ die Wall-Lücke. Im Zwinger befindet sich vor dem Tor zur Linken, also für den Ankommenden geradeaus, heute das Ticket-Büro. Dieses Tor war früher das wichtigste der Burg, und war hochgestellten Gästen und Vasallen vorbehalten.

Westlich dieses Tores ragt der Nishinomaru weit in den äußeren Wassergraben hinein; früher waren dort zwei weitere Wall-Türme an den Ecken positioniert (Nishi-no-maru-mi-saru-yaguta-ato im Südwesten und ein weiterer Tsukimi-yagura-ato im Nordwesten). Eine kurze Landbrücke verbindet den Nishinomaru im Osten mit dem Ninomaru; ein von Süden kommender, trockener Graben trennt beide Bereiche voneinander bis auf ein kleines, leichter zu kontrollierendes Stück, früher waren es sogar zwei solcher Stich-Gräben. Auf der gesamten Wallkrone entlang der Südseite befanden sich früher langgezogene, überdachte Wehrgalerien (Tamon yagura), die die Türme und Tore miteinander verbanden.

Im Bereich des Nishinomaru befindet sich die Verwaltung der Burg Nagoya. Sehenswert ist ferner ein alter Baum unweit des Tores, eine Japanische Nusseibe (Torreya nucifera), japanisch Kaya genannt, oder Kaya-no-ki, Nußeiben-Baum (ki = Baum). Dieses Exemplar der langsam wachsenden, immergrünen Baumart ist 16 m hoch und sehr alt, angeblich so alt wie die Burg. Der Baum ist als Naturdenkmal eingestuft. Hinter dem Baum standen früher mehrere parallel angeordnete Lagerhäuser und Reisspeicher (Komegura). An dieser Stelle wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eine Ausstellungshalle errichtet. Die heute dort befindlichen zwei Speicherhäuser sind erst im 20. Jh. im alten Stil gebaut worden. In diesen neuen "Lagerhäusern", etwa an der Stelle der früheren 3. und 4. Lagerhäuser, befindet sich seit 2021 ein Museum (Nishinomaru Okura Jouhoukan), in dem auch die originalen Fusuma des Honmaru Goten ausgestellt werden neben anderen historischen Objekten.

Im Nishinomaru gab es früher noch einen kleinen abgegrenzten Wallbereich (Ote Umadashi), lokalisiert vor dem zweiten Vordertor, also demjenigen, das zum Honmaru hinüberführt. Früher führte hier der zweite Graben mit einem blinden Arm weit hinein gleich dem benachbarten Arm weiter rechts und trennte so das Vorfeld des Tores noch einmal ab. Die steinverkleideten Wälle hatten einen entsprechenden Verlauf und zogen sich samt Aufbauten rechteckig um diesen Stich-Graben herum. An der Engstelle, die sich durch die beiden von Süden nach Norden eingezogenen Stich-Gräben erzeugt wurden, gab es auf der Innenseite des Umadashi jeweils einen gegenläufigen Wall von Norden nach Süden, und in der Zone zwischen den beiden parallelen, aber gegeneinander versetzten Wällen lag das Tor, gleichermaßen auf beiden Seiten. Dieser eine Stich-Graben wurde aber in der Zeit, als die Burg als kaiserlicher Palast genutzt wurde, verfüllt und mitsamt den inneren Wallteilstücken eingeebnet, weil durch die zu fahrende S-Kurve zwischen den Wällen die kaiserliche Wagenkolonne behindert wurde. Auf der Südseite wurde der Bereich der "Lücke" glatt verschlossen. Aber früher war das tatsächlich noch einmal zusätzlich mit einem "Flaschenhals" versehen, damit nicht zu viele Leute gleichzeitig auf das Vorfeld vor dem Tor gelangen konnten.


Rundgang und Beschreibung: ehemaliger Palast und Garten des Ninomaru
Der Ninomaru ist eine sehr große, vollständig umwallte Einheit im Südosten des Honmaru, flächenmäßig die zweitgrößte der ganzen Anlage nach dem Sannomaru. Während die anderen vorgestellten Bereiche der zweiten Ebene eher wehrtechnisch adjuvant waren, war der Ninomaru ein eigenständiger großer Bereich mit eigener Palastanlage, dem 1617 erbauten Ninomaru Goten. Das war sogar der eigentliche Wohnpalast des herrschenden Daimyos und der Verwaltungssitz des Lehens, denn der Honmaru-Palast war spätestens seit seinem 1634 erfolgten Umbau nur noch "Hotel" für den nach Kyoto reisenden Shogun, wenn er es denn mal tat. Hier draußen im Ninomaru-Palast fand seit 1620, als Tokugawa Yoshinao aus dem Honmaru Goten hierher umzog, alles Wesentliche statt, hier wurde regiert und verwaltet. De facto wurde insbesondere unter den späten Daimyos mehr verwaltet als regiert, denn sie weilten als nahe Verwandte des Shoguns meist in Edo (Tokyo) und ließen sich selten oder manchmal sogar gar nicht in ihrem Lehen blicken. Der Ninomaru Goten existierte bis in die Mitte des 19. Jh. Wie die Räume im Ninomaru-Goten einmal ausgesehen haben, kann man sich im Tokugawa-Kunstmuseum anschauen, dort sind die im Shoin-Stil gehaltenen Empfangsräume Kusari-no-ma und Hiro-ma teilweise rekonstruiert worden.

In dem Ninomaru Goten gab es einst zwei Noh-Bühnen, die vordere Bühne (Omote-butai) und die rückwärtige Bühne (Oku-butai). Die Daimyos von Owari waren große Förderer dieser Theaterkunst. Mit Noh-Aufführungen wurden wichtige Ereignisse, Feiern oder Gedenktage begleitet. Die Tradition wird auch heute noch auf dem Gelände der Burg weiter gepflegt: 1997 eröffnete im westlichen Bereich des Sannomaru ein modernes, städtisches Noh-Theater mit 630 Sitzplätzen, wo regelmäßig Noh- und Kyougan-Aufführungen stattfinden. In Nagoya gibt es eine eigene Gesellschaft für Noh und Noh-Masken. Wie die Bühnen im Ninomaru-Goten einmal ausgesehen haben, kann man sich im Tokugawa-Kunstmuseum anschauen, dort ist eine der Bühnen rekonstruiert worden.

Vom Ninomaru Goten, dem Palast des zweiten Burgbereiches, ist heute nichts mehr vorhanden. Doch nördlich dessen Standortes befindet sich neu angelegt der Ninomaru-teien, der zugehörige Garten. Er wurde 1615-1623 unter Tokugawa Yoshinao angelegt und war einst der größte Garten des Landes in unmittelbarer Nähe einer Feudalresidenz. 1716 wurde er in einen Karesansui-Garten (Trockengarten) umgewandelt. Unter dem Daimyo Tokugawa Naritomo wurde der Garten in der ersten Hälfte des 19. Jh. restauriert und vergrößert. Während der Meiji-Zeit wurde er zerstört, statt seiner wurden Armee-Baracken aufgestellt, nachdem man das Gelände planiert hatte, die künstlichen Berge abgetragen und die Teiche verfüllt hatte. Nach 1975 wurde der Garten wiederhergestellt und mit entsprechendem Relief und Felsen-Arrangements ansprechend gestaltet, und auch einige der Gebäude des Gartens wurden wiederaufgebaut. 1953 wurde der Garten bereits als national wichtige Stätte besonderer landschaftlicher Schönheit klassifiziert. 2016 nahm man neue Ausgrabungen vor, um den Originalzustand noch besser rekonstruieren zu können.

In der Nähe des Gartens liegt auch das neuzeitliche Ninomaru-Teehaus. Ursprünglich gab es im Ninomaru-teien sechs historische Teehäuser (Chashitsu), das Tashun-en in der Nordwestecke, das Yamashita Oseki am nördlichen Fuß des künstlichen Berges, das Yohou-tei in der Gartenmitte, das Fuushin-tei im Süden in der Nähe des Palastes, das große Souketsu-tei im Nordosten und das Sarumen-chaseki an der östlichen Begrenzung des Gartenbereichs. Von einigen Teehäusern sind noch anhand der Basissteine die Grundrisse zu erkennen, am besten beim ausgegrabenen Souketsu-tei. Das Sarumen-chaseki wurde im Ofukemaru rekonstruiert.


Rundgang und Beschreibung: Toranlagen, Wälle und ehemalige Türme des Ninomaru
Der heute wichtigste Torzugang zum Ninomaru-Bereich lag im Osten: Vom Ninomaru-higashi-mon sind nur die Wälle übrig, die aber sehr gut nachvollziehbar eine Masugata aufspannen. Ninomaru-higashi-ichi-no-mon und Ninomaru-higashi-ni-no-mon, die beide wieder in einem Winkel von 90° zueinander angeordnet waren, bildeten wie die anderen Masugata-Konstruktionen einen Zwinger, in den nur eine begrenzte Anzahl Feinde eindringen konnte, dafür aber wirkungsvoll ringsum von den Wällen und vom Obergeschoß des inneren Tores aus bekämpft werden konnte. Das innere Tor vom Typ Yagura-mon, das die Nordseite der Masugata bildete, ist 1945 abgebrannt und wurde bisher nicht wieder aufgebaut. Das äußere Tor vom Korai-mon-Typ blieb erhalten, wurde jedoch 1963 abgebaut und eingelagert, weil man die Durchfahrt zum Bau der Sumo-Wettkampfarena im südlichen Teil des Ninomaru brauchte. Als diese fertig war, baute man das Tor aber nicht wieder auf, sondern versetzt das original erhaltene kleine Außentor 1972 an den Ostzugang zum Honmaru. Das ganze Tor wurde im Osten des Ninomaru auch wegen seiner Metallbeschläge Higashi-kurogane-mon genannt (higashi = Osten, kuro = schwarz, kane = tetsu = Eisen, mon = Tor). Dieses Tor war vom Sannomaru aus zugänglich, der im Süden und Osten der Burg vorgelagert war.

Ein zweites Tor zum Ninomaru lag auf der Westseite des östlichen, weit nach Süden gezogenen Abschnitts, das Ninomaru-Otemon, aufgeteilt in ein Ninomaru-Ote-ninomon vom Korai-mon-Typ (existent) und ein Ninomaru-Ote-ichimon vom Yagura-mon-Typ (nicht mehr existent). Letzteres befand sich im Norden der Masugata, deren innere Wälle vollständig überwachsen sind. Das Tor wurde auch wegen seiner Metallbeschläge Nishi-kurogane-mon genannt (nishi = Westen, kuro = schwarz, kane = tetsu = Eisen, mon = Tor) und war früher der bedeutendere Zugang. Auch dieses Tor war vom Sannomaru aus zu erreichen. Damit führten sämtliche Wege in die Burg hinein nur über den Sannomaru, und jeder, der in die Burg hineinwollte, mußte drei Gräben, drei große Tore, meist vom Masugata-koguchi-Typ, und mehrere Zwischentore vom Koraimon-Typ überwinden, egal, welchen Weg er nahm.

Auch hier rings um den Ninomaru gab es früher etliche Walltürme, beispielsweise in der Mitte der Südseite des östlichen Ninomaru den Ninomaru Taiko-yagura (Trommelturm), direkt an dem rechteckigen Versatz der Wälle, und wenig weiter östlich am Südosteck den Ninomaru tatsumi yagura bzw. einen Ninomaru Nan-tou sumi-yagura, dann im Nordosteck den Ninomaru Ushitora-yagura (ushi = Rind, tora = Tiger, eine Richtungsangabe nach dem chinesischen Tierkreis), alle heute auch nur eine Ruine (ato). Entlang des nördlichen Wallabschnitts des Ninomaru zum Wassergraben hin wird die dortige Mauer als Namban-Mauer bezeichnet. Mit Namban = nan-ban = südliche Barbaren wurden die Europäer bezeichnet, und dieser Wall mit runden Schießscharten heißt so, weil bei seinem Bau europäische Techniken zum Einsatz kamen. Heute ist dieser außergewöhnliche Mauerabschnitt als wichtiges Kulturgut eingestuft. Auch an der Südwestecke des Ninomaru und am Eckversatz in der Mitte der Nordseite gab es Yagura-Bauten, die sich um die Ecken zogen.

An dem hakenförmig trennenden Wassergraben zwischen dem Ninomaru und dem Honmaru im Westen des Ninomaru-Gartens gab es früher noch das Tor Uzumi-go-mon, heute nur noch eine Aussparung in den Steinwällen. Das Tor diente als eine Art Notausgang, wenn der Burgherr das Gelände fluchtartig verlassen mußte. Unter den Wällen gab es einen Fluchttunnel, der hier endete, und von dort führten steile Stufen zum Graben hinunter. Der Burgherr konnte so im Falle des Falles per Boot nach Norden über den Sotobori die Burg verlassen und irgendwo im sumpfigen Marschland im Norden anlanden, wo sich der Ofuke-teien erstreckt, und von da konnte er weiter zur Fernstraße Nakasendou flüchten.


Rundgang und Beschreibung: Erinnerungssteine im Ninomaru
Etwa in der Mitte des Ninomaru befindet sich die Stelle, wo die erste Burg von Nagoya stand, bevor die jetzige errichtet wurde. Das war die Burg, in der Oda Nobunaga seine Kindheit verbrachte und bis 1555 lebte. Sie hieß zwar auch schon Nagoya, wurde aber mit anderen Kanji geschrieben als die jetzige Burg Nagoya. Von dieser Muromachi-zeitlichen Burg Nagoya ist nichts mehr zu sehen, nur ein Gedenkstein erinnert an sie.

Ein zweiter Gedenkstein in Form einer rechteckigen Stele mit vertikaler Inschrift erinnert an den Aomatsuba-Vorfall am 13.-18.2.1868. Aomatsuba war die Residenz von Watanabe Shinzaemon, gleich außerhalb des Sotobori gelegen. Er war eines der ersten Opfer unter den z. T. hochrangigen Vasallen des Lehens Owari, die auf einen kaiserlichen Erlaß hin hingerichtet wurden, einer von 14 Opfern, weitere 20 wurden inhaftiert und verbannt. Die "Gründe" dieser Verurteilungen waren vorgeschoben, tatsächlich ging es um die Vernichtung einer politisch mißliebigen Partei vor dem Hintergrund der Öffnung Japans gegenüber den Amerikanern. Die Daimyos von Owari waren natürlich eng mit den Interessen des Shoguns verbunden, und eine Öffnung des Landes bedeutet einen Machtverlust des Shoguns. Die Truppen des Shoguns waren militärisch unterlegen und wurden 1868 in der Schlacht von Toba-Fushimi geschlagen. Nagoya lag sozusagen in der Mitte zwischen Kyoto (Kaiser) und Edo (Shogun), entsprechend kam es zur Parteienbildung, und entsprechend waren politische Lagerbildungen und Diskussionen oder Schlimmeres vorgezeichnet. Der Kaiser zwang mit diesem Erlaß zur Tötung dieser Vasallen den Daimyo von Nagoya, die Bildung einer für den Shogun kämpfenden Partei und damit einen möglichen Bürgerkrieg im Keim zu ersticken. Im Grunde lag das Shogunat in den letzten Zügen, und jetzt wurden präventiv alle Pro-Shogun-Aktivisten hingerichtet. Es war ein Akt der politischen Säuberung, vage verbrämt als Bestrafung einer Rebellion gegen die kaiserliche Ordnung. Zu den Getöteten gehörten u. a. Ooban Gashira, Sakakibara Kageyu, Ishikawa Uzojo, Uda Yutaro, Yasui Chojuro, Terao Takeshiro, Baba Ichiemon, Takeno Shinzaemon, Naruse Kasei, Yokoi Sakon, Hayashi Nobumasa Monzaburo, Matsubara Shinshichi, Yokoi Magoemon, und Sawai Kozaemon. Sie alle wurden ohne öffentliche Erklärung der Gründe enthauptet, noch nicht einmal die Familien der Opfer erfuhren irgendwelche plausiblen Gründe. Das ist eine der dunkelsten Stellen in der Geschichte von Nagoya. Drei Jahre später gab es einen Pardon für die Opfer, doch denen nützte das nichts mehr. 1926 setzte man die Stele. Die Enthauptungen fanden wohl 100 m weiter südlich statt, wo heute das Aichi Prefectural Gymnasium steht, in dem alljährlich im Juli Sumo-Wettbewerbe stattfinden.


Rundgang und Beschreibung: Sannomaru
Der Sannomaru, der dritte und flächenmäßig größte Wallbereich, ist heute komplett modern überbaut. Man kann im Stadtbild seine einstigen Dimensionen noch nachvollziehen: Im Westteil war er breiter und reichte bis an den Graben vor dem Omote-mon und dem Nishinomaru. Im Westteil reichte er weniger weit nach Norden, sondern fing erst in Grabendistanz südlich vom Ninomaru an. Die Westgrenze bildete der Horigawa. Die Südgrenze bildet die Straße Sotobori-dori, die ihren Namen vom Sotobori, dem äußeren Wassergraben hat. Im alten Graben ist heute teilweise ein Park angelegt. Der Sannomaru knickte im Osten ab und führte entlang des Ninomaru nach Norden bis in Höhe des heutigen nördlichen Wassergrabens (Sotobori). Auch hier ist der Grabenverlauf im Gelände deutlich erkennbar, unter dem Graben verläuft die Meitetsu Seto Line. Wo diese Linie eine Rechtskurve macht, verläuft die noch teilweise nachvollziehbare nördliche Abschlußmauer des Sannomaru, und das Stadtviertel heißt auch entsprechend "Sannomaru". An einigen Stellen sind die Wälle und sogar die Steinverkleidungen noch gut zu sehen, insbesondere am breiten Osttor (Higashi Ote-mon).

Es ist im Grunde noch sehr viel der Wälle und der Steinverkleidungen übrig, doch die meisten Partien sind von der hier üppig gedeihenden Vegetation überwuchert. Wer sich die Mühe macht und den Bereich abläuft, wird aber reichlich fündig, auch wenn die Wälle nicht die Höhe der inneren Wälle erreichen und nicht so beeindruckend sind. Als die allererste Eisenbahn in Nagoya gebaut wurde, verlegte man die Gleise in den Graben an der Süd- und Ostseite; einige Überbleibsel sind noch davon zu sehen. Am besten sieht man die Ishigaki-Wälle im Bereich der ehemaligen Tore. Die heutigen Geländespuren ergeben also für den Sannomaru eine Länge von 1,4 km im Süden und eine Länge von 810 m im Osten. Im Westen maß er entlang des Horigawa 580 m, wobei der Flußname auch nur "Graben-Fluß" bedeutet, also den unmittelbaren Zusammenhang mit den Befestigungsanlagen herstellt. An seiner breitesten Stelle war damit der Sannomaru ca. 560 m tief (vor dem Nishinomaru), an der schmalsten Stelle ca. 320 m tief (vor der Südflanke des Ninomaru) und im Osten ca. 340 m tief (vor der Ostseite des Ninomaru).

Wegen der Weitläufigkeit und der modernen Bebauung sieht man das fast besser im Luftbild bei Google maps als wenn man vor Ort dort herumläuft. Wer diesen Außenbereich erlaufen will, findet einen guten Zugang zu den Grünanlagen im Grabengrund etwas südlich des Gokoku-Schreines der Präfektur Aichi, dort sind auch ein Tierpark und ein Tenniscenter (Otsubashikozono Tennis Center). Dem Grabenpark kann man nach Osten folgen, unter der Otsu-Brücke hindurch und weiter bis zum Abknicken nach Norden an der Gartenanlage Sannomaru-teien. Insbesondere im Bereich des ehemaligen Osttores (Higashi Ote-mon) an der Dekimachi-dori sind noch Ishigaki-Wälle freigelegt und restauriert. Südlich der Straße Sotobori-dori lag die eigentliche Stadt, entsprechend heißt die dort nach Süden führende Straße Honmachi-dori, und das Viertel heißt Maru-no-uchi.

Der Sannomaru enthielt früher Samurai-Residenzen, Tempel, Schreine und Verwaltungsgebäude. Der Toshogu-Schrein (Gedenkschrein für Tokugawa Ieyasu) steht seit dem späten 19. Jh. nicht mehr am ursprünglichen Ort, sondern außerhalb, südlich der Sotobori-dori. Die originale Halle ist 1945 verbrannt; die heutige Halle wurde 1953 hier aufgebaut; sie stammt aus dem Tempel Kenchuu-ji und war früher ein Mausoleum für Haruhime, die Ehefrau von Tokugawa Yoshinao. Sie ist ein Kulturgut der Präfektur und durchaus sehenswert, denn auch wenn weder das Gebäude noch die Stelle original ist, so ist doch die Halle alte und wertvolle Architektur. Der Schrein Tennosha war Sitz der Schutzgottheit der Burg und stand früher gleich neben dem Toshogu im Sannomaru. 1876 wurde er an die heutige Stelle versetzt, auch außerhalb des Sannomaru, südlich der Sotobori-dori und neben dem anderen Schrein, eine kleine Oase inmitten der Häuserwüste bildend. Heute stehen im Sannomaru sehr viele öffentliche Gebäude und Verwaltungsgebäude der Stadt Nagoya, z. B. die Stadthalle (Nagoya Shiyakusho), die Präfektur-Bibliothek, das Gerichtsgebäude, die Staatsanwaltschaft, das Polizeipräsidium und das Gebäude der Präfektur-Regierung (Aichi Kenchou) mit den zugehörigen Amtsgebäuden, außerdem ein Gesundheitszentrum. Ganz im Westen des Sannomaru gibt es das bereits erwähnte Noh-Theater, davor steht eine weitere Statue von Kato Kiyomasa.


Literatur, Links und Quellen
Lokalisierung auf Google Maps: https://www.google.de/maps/@35.1842009,136.9000088,17z - https://www.google.de/maps/@35.1842009,136.9000088,822m/data=!3m1!1e3
Burg Kiyosu auf Wikipedia:
https://en.wikipedia.org/wiki/Kiyosu_Castle
Webseite der Stadt Nagoya zur Burg: https://www.nagoyajo.city.nagoya.jp/en/ - Geschichte der Burg: https://www.nagoyajo.city.nagoya.jp/en/history/ - Wiederaufbau des Hauptturms: https://www.nagoyajo.city.nagoya.jp/en/tenshu/ - Video zum Wiederaufbau: https://www.youtube.com/watch?v=IZ9iXVvbs_U und https://www.youtube.com/watch?v=ZEbP78tqxfo mit Animation, Besucher-Information: https://www.nagoyajo.city.nagoya.jp/en/information/ - Beschreibung der Burg: https://www.nagoyajo.city.nagoya.jp/en/nagoyajo/ - Übersichtskarte: https://www.nagoyajo.city.nagoya.jp/en/map/ und https://www.nagoyajo.city.nagoya.jp/en/assets/images/content/map/map_l.png
Aomatsuba-Vorfall:
https://samurai-world.com/nagoya-castles-aomatsuba-incident/
Burg Nagoya:
https://www.japan.travel/de/spot/1241/
Burg Nagoya auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Nagoya - https://en.wikipedia.org/wiki/Nagoya_Castle
Das Lehen Owari:
https://en.wikipedia.org/wiki/Owari_Domain
Tokugawa Yoshikatsu: https://en.wikipedia.org/wiki/Tokugawa_Yoshikatsu
Burg Nagoya auf Japan-Guide:
https://www.japan-guide.com/e/e3300.html
Burg Nagoya auf Japanese Castle Explorer:
https://www.japanese-castle-explorer.com/castle_profile.html?name=Nagoya
Burg Nagoya auf JCastle:
https://www.jcastle.info/view/Nagoya_Castle - Honmaru: https://jcastle.info/view/Nagoya_Castle_-_Main_Compounds - Sannomaru: https://jcastle.info/view/Nagoya_Castle_-_Sannomaru_Compound - Ecktürme: https://jcastle.info/view/Southwest_Corner_Yagura - https://jcastle.info/view/Northwest_Corner_Yagura - https://jcastle.info/view/Southeast_Corner_Yagura
Jennifer Mitchelhill, David Green: Castles of the Samurai - Power and Beauty, 112 S., Verlag: Kodansha International 2013, ISBN-10: 1568365128, ISBN-13: 978-1568365121, S. 67, 69, 71, 76, 77, 81, 93
Miura Masayuki, Chris Glenn: Samurai Castles, Bilingual Guide to Japan, Uchida Kazuhiro/Shogakukan, 2017, ISBN 978-4-09-388543-0, S. 66-69
Jennifer Mitchelhill, David Green: Samurai Castles - History / Architecture / Visitors Guides, 128 S., Verlag: Tuttle Pub. 2018, ISBN-10: 4805313870, ISBN-13: 978-4805313879, S. 100-103
Toshitaka Morita, Takahiro Miyamoto: Castles in Japan (Landscapes of the Japanese Heart), 304 S., Verlag: Mitsumura Suiko Shoin, 2018, ISBN-10: 4838105606, ISBN-13: 978-4838105601, S. 30-33
Masayuki Miura, Tetsuo Owada, Yusaku Kimura et al.: Der höchste Gipfel der modernen Burgen: Schloß Nagoya, hrsg. vom Exekutivkomitee der Verwaltung der Burg Nagoya, 3-20-9 Marunouchi, Naka-ku, Nagoya 460-0002, 1. Auflage 2019, ISBN: 978-4-9910777-1-5
Masao Yamada: The Anatomy of Castles in Japan, revealed by an Urban Design Expert, jap. und engl., Nitto Shoin Honsha Co. Ltd., Japan 2017, 288 S., ISBN: 4-528-02011-4, intl. 978-4-528-02011-5, S. 74-87


Nagoya-jo, Teil (2): Burg, Photos der Toranlagen - Nagoya-jo, Teil (3): Burg, Photos der Sumi Yagura des Honmaru - Nagoya-jo, Teil (4): Burg, Photos der Haupttürme: Dai-Tenshu und Ko-Tenshu - Nagoya-jo, Teil (5): Burg, Photos der westlichen Wälle, des Kiyosu Yagura und des Ninomaru teien

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