Dieter Seifert
Wayang-Kulit-Figuren aus Indonesien


Figuren-Datenbank: Balaupata und Cingkarabala (Sang Hyang)

Mythologie:
Sang Hyang Balaupata und Sang Hyang Cingkarabala sind Zwillingsbrüder. Sie sind gleichzeitig Riesen und Götter. Ein weiterer Bruder ist Bambang Manumayasa. Je nach Version ist ihr gemeinsamer Vater entweder Begawan Bremani oder Prabu Patanam, König von Dahulagiri, auch unter dem Namen Maharesi Gopatama bekannt (der nach einer Version der Stier Andini war, das Reittier von Betara Guru, nach einer anderen Version war es ihr weiterer Bruder Nandi). Balaupata gilt freundlich, ehrlich und vertrauenswürdig sowie als hartnäckig in seinem Bemühen, Gutes zu tun und Böses zu verhindern.
Die Zwillinge sind Wächter des Eingangstores (Jonggring Saloka, Kori Sela Matangkep) von Suralaya, dem Sitz der Götter. Dazu kam es folgendermaßen: Als Betara Guru Herrscher des Universums wurde, gab es Widerstand verschiedener Gruppen, darunter der Dschinns, der Dämonen und der Duruwiksa. Auch das Königreich der Dahulagiri-Dämonen opponierte dagegen, angeführt von den Zwillingsriesen Balaupata und Cingkarabala, und einem Stier namens Nandi/Andini (andere Version: zusammen mit den Stieren Nandini und Nandana). Sie versuchten, in den Himmel einzudringen. Der Plan wurde von Betara Surya belauscht und Betara Guru hinterbracht, der wiederum Rat bei Sang Hyang Tunggal suchte, dem Wächter der Götter. Auf dessen Rat hin stieg Betara Guru stieg nach Dahulagiri hinab. Als bei den Zwillingsbrüdern die Diplomatie scheitert, kam es zum Kampf, der von Betara Tejamaya (Togog) und Betara Ismaya (Semar) geschlichtet wurde.
Nachdem der oberste der Götter die Rebellion erfolgreich niedergeschlagen hatte, wurde Andini zu seinem Reittier. Außerdem wurden Balaupata und sein Zwillingsbruder Cingkarabala damit beauftragt, den Eingang von Suralaya zu bewachen, außerdem wurden sie zu Göttern erhoben. Sie verwehren fast allen Menschen - die nicht „sakti" sind, sondern „badan kasar“, also mit einem nicht-göttlichen, rauen Körper ausgestattet sind - den Eintritt, eine Ausnahme ist z.B. Arjuna. Die Grundregel ist die, daß nur derjenige in den Himmel aufsteigen darf, der nicht mit seinem physischen Körper, sondern nur mit seinem feinstofflichen Körper eintritt. Symbolisch steht das dafür, daß man solange den Himmel nicht betreten kann, wie einen Zorn und Begehren daran hindern. Erst wenn man die Gelassenheit erreicht und seine Wünsche unterdrückt, wird einem diese gelingen.
Einst gab es einen Angriff auf die Götterwelt durch König Kalimataya aus Gilingwesi, der mit seinem Adler Garuda (andere Version: mit seinen Brüdern) anrückte und die Götter angreifen wollte. Er wollte Dewi Uma rauben, die Noch-Ehefrau von Betara Guru. Die Lage stand auf Messers Schneide, bis die drei Brüder eingriffen und die Götterwelt retteten. Die beiden Angreifer wurden zu Waffen verwandelt, Garuda wurde zu Cakra, dem Diskus des Gottes Wisnu, und Kalimataya wurde zu Nenggala, der Waffe von Prabu Baladewa.
Darstellerisch sind die Zwillinge identisch, beide werden mit gerade gestelltem Kopf präsentiert, mit langem Kinn- und Backenbart und mit einer kurzärmeligen Bluse. Das Haupthaar fällt lockig über die Schultern. Das Gesicht ist furchterregend, das Gesicht eines Riesen, ebenso der Körper. Als Waffe tragen sie eine Keule.
Aber auch abseits des Wayang spielen die Zwillingsbrüder eine symbolisch herausragende Rolle: Ihre Statuen dienen der Abwehr von Gefahren und von Schaden und zum Schutz der Bewohner eines Gebäudes oder Anwesens. Statuen von Balupata und Cingkarabala wurden als symbolische als Wächter zu beiden Seiten des Palasttors aufgestellt, weil man glaubte, der Palast sei so streng bewacht und sicher. 

Literatur, Links und Quellen:
Thomas Moog, Hardjowirogo: Java - Wayang Kulit, Göttliche Schatten: 1300 Namen, Mackinger-Verlag, 2013, 301 S., ISBN-10: 3950321470, ISBN-13: 978-3950321470, S. 59, 86, 185
Christiane Franke-Benn: Schattenspielfiguren aus Mitteljava, Versuch und Anleitung, die Individualität einzelner Figuren selbst zu bestimmen, Verlag: Harrassowitz, Wiesbaden 1981, ISBN 10: 3447022051, ISBN 13: 9783447022057, S. 118
Eintrag in der Wikipedia: -
https://id.wikipedia.org/wiki/Balaupata und https://id.wikipedia.org/wiki/Cingkarabala 


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