Dieter Seifert
Wayang-Kulit-Figuren aus Indonesien


Figuren-Datenbank: Antaboga (Sang Hyang)

Mythologie:
Der Charakter hat ein duales Wesen, einerseits ist er Sang Hyang Antaboga in Menschengestalt, andererseits ist er Basuki Anantaboga in Schlangengestalt. Er ist der Sohn von Anantanaga und Dewi Wasu, die Tochter von Anantaswara. Antaboga ist der Gott der Schlangen und lebt unter der Erde in der siebten Erdschicht in einem prächtigen Palast. Diese Schicht wird als Himmel Saptapratala bezeichnet und gehört zu den Grundfesten der Erde. Die Bezeichnung als Himmel überrascht, weil diese Schicht doch im Boden liegt, doch im Wayang geht man davon aus, dass sich die Bedingungen und Lebensumstände in Saptapratala nicht wesentlich von denen in anderen Himmeln unterscheiden. Und über genau diese Grundfesten der Erde herrscht Sang Hyang Antaboga. Alternative Namen sind Sang Hyang Nagasesa, Sang Hyang Anantaboga oder Sang Hyang Basuki. Seine Vorfahren kommen aus dem Schlangengeschlecht, durch Meditation ist er in der Lage, Menschengestalt anzunehmen. Im Normalzustand ähnelt er daher einem Menschen. Nach Triwikrama (im Zorn) wird er jedoch zu einem riesigen, furchterregenden Drachen. Antaboga besitzt das heilige Wasser von Tirta Amerta, mit dem er Tote wiederbeleben kann, deren Tod noch nicht abschließend geklärt ist.
Antaboga wird hoch verehrt und gefürchtet, nimmt man doch an, dass er als Schlange alle Erdzeitalter überdauert, und daß es, wenn er den Schwanz bewegt oder gähnt, zu einem Erdbeben kommt. Alle Tausend Jahre häutet er sich und kann dabei jede gewünschte Gestalt annehmen (Zauber Aji Kawastrawan). Wisnu schläft auf ihr, und ebenso Bima, letzterer auf einer Blüte, die Wisnu hält.
Antaboga ist verheiratet mit Dewi Suparti (Supreti). Zwei Kinder hat er mit ihr, Dewi Nagagini und Naga Tatmala. Erstere heiratete Bima. Deshalb ist Antareja oder Anantareja der Enkel von Antaboga. Selbiger bringt das vom Großvater ererbte heilige Wasser zum Einsatz, um Dewi Wara Sumbadra wiederzubeleben, die im Stück Sumbadra (Subhadra) Larung von Burisrawa getötet wurde.
Er ist ein starker Unterstützer der Pandawas, seine Tochter Naganini ist Bimas Ehefrau, ihr Sohn ist Nagatamala (Antasena/Antareja). Die Pandawa-Brüder gerieten in ihrem Kampf gegen die Korawas in einen Hinterhalt und waren in einem brennenden Gebäude eingesperrt. Mit Hilfe eines Wiesels fanden sie einen Fluchtweg in die Unterwelt und fanden Sicherheit bei Antaboga. Denn dieses Wiesel, ein weißes Garangan, war niemand anderes als Antaboga selber, der den Zauber Aji Kawastrawan angewandt hatte

Literatur, Links und Quellen:
Thomas Moog, Hardjowirogo: Java - Wayang Kulit, Göttliche Schatten: 1300 Namen, Mackinger-Verlag, 2013, 301 S., ISBN-10: 3950321470, ISBN-13: 978-3950321470, S. 44
Christiane Franke-Benn: Schattenspielfiguren aus Mitteljava, Versuch und Anleitung, die Individualität einzelner Figuren selbst zu bestimmen, Verlag: Harrassowitz, Wiesbaden 1981, ISBN 10: 3447022051, ISBN 13: 9783447022057, S. 89
Antaboga (Gottheit) in der Digital Wayang Encyclopedia:
https://villaorlado.github.io/wayangnetworks/html/characterPages/Antaboga.html
Artikel in der Wikipedia:
https://en.wikipedia.org/wiki/Antaboga - https://id.wikipedia.org/wiki/Antaboga
Yale University Art Gallery:
https://artgallery.yale.edu/collections/objects/293407 - https://artgallery.yale.edu/collections/objects/236591
Anantaboga in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden:
https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/3909977
Antaboga:
https://tokohpewayanganjawa.blogspot.com/2014/01/antaboga.html


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