Dieter
Seifert
Wayang-Kulit-Figuren
aus Indonesien
Figuren-Datenbank: Anoman = Hanuman (Kapi, Raden)
Mythologie:
Raden Anoman (Hanuman) ist einer der wichtigsten Affen (Kapi).
Sein spiritueller Vater ist Betara Guru, sein Adoptivvater Sang
Hyang Bayu bzw. Betara Bayu (Windgott), seine Mutter ist Anjani,
die nach der Benetzung von Gesicht und Händen mit dem Wasser des
magischen Sees Madirda verunstaltet war. Betara Guru steigt zur
Erde herab, und beim Anblick von Anjani, die meditierend nackt an
einem Seeufer sitzt, ist er so hin und weg, daß er - ehem - auf
ein Blatt ejakuliert. Anjani ißt dieses Blatt, und die Folge ist
- Biologen sträuben sich die Haare - die Schwangerschaft mit
Anoman. Nach der Geburt Anomans verliert seine Mutter ihr
Affengesicht und gewinnt ihr menschliches Antlitz wieder, ebenso
die Hände. Weil Anoman der Sohn von Anjani ist, wird er auch
Anjaniputra genannt, Sohn von Anjani. Anjani verwandelt sich
wieder in eine Himmelsfee (Bidadari) und läßt ihren Sohn in der
Obhut von Bayu zurück, der ihn aufzieht
Anoman ist auch unter vielen anderen Bezeichnungen bekannt, von
Maruti und Hanuman über Bayutanaya, Prabancana, Palwagaseta
(weißer Affe), Yudawisma (Kriegsherr), Haruta (Wind), Bayusiwi,
Suwiyuswa (langes Leben) Kapiwara, Handayapati (besitzt riesige
Kraft), Guruputra (Sohn von Betara Guru), Mayangkara und
Srenggana (Kriegsherr) bis hin zu Perbanca(na)suta, Bayudara
(Sohn von Betara Bayu) und Ramadayapati (Adoptivsohn von
Rama).
Anoman hat einen weißen Affenkörper mit Schwanz und besitzt wie
die anderen Söhne von Bayu den vergifteten langen Daumennagel
Pancanaka. Er verfügt über viele magische Dinge, er hatte den
Cupumanik Astagina, er hatte das Aji Sepiangin von Betara Bayu
bekommen, das Aji Pameling von Betara Wisnu und das Aji Mundri
von Resi Subali.
Er spielt eine wichtige Rolle im Ramayana: Als General des
Affenkönigs Sugriwa hilft er Rama (der auf den Rat Anomans zuvor
den konkurrierenden Bruder Sugriwas - Subali - ausgeschaltet
hatte), dessen von Rahwan (Dasamuka) geraubte Frau Sita (Sinta)
nach der Entführung in das Königreich Alengka zu befreien,
wobei er von Indrajit - einem Sohn Rahwans - gefangen und zum
Tode durch Verbrennen verurteilt wird. Es gelingt Anoman aber,
sich zu befreien, und er setzt mit seinem brennenden Schwanz das
Königreich und den Palast Rahwans in Flammen. Eine solche
Darstellung, wie Anoman mit brennendem Schwanz über die Dächer
entkommt, ist beispielsweise im Prambanan am Shiwa-Tempel im
inneren Rundgang als Steinrelief zu sehen. Anoman ist zu
Triwikrama fähig.
Auch später spielt Anoman eine Rolle in der Mythologie, weil er
den Pandawa-Brüdern bei Schwierigkeiten stets beisteht.
Anoman heiratete dreimal. Seine erste Frau war Dewi Urangrayung,
die Tochter von Begawan Minalodra aus Kandabumi. Daraus entsproß
der Sohn Trigangga/Triyangga, ein ebenfalls weißer Affe. Seine
zweite Frau war Dewi Sayempraba, die Tochter des Riesen Wisakarma
aus Gowawindu, hier gab es keine Kinder. Anoman heiratete danach
als drittes Dewi Purwati, die Tochter von Resi Purwapada aus der
Einsiedelei Andonsumawi. Sie zeugten den Sohn Purwaganti.
Nach seiner kriegerischen Karriere zog er sich in die Einsiedelei
Kendalisada zurück und erlangte Moksha (Erleuchtung). Nachdem er
dort sich dem Spirituellen hingegeben hatte, entstand ein
weiterer Name oder eigentlich Titel: Mayangkara (heiliger Geist).
Hanuman wird - in Indien als Maruti" - heute wie ein
Gott verehrt und gilt als Symbol für ein langes Leben. Er hat in
der Tat ein äußerst langes Leben, denn er taucht sowohl im
Ramayana als auch in der Mahabharata auf.
Darstellerische Merkmale sind Affengestalt, nach hinten
aufgebogener Schwanz, der den Garnelenschwanz der Haartracht
außen begleitet, weiße Farbe, Pancanaka (der lange giftige
Daumennagel) beiderseits, Kinnbart, kariertes Hüfttuch (Kain
Poleng) mit schwarz-rot-weißem Schachbrettmuster. Außerdem
trägt er einen sehr auffälligen, großen, symmetrischen
Armschmuck (Candrakirana). Mit diesen Eigenschaften läßt sich
die Figur stets sicher und ohne Verwechslungsgefahr
identifizieren.
Photo: Bernhard Peter
Photo: Bernhard Peter
Literatur,
Links und Quellen:
Thomas Moog, Hardjowirogo:
Java - Wayang Kulit, Göttliche Schatten: 1300 Namen,
Mackinger-Verlag, 2013, 301 S., ISBN-10: 3950321470, ISBN-13:
978-3950321470, S. 43
Christiane Franke-Benn: Schattenspielfiguren aus Mitteljava,
Versuch und Anleitung, die Individualität einzelner Figuren
selbst zu bestimmen, Verlag: Harrassowitz, Wiesbaden 1981, ISBN
10: 3447022051, ISBN 13: 9783447022057, S. 113-114
Anoman in der Digital Wayang Encyclopedia: https://villaorlado.github.io/wayangnetworks/html/characterPages/Anoman.html
Anoman als Asket im British Museum, London: https://www.britishmuseum.org/collection/object/A_As1859-1228-562
Anoman im British Museum, London: https://www.britishmuseum.org/collection/object/A_As1859-1228-538 - https://www.britishmuseum.org/collection/object/A_As1859-1228-775
Anoman in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden: https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/1641116
Anoman in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden: https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/3908441
Anoman in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden: https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/3908442
Anoman: https://tokohpewayanganjawa.blogspot.com/2014/01/anoman.html
Eintrag in der Wikipedia: https://id.wikipedia.org/wiki/Hanoman - https://en.wikipedia.org/wiki/Hanuman - https://de.wikipedia.org/wiki/Hanuman
Yale University Art Gallery: https://artgallery.yale.edu/collections/objects/236224
National Heritage Board: https://www.roots.gov.sg/Collection-landing/listing/1073864
Anoman (wanda: Barat) im
Museum of International Folk Art: https://collection.internationalfolkart.org/objects/24788/anoman-wanda-barat
Anoman im Museum of International Folk Art: https://collection.internationalfolkart.org/objects/24789/anoman
Anoman Triwikrama im Museum of International Folk Art: https://collection.internationalfolkart.org/objects/24767/anoman-triwikrama
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