Bernhard Peter
Hindu Dharma, Bali 2002

Was will uns der Hinduismus in Bali (Hindu Dharma) lehren?

1. Ordnung der Welt und Ausgleich

Die Basis des Hinduismus ist der Glaube an Ordnung in der Welt.

Das Universum ist ein wohlausgewogenes System und alles andere als Zufall. Überall schlummert Ordnung oder die Möglichkeit zur Ordnung.

Wenn man ein beliebiges natürliches System sich selbst überläßt, ohne einzugreifen, wird es einen Zustand maximaler Unordnung anstreben. Hier sei auf den Entropiebegriff hingewiesen. Überall im Universum existieren Kräfte, die durch ihr Tun Unordnung hervorrufen (Dämonen).

Weil aber Ordnung in der Welt existiert, muß es eine äquivalente ordnende Kraft (Gott) geben.

Sich dessen bewußt, sucht der Hinduismus den Ausgleich zwischen den ordnenden und Unordnung verursachenden Tendenzen und Kräften.

Die ordnenden Kräfte werden personifiziert in Göttern (deva, devi; bhatara, bhatari).

Die Unordnung verursachenden Kräfte werden personifiziert durch Erddämonen (Bhutas und Kalas).

Ordnung wird gleichgesetzt mit gut, positiv, dharma (s. u.).

Unordnung wird gleichgesetzt mit böse, negativ, adharma (s. u.).

 

2. Was ist Dharma?

Dharma ist eine Kraft,

Der Hinduismus erkennt das Universum als geordnetes Ganzes an, wobei jedes Detail, ob Person, Tier, Pflanze, Stein, Gegenstand, ein integraler Bestandteil desselben ist. Alle diese Teile stehen in fester Beziehung zueinander. Genau diese Beziehung zwischen den Dingen ist Dharma.

Adharma ist das Gegenteil von Dharma, nämlich der Verlust dieser Wechselbeziehung.

Dharma und Adharma stehen in stetem Wechselspiel zueinander. Idealerweise halten sie sich die Waage. Es gibt aber auch Gegebenheiten, in denen Dharma oder Adharma jeweils überwiegt. Beispiele:

 

3. Erlösung durch Handlung - Wie kann man zum Heil gelangen?

Handlungen (Karma) sollen darauf ausgerichtet sein,

Alle Handlungen müssen in Harmonie mit dem eigenen Dharma sein. Man lebt gemäß seinem Dharma und handelt angemessen. Das ist ein Unterschied zum Hinduismus in Indien: Dort sammelt man gute Taten. In Bali dagegen benimmt man sich angemessen. Das heißt:

Jeder Mensch soll bestrebt sein, das Gleichgewicht zu halten, dafür zu sorgen, daß die ordnenden Kräfte mindestens so stark gehalten werden wie diejenigen Kräfte, welche Unordnung schaffen.

Wenn das eigene Karma das eigene Dharma erfüllt, dann trägt man zu Ordnung und Harmonie im Universum bei.

Wie weit das eigene Karma das eigene Dharma erfüllt, bestimmt über die Zukunft der unsterblichen Seele Atman.

 

4. Wiedergeburt oder besser: Der Weg der Seele durch Existenzen zur Erlösung

Basis menschlichen Handelns ist das Vorliegen von Verlangen. Der Mensch reagiert auf Verlangen (Kama) mit Handlung (Karma).

Ziel ist es, daß sich die Seele vom Verlangen löst.

Die Seele Atman ist unsterblich. Sie lebt nach dem Tod eines Menschen fort und sucht sich eine neue Existenz. Nach dessen Tod findet sie wieder eine neue Existenz etc. Dieser Zyklus der "Wiedergeburt" ist Samsara.

Die Form der erneuten Verkörperung der Seele Atman hängt davon ab, wie stark das Karma dem Dharma entsprochen hat.

Die Seele verbleibt so lange im Zyklus der Wiedergeburt, bis sie von allem Verlangen frei ist. Dann ist sie vom Zwang des Handelns und von der Notwendigkeit zur Wiedergeburt, d. h. zur Suche nach neuen Verkörperungen, befreit. Diesen Zustand nennt man Moksa.

Wenn die Seele den Zustand von Moksa erreicht, fusioniert sie mit dem unbewegten Beweger des Universums, mit Ida Sanghyang Widhi Wasa, welcher sowohl ordnende als auch Unordnung stiftende Kräfte in sich vereint.

 

5. Wie arrangiert man sich als Mensch mit dem Verlangen?

Das Verlangen ist also die Kraft, welche die Seele Atman im Zyklus der Wiedergeburt (Samsara) festhält. Erst die Befreiung von Verlangen läßt die Seele frei werden von der Notwendigkeit der Wiedergeburt. Wie kann man der Seele auf dem Weg dahin helfen?

1. Akzeptieren des transitorischen Charakters unserer momentanen menschlichen Existenz unserer Seele.

2. Akzeptieren unseres Dharma, unterscheiden zwischen erlaubtem und unerlaubtem Verlangen. Finden der Mittel und Wege, zu erlaubtem Verlangen zu kommen, um sich stets innerhalb des Dharmas zu halten. Dharma gibt die Regeln vor, das Verlangen durch angemessenes Handeln zu befriedigen und unangemessenes Handeln zu vermeiden.

3. Akzeptieren der Folgen für unsere Handlungen (Bestrafung für unangemessene Handlungen)

4. Vermeidung von Verlangen durch Askese als Direktweg zu Moksa

 

Zusammenfassung: Die 5 Prinzipien des Hindu Dharma

Die fünf Prinzipien werden auch Panca Crada genannt und lauten:

1. Brahman: Glaube an den einen Gott, die unsichtbare Seele der Welt, den unbewegten Beweger.

2. Atman: Glaube an die unsterbliche Seele

3. Samsara: Glaube an den Zyklus neuer irdischer Existenzen der Seele Atman (Wiedergeburt)

4. Karma-Pala: Zusammenhang zwischen Handlung und Folgen für die nächste Existenz (Belohnung oder Bestrafung)

5. Moksa: Einswerden mit Gott nach der Loslösung vom Verlangen

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