Bernhard
Peter
Maharana,
Maharawal, Nawab oder Raja? Über indische Titel
Maharaja,
Maharani, Maharajkumar und Maharajkumari:
Maharaja (auch: Maharajah),
gesprochen Maharadsch, denn das Suffix a
ist stumm, ist das Sanskrit-Wort für Großer
Herrscher/König. Raja steht für
Herrscher, König, und Maha für
groß. Ein Maharaja ist der höchste Rang in der
erblichen Herrschertitel in den Hindu-Staaten. Bei den mehr als
600 Princely States in Indien vor der Schaffung der
gegenwärtigen Staatswesen Indien und Pakistan einer der
häufigsten Titel für einen Hindu-Herrscher (Muslim-Herrscher
siehe z. B. Nawab). Ursprünglich kennzeichnete der Ausdruck
wirklich einen Großkönig, aber im 19. Jh. Wurde die Würde mehr
zu einem Titel denn zu einer Tatsache, insbesondere weil nur
wenige Herrscherhäuser wirklich noch militärisch, politisch und
von der territorialen Größe her mächtig waren, zumal die
Briten zwar selbst nur ca. 1/3 des Landes regierten, das
restliche Gebiet aber mit Hilfe zwar abhängiger, aber mit
erheblichen Privilegien ausgestatteter Fürstenhäuser
kontrollierten, die keine souveränen Einheiten mehr waren. Mit
dem Niedergang der Selbständigkeit der bis dato unabhängigen
Königreiche und Fürstentümer wurde die Verwendung des Titels
insbesondere im 19. Jh. breiter, er bezeichnete regierende
Fürsten, aber auch bestimmte Würdenträger niedrigeren Ranges
wie einige Jagirdars, Zamindars, Edle und Mitglieder regierender
Herrscherhäuser. Auch nahm die Zahl der Maharajas unter der
britischen Besatzung zu, weil mit der Erhebung in einen höheren
Rang besondere Dienste honoriert wurden, z. B. Heeresfolge in den
beiden Weltkriegen. Beispielsweise wurden die Maharajas von
Cochin und von Kapurthala erst im 20. Jh. zum Maharaja ernannt.
Angehörige eines Maharaja werden wie folgt betitelt:
Beispiele für einen Maharaja: Der Maharaja von Mysore, der Maharaja von Jammu and Kashmir, der Maharaja Gaekwar von Baroda, der Maharaja Scindia von Gwalior, der Maharaja Holkar von Indore, der Maharaja von Kolhapur, der Maharaja von Travancore, der Maharaja von Kotah, der Maharaja von Bharatpur, der Maharaja von Bikaner, der Maharaja von Jaipur, der Maharaja von Jodhpur, der Maharaja von Patiala, der Maharaja von Cochin, der Maharaja von Karauli, der Maharaja von Rewa, der Maharaja von Alwar, der Maharaja von Datia, der Maharaja von Dewas, der Maharaja von Dhar, der Maharaja von Idar, der Maharaja von Jaisalmer, der Maharaja von Kishangarh, der Maharaja von Orchha, der Maharaja von Sikkim, der Maharaja von Jind, der Maharaja von Kapurthala, der Maharaja von Benares, der Maharaja von Bhavnagar, der Maharaja von Nabha, der Maharaja Jam Sahib von Nawanagar, der Maharaja von Ratlam, der Maharaja von Cooch Behar, der Maharaja von Rajpipla, der Maharaja von Tripura, der Maharaja von Ajaigarh, der Maharaja von Bijawar, der Maharaja von Charkhari, der Maharaja von Chhatarpur, der Maharaja von Gondal, der Maharaja von Morvi, der Maharaja von Narsinghgarh, der Maharaja von Panna, der Maharaja von Sirmur, der Maharaja von Tehri Garhwal, der Maharaja von Bansda, der Maharaja von Jawhar, der Maharaja von Kalahandi, der Maharaja von Lunawara, der Maharaja von Mayurbhanj, der Maharaja von Patna, der Maharaja von Sonepur.
Maharaja
Bahadur, Sawai Maharaja, Sawai Maharaja Bahadur, Maharajadhiraja,
Maharajadhiraja Bahadur und Maharaja-i-Rajgan:
Der Titel eines Maharaja wurde im Laufe der Zeit vielen
Variationen, Ausschmückungen und Steigerungen unterworfen:
Beispiele für einen Maharaj Rana: Der Maharaj Rana von Dholpur, der Maharaj Rana von Jhalawar, der Maharaja Raj Sahib von Dhrangadhra-Halvad, der Maharaja Rana Sahib von Porbandar.
Maharana
und Maharani:
Ein Maharana ist der höchste
der erblichen Herrschertitel unter den Hindu-Herrschern in
Rajputana. Der Titel eines Maharana wird nicht durch irgendeine
Zentralmacht verliehen oder von einer externen Macht gegeben,
sondern der Titel eines Maharana wird von den Trägern desselben
durch Dienste am Volk und Einsatz für das Volk, nicht zuletzt
auf dem Schlachtfeld "Ran", erworben und definiert sich
durch die landesweite Anerkennung als solcher. Ein Maharana
entspricht von allen Herrschertiteln damit am ehesten dem
ursprünglichen Herrschaftskonzept als politischer,
militärischer und geistiger Führer des Landes und des Volkes.
Die Maharanas wurden auch Hindupati genannt Oberhaupt des
Hindu-Volkes. Mit der indischen Unabhängigkeit verloren die
alten Titel ihre politische Bedeutung (vgl. Constitutional
Amendment Act aus dem Jahre 1971). Um dennoch die altehrwürdige
Tradition zu wahren, ließ der Maharana Mewar von Udaipur,
Bhagwat Singh, im Jahre 1984, den Titel Maharana legal schützen,
so daß ihn das Oberhaupt des Hauses von Udaipur auch heute noch
führen darf.
Beispiele für einen Maharana: Der Maharana von Udaipur, der Maharana von Barwani, der Maharana von Danta, der Maharana von Wadhwan.
Beispiele für einen Maharana Raj Sahib: Der Maharana Raj Sahib von Wankaner.
Maharawal,
Maharawat, Maharao und Maharaol:
Der Titel eines Maharaja ist
vielfach variiert worden. Viele weitere Titel, die alle, das Wort
Maha, groß enthalten, bezeichnen
ähnlich ranghohe Herrscher in Indien, z. B. Maharana, Maharawal,
Maharawat, Maharao und Maharaol.
Raja,
Rani, Rajkumar, Rajkumari, Yuvaraja, Yuvarani, Rao Raja und Elaya
Raja:
Raja: Die bislang genannten
Titel gibt es natürlich auch pur, d. h. ohne das
Präfix Maha für groß. So ist der Raja
die kleinere Form des Maharaja, eben nur ein König /
Herrscher, kein großer König oder Herrscher, also
ein Hindu-Herrscher von herausgehobenem Rang, aber eben einen
Rang niedriger als ein Maharaja, Maharana oder Maharawal.
Ursprünglich war mit dem Ausdruck wirklich ein König gemeint,
aber ab dem 17. Jh. wurde der Titel auch inflationär für alles
verwendet, was Fürst war, sowohl für regierende Füsten als
auch für bestimmte Jagirdars, Zamindars, Edle und
Familienangehörige der einzelnen Hindu-Herrscherhäuser.
Beispiele für einen Raja: Der Raja von Ali Rajpur, der Raja von Chamba, der Raja von Jhabua, der Raja von Bilaspur, der Raja von Mandi, der Raja von Pudukkottai, der Raja von Rajgarh, der Raja von Sailana, der Raja von Samthar, der Raja von Manipur, der Raja von Faridkot, der Raja von Sitamau, der Raja von Suket, der Raja von Dharampur, der Raja von Sangli, der Raja von Baraundha, der Raja von Bhor, der Raja von Chhota Udepur, der Raja von Maihar, der Raja von Nagod, der Raja von Mudhol, der Raja von Sant, der Raja von Khilchipur, der Raja von Shahpura, der Raja von Bashahr.
Angehörige eines Maharaja werden wie folgt betitelt:
Der Titel eines Raja findet sich entsprechend auch mit den anderen Variationen: Rana, Rawal, Rao, Rawal oder Rawat. Raya ist die Telugu-Form von Raja.
Raja
Bahadur, Raja Dhiraj, Rajadhiraja, Rajadhiraja Bahadur und
Raja-i-Rajgan:
Der Titel eines Raja wurde wie
der des Maharaja im Laufe der Zeit vielen Variationen,
Ausschmückungen und Steigerungen unterworfen:
Raj: Der Ausdruck Raja darf nicht mit Raj verwechselt werden, welches Regierung, Herrschaft, Fürstentum oder Königreich bedeuten kann. Heute ist der Ausdruck reserviert für die Zeit der britischen Herrschaft über Indien nach dem Ende der Herrschaft der Ostindischen Kompanie.
Thakore,
Thakur, Thakurani, Thakore Sahib, Kumar, Kumari, Kunwar und
Kunwari:
Ein erblicher Titel für einen
Herrscher eines kleinen Territoriums, einen kleineren Landadligen
oder ein Stammesoberhaupt ist der Thakur oder Thakore. Die
Rajputenherrscher hatten das Feudalsystem mit abhängigen
landbesitzenden Thakurs (Baronen), die wiederum die
Oberhoheit über Leibeigene und Landarbeiter hatten. Das
Herrschaftsgebiet eines Thakurs wurde Thikana genannt.
Thakurani: Die Ehefrau eines Thakur.
Beispiele für einen Thakore Sahib: Der Thakore Sahib von Dhrol, der Thakore Sahib von Limbdi, der Thakore Sahib von Palitana, der Thakore Sahib von Rajkot.
Namen für die Kinder eines Thakurs:
Nawab,
Nawabzada, Nawabzadi, Nawab Bahadur und Nizam:
Nawab: Ein Titel für
muslimische Herrscher Indiens, eigentlich persischen Ursprungs.
Einerseits bezeichnet der Titel einen unabhängigen Herrscher,
das Gegenstück zu einem hinduistischen Maharaja, andererseits
bezeichnet das Wort auch einen Gouverneur einer Stadt unter der
Herrschaft der Großmoghuln. Der Ausdruck "Nabob ist
übrigens eine Verballhornung von Nawab, er
bezeichnet wohlhabende europäische Kaufleute, die ihr Glück und
Vermögen in Indien gemacht haben.
Angehörige eines Nawab werden wie folgt betitelt:
Der Titel eines Nawab wurde im Laufe der Zeit ebenfalls Variationen, Ausschmückungen und Steigerungen unterworfen:
Beispiele für einen Nawab: Der Nawab von Bhopal, der Nawab von Tonk, der Nawab von Rampur, der Nawab von Junagadh, der Nawab von Jaora, der Nawab von Palanpur, der Nawab von Janjira, der Nawab von Baoni, der Nawab von Cambay, der Nawab von Maler Kotla, der Nawab von Radhanpur, der Nawab von Balasinor, der Nawab von Banganapalle, der Nawab von Loharu, der Nawab von Sachin.
Nizam: Das ist eigentlich kein indischer Titel, sondern einer, der von den Europäern benutzt wurde, wenn vom Herrscher von Hyderabad die Rede war. Die Untertanen des Nizam von Hydrabad würden ihn dagegen als Nawab betiteln, mit dem typischen Titel für muslimische Herrscher Indiens.
Beispiele für einen Nizam: Der Nizam von Hyderabad und Berar.
Zamindar,
Zemindar:
Eine Position im indischen
Feudalsystem, die einen landbesitzenden und halbunabhängigen
Herrscher eines Territoriums bezeichnet, welcher einen Rang unter
einem regierenden Fürsten angesiedelt ist. Der Name ist
abgeleitet von Zamin, Land,
dar bedeutet Besitzer. Der Titel wurde
zwar insbesondere zu Zeiten der Moghulherrschaft gerne benutzt,
ist seinem Ursprung nach aber persisch; mit der Übernahme vieler
Details der persischen Kultur an indischen Höfen kam er in
Gebrauch. Der Grundbesitz eines Zamindars wird Zamindari genannt.
Belehnt wird ein Zamindar mit seinem Land direkt von der
Oberherrschaft, z. B. von einem Maharaja oder einem
Moghul-Herrscher. Ein solches Lehen wird auf Dauer verliehen. Ein
Zamindar hat das Recht, Steuern einzutreiben, muß aber einen
Teil davon oder einen festen Betrag der Landeseinkünfte an den
Lehnsherrn abführen. Er hatte auch die Gerichtsbarkeit inne,
durfte Truppen ausheben und polizeiliche Gewalt ausüben.
Natürlich mußte er seinem Lehnsherrn Heeresfolge leisten mit
einer Truppengröße, die seinem Lehen entsprach. Die meisten
Zamindars hatten fürstlichen Rang. Im späten 18. Jh. wurden
unter der britischen Herrschaft aus Zamindars Langeigentümer,
was eine neue Klasse der Landadligen schuf, die bis zur indischen
Unabhängigkeit im Jahre 1947 fortbestand.
Talukdar:
Ebenfalls ein Herr über
Grundbesitz mit bestimmten Rechten und Pflichten seinem
Lehnsherrn gegenüber, vor allem im nördlichen und östlichen
Indien. Der Name kommt von Taluk, das kennzeichnet
einen abhängigen Grundbesitz und auch eine administrative
Untereinheit, und von dar, Besitzer. Ein
Taluk ist eine kleinere Einheit als ein Zamin, folglich ist der
Talukdar im Rang etwas niedriger als ein Zamindar angesiedelt.
Shah,
Shahzada, Shahzadi und Badshah:
Shah: Ein persischer Ausdruck
für einen souveränen Herrscher. Nur die wichtigsten und
mächtigsten Herrscher konnten den Titel für sich beanspruchen.
Die Punjabi-Form lautet Sher.
Angehörige eines Shahs werden wie folgt betitelt:
Padshah (oder Badshah): Persischer Ausdruck für den Träger kaiserlicher Macht. Nur als Titel bei muslimischen Herrschern. Die Sanskrit-Variante lautet Patisaha. Der Titel kann noch mit weiteren Attributen gesteigert werden, z. B. als Padshah-i-Ghazi: Siegreicher Kaiser.
Amir
(pl. Umara):
Ein arabischer/persischer
Ausdruck für einen Anführer. Im Sanskrit findet sich der
Ausdruck als Hamira wieder. In Pakistan gibt es die verkürzte
Form Mir.
Malik
und Malika:
Malik: arabisches Wort für
König, findet sich nur bei muslimischen Herrschern.
Malika: arabisches Wort für Königin oder Frau des Königs,
findet sich nur bei muslimischen Herrscheräusern.
Khan,
Khanzada, Khanzadi, Khan Sahib, Khan Bahadur und Khan-i-Khanan:
Khan: Grundherr oder Adliger,
Ehrentitel für Muslime und Parsen. Verwirrung stiftet häufig
die Tatsache, daß es bei Muslimen auch ein häufiger Zuname ist.
Der Begriff bezeichnet ursprünglich einen Anführer der Mongolen
und Turkvölker.
Angehörige eines Khans werden wie folgt betitelt:
Der Titel eines Khans wurde im Laufe der Zeit ebenfalls Variationen, Ausschmückungen und Steigerungen unterworfen:
Sultan:
Der Sultan ist ein
Herrschertitel, der von einigen Muslim-Herrschern im Norden sowie
in zentralen und westlichen Teilen Indiens beansprucht wurde.
Sein Reich ist das Sultanat. Im Sanskrit findet sich das
arabischstämmige Wort als Suratrana. Wörtlich bedeutet das
arabischstämmige Wort Stärke und bezeichnet damit
einen Herrscher.
Sahib,
Sahibzada und Sahibzadi:
Sahib: Herr, wird sowohl als
respektvolle Titulierung als auch als Zusatz zu höheren Titeln
gebraucht um ein besonderes Maß an Respekt auszudrücken.
Angehörige eines Sahibs werden wie folgt betitelt:
Namenszusätze ud-Daula, ul-Mulk, ul-Ulema, ul-Umara, Bahadur, Sawai:
Keine Titel dagegen: Rajput, Sayyid, Sayyida, Moghul, Großmoghul:
Rajput (Pl. Rajputen): Das ist entgegen landläufiger Meinung kein Herrschaftstitel, sondern kennzeichnet nur die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kshattriya-Krieger-Kaste, die ihre Herkunft von 36 bestimmten königlichen Clans ableitet. Wörtlich bedeutet Rajput Königssohn.
Sayyid (or Syed/Said): ein männlicher Abkömmling des Propheten Muhammad. Wird zur allgemeinen Verwirrung auch als muslimischer Eigenname gebraucht. Sayyida (or Syeda/Saida): ein weiblicher Abkömmling des Propheten Muhammad. Wird zur allgemeinen Verwirrung auch als muslimischer Eigenname gebraucht.
Moghul ist das indoiranische Wort für Mongole. Als Mogul oder (noch mächtiger) als Großmogul) wird der Herrscher des Moghulreiches tituliert. Die Herrscherfamilie und der Hochadel des Reiches waren sunnitische Muslime, hatten aber mongolische und persische Vorfahren. Sie eroberten vom Gebiet der heutigen Staaten Afghanistan, Usbekistan und Tadschikistan aus das nordindische Sultanat von Delhi und gründeten das Moghulreich, das weite Teile Indiens und Pakistans unter ihrer Herrschaft vereinte. Das Wort kennzeichnet also die Herkunft, Herrschertitel beanspruchten sie andere: Sultan, Shah, Badshah, Badshah Ghazi Shah, Badshah Mamalik (Kaiser über Königreiche), Shahanshah, Shah Jehan (Herrscher der Welt) etc, dazu noch viele klingende religiöse oder phantasievolle Titel wie Verteidiger des Glaubens, Kaiser zu Land und zur See, Vater der Eroberung, Kämpfer gegen die Ungläubigen, Vater des Sieges, Glorie des Glaubens, Flamme des Glaubens des Propheten etc.
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Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2005
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