Bernhard Peter
Das Reich der Maurya

Daten und Fakten:
Chandragupta (griech. Sandrokotos): c.322-301 (gest. um 297 v. Chr.)
Bindusara: 301-269 v. Chr.
Ashoka: 269-232 v. Chr.
Kunala: 232-225 v. Chr.
Dasaratha: 232-225 v. Chr.
Samprati: 225-215 v. Chr.
Salisuka: 215-202 v. Chr.
Devadharma/Devavarman: 202-195 v. Chr.
Satamdhanu/Satadhanvan: 195-187 v. Chr.
Brihadratha: 187-185 v. Chr.

Aufstieg der Mauryas
Diese altindische Dynastie wurde um 322 v. Chr. von Chandragupta Maurya durch Sturz der letzten Nanda-Dynastie von Maghada gegründet – ein Zeitgenosse Alexander des Großen, der ihm sogar wahrscheinlich persönlich begegnet ist. Das Maurya-Reich hatte seinen Ausgangspunkt in Magadha (in heutigen Bundesstaat Bihar nahe der Stadt Patna). Unter Bindusara wurde das Maurya-Reich bis nach Mysore erweitert. Unter Kaiser Ashoka wurde 260 Kalinga erobert, das ist das Gebiet des heutigen Orissa. Ashoka war einer von Indiens bedeutendsten Herrschern, er wird von den Buddhisten als "universeller Kaiser" verehrt. Damit hatte das Maurya-Reich seine größte Ausdehnung erreicht, es war das größte Reich der indischen Antike und das erste indische Großreich überhaupt, das den gesamten nördlichen und zentralen indischen Subkontinent außer den drawidischen Staaten (damals Chola, Chera und Pandya, heute Kerala, Tamil Nadu etc.) im äußersten Süden umfaßte, das heutige Pakistan und Afghanistan eingeschlossen.

Höhepunkt des Maurya-Reiches
Ashoka war der bedeutendste Herrscher der Mauryas, militärisch, politisch, kulturell. Er trat zum Buddhismus über und entsandte buddhistische Missionare. Nach einer militärisch erfolgreichen Zeit sorgte er für inneren Frieden nach den Lehren Buddhas, in denen Friedfertigkeit und Toleranz die obersten Leitziele darstellen. Ashoka schuf damit das erste aus der Geschichte bekannte Staatswesen, in dem Gewaltverzicht und soziale Wohlfahrt die tragenden Säulen einer gerechten Politik darstellen. Das Maurya-Reich ist eigentlich der Beginn des historischen Indiens. Monumentale Inschriftenstelen aus poliertem Sandstein mit seinen vierzehn Edikten wurden in ganz Indien errichtet und bilden wichtige Quellen unseres Wissens über diese Zeit. Deren berühmteste ist die von Sarnath, der Ort, wo Buddha zu predigen begann, deren Löwenkapitell heute zusammen mit dem Rad der Lehre das indische Staatswappen ziert.

Zerfall des Maurya-Reiches
Das Problem des Maurya-Reiches war seine straff zentralistisch geführte Innenpolitik und bürokratische Staatsverwaltung. Der geringe innenpolitische Spielraum wurde von lokalen Machthabern wenig toleriert, was letztendlich dazu führte, daß das Reich in zahlreiche Einzelstaaten zerfiel. Das Ende der Mauryas war 184 v. Chr., als Brihadratha von seinem General Pushyamitra Shunga ermordet wurde. Dieser gründete eine neue Dynastie, die 72 v. Chr. erlosch. Gleichzeitig entstand in Baktrien ein aufstrebendes hellenistisches Reich, deren Könige ebenfalls zum Buddhismus konvertierten, ein kulturell einzigartiges und heute fast unvorstellbares Konstrukt: Ein griechisch-buddhistisches Königreich im heutigen Afghanistan.

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2005
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