Bernhard Peter
Glückszahlen und Unglückszahlen in China

Wir kennen das ja von Deutschland, daß die Zahl "13" traditionell als Unglückszahl gilt. Der 13. eines Monats verursacht Unbehagen, insbesondere, wenn er auf einen Freitag fällt, und man vermeidet oft noch diese Zahl bei der Nummerierung von Sitzreihen oder Zimmern, auch wenn dieser Aberglaube erst aus dem 17. Jh. stammt.

In China hingegen ist die 13 nicht negativ belastet, sondern die Zahl Vier. Während im europäischen Kulturraum die Vier eine ordnende Größe ist, schon allein wegen der vier Himmelsrichtungen, fehlt diese Zuordnung in China, denn man hatte fünf Weltrichtungen, nämlich noch die Mitte dazu. Die negative Belastung der Zahl vier (Si) beruht auf dem Gleichklang mit Tod (Si). Deshalb wird sie vermieden, wenn es geht. Ähnlich geht es übrigens mit der Zahl Zehn (ebenfalls Shi), nur nicht im selben Ausmaß. Die Zahl Vier wird so sehr als Unglückszahl empfunden, daß man möglichst in der Gästezahl bei Feiern keine Vier hat, daß man wichtige Unternehmungen nicht an einem Datum mit einer Vier in der Tages- oder Monatszahl hat etc. Produktreihen oder Serienreihen vermeiden die Anfangsziffer 4, nachzuweisen z.B. bei Nokia-Handys und bei der Canon Power Shot G-Serie, und die chinesischen Kampfflugzeuge beginnen entsprechend mit der Zählung "Shenyang J-5".

Beispiel eines Hotelgrundrisses in Guilin (Guilin Bravo Hotel): Es gibt keinen vierten und keinen vierzehnten Stock, und es gibt kein einziges Zimmer, dessen Nummer die Zahl "4" enthält, weder Zimmer 04, noch Zimmer 14, noch Zimmer 24. Das Auslassen von "Unglücksstockwerken" kann dazu führen, daß etwa ein Haus mit 70 nummerierten Stockwerken tatsächlich nur 53 Stockwerke hat: 04, 14, 24, 34, 40-49, 54, 64 werden weggelassen, als Entgegenkommen westlichen Geschäftsleuten gegenüber auch die 13. Und ein Haus mit angeblich 50 Stockwerken hat tatsächlich nur 35 physikalische Stockwerke, wenn die 13, die 04, 14, 24, 34 und die 40-49 weggelassen werden.

Und dennoch gibt es Tetraden in China: Die vier Schätze der Kalligraphie sind Tusche, Papier, Pinsel und Reibstein; es gibt die vier Jahreszeiten und traditionell die vier Barbarenvölker, es gibt die sog. vier Bücher (Gespräche des Konfuzius, Buch Menzius, Große Lehre, Innehalten der Mitte). Und im Konfuzianismus gibt es traditionell vier Moralprinzipien, die sog. vier Seile.

Äußerst positiv ist hingegen die Zahl 8 besetzt. Dieser Aberglaube beruht auf dem ähnlichen Klang von Acht (ba) und Wohlstand, Reichtum (fa). Wer also einen geschäftlichen Vertrag am 8. August um acht Uhr morgens unterzeichnet, wird garantiert Erfolg haben. Analog begannen natürlich die Olympischen Sommerspiele in Beijing, also die Eröffnungszeremonien, zu genau dieser Zeit, natürlich im Jahr 2008. Man versucht etwa, Autokennzeichen zu bekommen, die möglichst viele Achten enthalten, und dafür werden sehr hohe Beträge gezahlt. So wurde ein Nummernschild "A88888" in Hangzhou für ca. 164.000 US-Dollar verkauft. Flugnummern mit möglichst vielen Achten werden für die wichtigsten Routen von bzw. zu chinesischen Großstädten gewählt, und Telefonnummern mit vielen Achten sind glückverheißend und werden teuer gehandelt, ebenso Kontonummern. So richtete Nick Leeson, der die Barings-Bank zugrunderichtete, in Singapur ein Konto 88888 zur Verschleierung seiner Verluste ein. Es hat ihm leider nicht geholfen.

Literatur, Links und Quellen:
Chinesische Numerologie: http://en.wikipedia.org/wiki/Numbers_in_Chinese_culture
Tetraphobie:
http://en.wikipedia.org/wiki/Tetraphobia
chinesische Zahlschrift:
http://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Zahlschrift
Franz Carl Endres, Annemarie Schimmel, das Mysterium der Zahl - Zahlensymbolik im Kulturvergleich, Diederichs Gelbe Reihe, Eugen Diederichs Verlag, 4. Auflage 1988, ISBN 3-424-00792-7

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