Bernhard Peter
Datong: Das Shan-Hua-Kloster (1)

Das Shan Hua Kloster (Shan Hua Si) in Datong liegt innerhalb des quadratischen Mauergevierts nahe dem Südtor, links von der zentralen Nord-Süd-Achse. Wegen seiner Lage wird die Anlage auch Nan-Tempel (Süd-Tempel) genannt. Das im Zuge der Altstadtsanierung renovierte Kloster ist in bester Verfassung. Es folgt dem klassischen Aufbau chginesischer buddhistischer Klöster: In Nord-Süd-Ausrichtung mit dem Haupteingang im Süden folgen aufeinander drei mit jeweils einem geschwungenen Holzdach gedeckte Hallen, die von Süden nach Norden immer größer werden. Alle Hallen liegen entlang einer zentralen Achse. Mit vier seitlich angeordneten Gebäuden in bilateraler Symmetrie ergeben sich insgesamt sieben Gebäude, die in der traditionellen Architektur einer solchen Anlage geforderte Anzahl. Der Zugang erfolgt heute durch das sog. Bergtor (Shan Men) im Süden. An die nördliche und an die südliche Halle grenzen jeweils niedrige Hallen und Gänge an und bilden mit den Seitenflügeln ein die idyllische Anlage einfassendes Rechteck. Westlich des Klosters befindet sich eine Gartenanlage mit diversen Pavillons. Die Gründung des Klosters reicht bis ins 8. Jh. zurück, also bis in die Tang-Zeit (618-907). Damals hieß der Bau Kaiyuan-Tempel (Kai Yuan Si), nach der so genannten Periode (713-741 AD). Die Gebäude aus dieser Zeit wurden jedoch gegen Ende der Liao-Dynastie durch kriegerische Einwirkungen zerstört, repariert und im 12. Jh. durch die Jin in größerer Form wieder neugebaut. Stilistisch repräsentieren die Gebäude daher den Stil der Liao-Dynastie (916-1125) und der Jin-Dynastie (1115-1234), die stilistisch im wesentlichen auf der Tang-Architektur aufbauen. Und bei dem Dhan Hua Si handelt es sich um den größten und besterhaltenen Tempel dieses Typs aus dieser Zeit in China. Erst in der Mingzeit, während der erneute Reparaturen und Baumaßnahmen durchgeführt wurden, kam seit 1445 der Name Shan Hua Tempel in Gebrauch.

Blick von der südlichen Stadtmauer das das Shan Hua Kloster. Die drei großen Hallen sind links vorne im Bild die Torhalle, in der Bildmitte die Halle der Drei Heiligen (Sansheng Dian) und rechts hinten im Bild die Haupthalle, der Daxiong Baodian (Da Xiong Bao Dian) oder Mahavira-Halle, das wichtigste Gebäude in einem buddhistischen Tempel.

Torhalle (Tian wang dian, Halle der vier Himmelskönige) von Südsüdwest gesehen. Die Halle stammt aus der Jin-Zeit. Sie ist 5 Kaijian breit und 4 Kaijian tief.

Die groß dimensionierte Torhalle enthält Statuen der vier Himmelskönige aus der Ming-Zeit, vermutlich um 1528 geschaffen. Sie sind damit neuer als die Figuren der dritten und letzten Halle.

Dieser Himmelskönig hält auf seiner Handfläche eine kleine Pagode.

seitliches Nebengebäude an der Ostseite der Anlage

Halle der Drei Heiligen des Huayan-Buddhismus (San sheng dian), von der Torhalle aus gesehen. Sie ist die mittlere der drei großen Hallen. Im Inneren enthält sie eine Figur des Buddha Shakyamuni, rechts und links die Bodhisattvas Manjushri (= Wen-shu, Attribut: Reittier = blauer Löwe) und Samantabhadra (= Pu-xian, Attribut: Reittier = weißer Elephant). Die Figuren sind Ming-zeitlich. Man beachte die besonderen, fächerartigen Dachbalken-Konstruktionen (Dou-gong) an der Längsseite der Halle. Die Halle ist komplett Jin-zeitlich und 5 Kaijian breit und 4 Kaijian tief.

Holzkonstruktion an der Außenwand der Halle der Drei Heiligen (Sansheng Dian).

Halle der Drei Heiligen (Sansheng Dian), Blick von Nordwesten auf die Dachkonstruktion. Alle Hallen sind in einem schlichten, aber wuchtig-monumentalen Stil errichtet worden. Besondere Wirkung entfalten die kreuzweise ineinandergesetzten Aufleger für das ausladende Dach in dichter Reihung entlang der Oberkante der schlichten Außenmauern.

Halle der Drei Heiligen (Sansheng Dian), Firstzierrat

seitliche Nebengebäude an der Ostseite der Anlage

seitliches Nebengebäude an der Ostseite der Anlage. Zwischen zweiter und dritter halle stehen auf beiden Seiten der Anlage diese turmartigen Nebengebäude, und ihre Verbindungswege bilden ein Kreuz im zweiten Hof.

Turm mit zwei hölzernen Dachebenen und umlaufender Galerie an der Westseite der Anlage, vom Garten aus gesehen.

Literatur, Links und Quellen:
Anke Kausch, China, DuMont Kunstreiseführer, 5. Auflage 2008, ISBN 978-3-7701-4313-9, S. 221.
Oliver Fülling, China. Richtig reisen, DuMont Reiseverlag, Ostfildern, Auflage: 2. Auflage 2008, ISBN-10: 3770176235, ISBN-13: 978-3770176236
Hans-Wilm Schütte, Odin Hug: China, Baedeker Allianz Reiseführer, Karl Baedeker Verlag, Ostfildern; 8. Auflage 2009, ISBN-10: 3829711093, ISBN-13: 978-3829711098, S. 205-206. online:
http://books.google.de/books?id=s07rv4m_eV8C&p............=false
Architektur der Liao und der Jin in Datong:
http://www.naun.org/multimedia/NAUN/energyenvironment/17-776.pdf
Architektur der Liao und der Jin in Datong:
http://www.wseas.us/e-library/conferences/2011/Angers/ELA/ELA-26.pdf
Architektur von chinesischen Holzbauten:
http://umrefjournal.um.edu.my/filebank/published_ar......periods.pdf
Denkmäler der Provinz Shanxi:
http://de.wikipedia.org/wiki/Denkm%C3%A4ler_der_Volksrepublik_China_%28Shanxi%29
Shan Hua Tempel:
http://www.travelchinaguide.com/attraction/shanxi/datong/shanhua.htm
Shan Hua Tempel:
http://www.china-tour.cn/Datong/Shanhua-Temple.htm

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