Bernhard
Peter
Das
Wesen des Buddhismus
Der Buddhismus kennt keinen Gott als Zentrum der Verehrung. Buddha ist Lehrer, weder Gott noch Sohn Gottes noch ein Prophet. Buddha ist Vorbild. Seine Schriften sind auch keine Offenbarung, sondern durch eigene Kontemplation gewonnene Einsichten. Im Zentrum des Buddhismus steht die Lehre und nicht die Person Buddhas. Wer der Person Buddha folgt und nicht seine Lehre be-folgt, hat Buddha nicht verstanden.
Der Buddhismus ist unter den Religionen einzigartig, weil er sich nicht auf überirdische Autoritäten beruft. Deshalb wird er sowohl als Religion als auch als Weisheitslehre oder Philosophie gesehen, je nach Richtung. Der Buddhismus konkurriert nicht mit anderen Religionen. Der Buddhismus stellt menschliche Verhaltensregeln auf. Er fordert nicht den Glauben an eine alleinseligmachende Heilslehre. Entsprechend ist dem Buddhismus eine Missionierung auch wesensfremd. Er überläßt es dem einzelnen Menschen, seinen Weg zur Wahrheit zu finden. Wie auch immer, dadurch ist der Buddhismus die toleranteste Weltreligion, wie die Geschichte eindrucksvoll beweist.
Ziel eines Buddhisten ist es, sich vom ewigen Kreislauf des Leidens (Samsara) zu befreien und in den erleuchteten Zustand (Nirvana) einzutreten. Für Buddhisten, die von der Wiedergeburt ausgehen, ist dies auch die Befreiung von dieser.
Eine Kernlehre ist die Lehre von den vier Wahrheiten, die das Wesen des Leidens beschreibt, sowie von dem achtfachen Pfad, der ein Instrument zur Überwindung des Leidens darstellt.
Das Erlösungswerk muß der Einzelne selbst vollbringen, dabei gibt es keine Hilfe von außen. Erlösung findet im Buddhismus statt durch fortschreitende Erkenntnis, durch Erkennen des Kerns der buddhistischen Lehre. Die Erlösung findet nicht durch Gott oder Gottes Sohn oder ein gottähnliches Wesen statt. Die Erlösung erfolgt nicht wie im Christentum von außen als ein Gnadenakt. Durch Erkenntnis und Leben nach den Empfehlungen des Lehrers, durch ethisches Verhalten und die Entwicklung von Mitgefühl und Weisheit erlangt der Mensch nach und nach Befreiung aus der Leidverhaftetheit des Seins.
Im Gegensatz zu den monotheistischen Religionen wie Judentum, Christentum oder Islam wird im Buddhismus kein Glaube erwartet. Der Mensch hat seinen Verstand zur intellektuellen Auseinandersetzung erhalten, nicht zum Glauben. Im Gegenteil Kritik ist dem Fortschreiten auf dem Pfad der Erkenntnis förderlich. Indem der Mensch die Lehre praktiziert, kritisiert er sie gleichzeitig, weil er Schritt für Schritt in sie eindringt und die Übungen, die Buddha als Vorbild lehrte, nachvollzieht. Dabei wird er nach und nach durch eigenes Bemühen frei. Buddha warnte vor blindem Autoritätsglauben und unterstrich die Wichtigkeit der Selbstverantwortung des Menschen. In der Bedeutung der Kritik und der Skepsis gegenüber feststehenden Lehren ist der Buddhismus einzigartig.
Es gibt keinen Bund zwischen Gott und den Menschen, es ist keine Bestätigung dieses Bundes durch Sakramente wie Taufe, Kommunion, Konfirmation oder Firmung wie im Christentum. Es ist auch keine institutionalisierte Kirche wie im Katholizismus vorhanden, die für den Fortbestand ihrer selbst sorgt, indem sie die Gläubigen zur existentiellen Abhängigkeit von ihrer virtuellen Heilsvermittlung erzieht.
Der Buddhismus ist die einzige Religion, deren Endzweck ist, sich selbst überflüssig zu machen. Religion bedeutet Bindung des Menschen oder auch Rückbindung an etwas Absolutes, außerhalb des Menschen Existierendes. Diese Bindung gibt dem Menschen Rückhalt und Existenz. Der Buddhismus bedeutet dabei aber nur Mittel zum Zweck im Moment der Erlösung ist diese Bindung überflüssig, und der Mensch wird auch von der Religion frei.
Es gibt nicht die Gemeinschaft der Gläubigen im Sinne einer Kirche, die den einzelnen in eine Heilsgemeinschaft einbindet und zugleich von seiner Verantwortung befreit. Im Buddhismus ist jeder Einzelne gefordert. Wichtig ist das einzelne Individuum, das die Lehre mit Leben füllt und sie in seinen Alltag integriert.
Vor dem Hintergrund seiner Entstehung ist der Buddhismus in vielen Lehren eine Abkehr vom hinduistischen Brahmanismus. Insbesondere kennt der Buddhismus keine Kasten und keine sozialen Unterschiede.
Der Buddhismus hat keine Dogmen und Gebote lediglich einige Empfehlungen, die immer weniger von Bedeutung sind, je weiter der Anhänger dieses Glaubens in seinen Übungen auf dem Pfad der Erkenntnis voranschreitet.
Der ursprüngliche Buddhismus kennt keine Sakramente, keine Riten, keine Institutionen. Der Einzelne ist ohne mächtige Fürsprecher und Helfer auf sich alleine angewiesen. Der ursprüngliche Buddhismus wird heute am ehesten durch den Theravada-Buddhismus oder den Zen-Buddhismus repräsentiert. Der Mahayana-Buddhismus kennt dagegen weitere Buddhas und Bodhisattvas als Mittler zum Heil (siehe dort).
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