Bernhard Peter
Die Könige des Reiches von Bagan

Bagan – in nur 250 Jahren wurde eine immense Anzahl von Bauwerken errichtet. Noch heute, über 700 Jahre nach dem Untergang des Reiches von Bagan, findet man insgesamt 2230 kartierte Monumente auf 40 km2. Diese Bauwerke und der zugrundeliegende Reichtum sind Zeugen einer beispiellosen Erfolgsgeschichte eines Staatsmodells und zugleich auch seines Zerfalles unter schwachen Herrschern. Im Wesentliches ist Bagans Blüte das Werk von wenigen Königen: Eine Gründungsphase unter den ersten drei bedeutenden Königen geht einher mit einer immensen Bautätigkeit, nach einer politischen Wackelphase folgt erneut eine stabile Zeit, in der die birmanische Kultur von Bagan zu höchster Blüte gebracht wird. In der Spätzeit folgt Verfall bis zur Eroberung durch die Mongolen. Die gleiche Einteilung läßt sich auch in der Architekturgeschichte nachvollziehen – einer schöpferischen Frühphase folgt eine mittlere Blütephase, während in der Spätphase die stilistische Einheitlichkeit verlorengeht und verstärkt Elemente von außen eingebracht werden. Bagan – das ist ein Lehrstück vom kurzen Glanz und schnellen Untergang einer Regionalmacht, des ersten und wichtigsten Reiches der Bamar in Oberbirma.

Nr. Name und Regierungszeit Geschichtliche Ereignisse und Bedeutung
1 Anawrahta

1044-1077

innere Stabilisierung und Vereinigung des Königreiches, große Ausweitung des Machtbereiches, Zusammenfassung der geographischen Regionen Birmas in einem einzigen Königreich, Vereinigung verschiedener Volksgruppen unter einer einheitlichen Regierung, Übertritt des Königs zum Theravada-Buddhismus, Aufbau einer schlagkräftigen Armee, Eroberung Thatons, damit Einläuten einer kulturellen Blüte (religiöse Schriften, Literatur und Künstler als Kriegsbeute, Übernahme des Kulturerbes der Mon), ungeheurer wirtschaftlicher und kultureller Aufschwung, Schaffung der Basis für die glanzvolle Entwicklung des ersten birmanischen Reiches. Mon wurde lingua franca des höfischen und religiösen Lebens, Mon-Schrift und Mon-Sprache beherrschten die Kultur Bagans.

2 Sawlu

1077-1084

Sohn von Nr.1

unbedeutend, fand bei einem Mon-Aufstand den Tod

3 Kyanzittha

1084-1112

Schwiegervater von Nr. 3’s Sohn, Herkunft und Verwandtschaft zu Nr. 2 unklar, gewählt

bewährter Kriegsheld und fähiger Herrscher, sein Ziel war nach der Niederschlagung des Mon-Aufstandes der Ausgleich zwischen beiden Völkern und deren gleichberechtigtes Miteinander im Staate, Heirat einer Mon-Prinzessin aus Bago

4 Alaungsithu

1112-1167

Enkel von Nr. 2 u. 3, wurde von Nr. 5 ermordet

friedliche Regierungszeit, gelehrter Buddhist, eigenständige birmanische Schrift setzt sich durch

5 Narathu

1167-1170

Sohn von Nr. 4

grausamer Despot, ermordet in einer Stammes-Rache

6 Naratheinkha

1170-1173

Sohn von Nr. 5, wurde von Nr. 7 ermordet

unbedeutend

7 Narapatisithu

1173-1210

Bruder von Nr. 6

Wiederherstellung der Stabilität des Staates. Unter seiner Herrschaft entfaltet sich die birmanische Kultur zu höchster Blüte. Das Birmanische ersetzt endgültig die bisher verwendeten Sprachen Pali, Sanskrit und Mon. Ausarbeitung eines gemeinsamen Gesetzbuches für das ganze Reich. Spaltung der buddhistischen Mönchsgemeinde Birmas, die neue Sekte suchte engere Annäherung an Ceylon. Stärkung des singhalesischen Einflusses.

8 Htilominlo

1210-1234

Sohn von Nr. 7

Weiterführung der Politik des Vaters. Schrittweise Rückzug aus der Politik: Ernennung eines Staatsrates aus 5 Ministern, Verzicht des Königs auf das Oberkommando des Heeres, erste Anzeichen einer Schwächung der Dynastie

9 Kyaswa

1234-1250

Sohn von Nr. 8

Verfall des Reiches. Schwacher Herrscher. Erschöpfte Staatskasse, man sah sich genötigt, den Grundbesitz religiöser Stiftungen zurückzufordern. Rückgang des Handels

10 Uzana

1250-1254

Sohn von Nr. 9

Schwacher Herrscher. Weiterer Verfall des Außenhandels und der Staatsmacht.

11 Narathihapati

1254-1287

Sohn von Nr. 10

Bauherr ohne Geld. Umsetzung von Baumaßnahmen mit Zwangsarbeit. Kämpfte mit brutaler Härte gegen den drohenden Zerfall des Reiches. Schwere politische Fehler. Weigerung, Kublai Khan Tribut zu zahlen, Hinrichtung dessen Gesandtschaft. Schwere militärische Niederlage gegen die Mongolen. Flucht und Ermordung des Königs. Mongolen erobern und plündern Bagan.

12 Kyawzwa

1287-1298

Sohn von Nr. 11

Schattenkönig nach dem Fall Bagans, Vasallenkönig der Mongolen

13 Sawhnit

1298-1312

Sohn von Nr. 12

Schattenkönig nach dem Fall Bagans, Vasallenkönig der Mongolen. 1299 Einfall der Shan-Fürsten, zweite und endgültige Zerstörung Bagans, Zerfall des Reiches in zahlreiche Kleinstaaten, davon wurden die wichtigsten Ava, Bago und Rakhine.

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2004 und 2005
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