Bernhard Peter
Sonnenkalender und Mondkalender in Birma

Mondkalender: Das birmanische Volk rechnet nach dem Mondkalender mit 12 Monaten im Jahr. Der Mondkalender beruht auf der Dauer eines Monats, welcher durch die Mondphasen definiert ist. Ein neuer Monat beginnt 1 Tag nach Neumond und endet wieder an Neumond. Ein Jahr hat demnach 354 Tage statt 365.25 des astronomischen Sonnenjahres. Der Ablauf eines Mond-Zyklus benötigt 29,53 Tage. Wegen dieser krummen Zahlen ist ein Ausgleich in Bezug auf das Sonnenjahr nötig (s.u.). Ob und wie der Ausgleich funktioniert, hängt vom Land ab. Ein Mondmonat besteht immer aus zwei Hälften, wobei in Birma die erste Hälfte Lazan genannt wird, die zweite Hälfte Lagweh. Eine Zeitangabe erfolgt also nach dem Schema: Mondmonat – erste oder zweite Hälfte – Tag von 1-14, also „Heute ist Wagaung und der 12. Tag des abnehmenden Mondes.“

Es gibt im allgemeinen mehrere Sorten von Mondkalendern:

Freier Mondkalender: Eine Form des Mondkalenders, bei dem der Verlauf nicht mit dem Sonnenjahr abgeglichen wird. Daher wandern die Jahreszeiten durch das Jahr. Vorkommen: Römer, Islam. Jährliche Verschiebung: 10-12 Tage.
Lunisolarkalender, gebundener Mondkalender: Mondkalender haben meist Monate mit einer Länge von abwechselnd 29 und 30 Tagen, um auf eine durchschnittliche Monatslänge von 29,53 Tagen zu kommen. Ausgleichszeiten dienen der Anpassung des Mondjahres an das Sonnenjahr. Diese Ausgleichzeiten haben die gleiche Funktion wie die Schalttage im Sonnenkalender. Es wird sowohl ein Ausgleichsmonat als auch ein Ausgleichstag benutzt, um das Mondjahr mit dem Sonnenjahr abzugleichen. Der Ausgleichsmonat füllt die Lücke zwischen den zwölf Mondzyklen und dem Sonnenjahr. Vorkommen: Judentum, Chinesischer Kalender, Thailand etc. Wie ausgeglichen wird, hängt vom Land ab:
- In Thailand gibt es neben den Regel-Jahren mit 354 Tagen auch Jahre mit 355 und selten solche mit 384 Tagen.
- In Birma gibt es ein anderes System des zeitlichen Ausgleichs. Das zunehmende Vorauseilen wird immer mal wieder mit einem zweiten Waso-Monat kompensiert (Juni-Juli). Der traditionelle Mondkalender in Birma entspricht also nicht dem im benachbarten Thailand. In Birma gibt es Jahre zu 354, 384 und 385 Tagen.

Der Mondkalender ist besonders wichtig für die Religion, buddhistische Riten sind eng mit der Mondrechnung verknüpft. Besonders am 8. und am 15. Tag eines Mondmonats finden wichtige Zeremonien statt. An diesen heiligen Tagen besuchen viele Menschen Pagoden und Klöster und bringen Gaben wie Blumen, Girlanden, Papierblüten etc.

Es gibt also in Birma 12 Mondmonate, und manchmal zum Ausgleich noch einen zweiten Waso:

Kason (April/Mai)
Nayon (Mai/Juni)
Waso (Juni/Juli)
Wagaung (Juli/August)
Tawthalin (August/September)
Thadingyut (September/Oktober)
Tazaungmon (Oktober/November)
Nadaw (November/Dezember)
Pyatho (Dezember/Januar)
Tabodwe (Januar/Februar)
Tabaung (Februar/März)
Tagu (März-April).

Sonnenkalender: Gebildete Menschen kennen selbstverständlich den Gregorianischen Kalender. Keine Sorge – Hotelbuchungen, Züge, Flüge, Busse – alles folgt dem Sonnenkalender!

Im Sonnenkalender definiert das astronomische Sonnenjahr die Länge eines Kalenderjahres. Seine wesentlichen Charakteristika sind, daß die Jahreszeiten immer in den gleichen Monaten liegen und im Kalender fixiert sind. Die wichtigsten Meßpunkte sind die Tagnachtgleichen und die Sonnenwenden. Die Einteilung des Sonnenkalenders orientiert sich an der Länge des gesamten Jahres. Da das Sonnenjahr nicht genau 365, sondern knapp 365,25 Tage dauert, wird alle 4 Jahre im Februar ein Schalttag eingefügt. Alle 100 Jahre wird der Schalttag ausgelassen, alle 400 gibt es ihn dann doch. So wird sichergestellt, daß das Kalenderjahr dauerhaft mit dem astronomischen Sonnenjahr übereinstimmt.

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