Bernhard Peter
Destillation von Reisschnaps am Inle-See

In einem Dorf auf halbem Weg zwischen Nampan und Sagar besichtigte ich eine Destillerie für Reisschnaps. Gekochter Reis wird in großen glasierten Tonkrügen vergoren, die mit einem Tuch und Bambusspleiß-Schnur verschlossen werden. In der niedrigen Hütte bestand praktisch das ganze rechte Ende nur aus Lagerfläche für gärende Krüge mit Reis in mehreren Reihen. Direkt davor sind vier Destillen parallel zueinander aufgebaut, links vom Eingang ist der Lebensbereich der Familie mit Verkostungstischchen.

Die Destillationsblase ist ein bauchiger Metalltopf, ca. 50-60 cm im Durchmesser, mit Deckel. Im Deckel steckt ein senkrechtes Rohr. Alle Ritzen und Fugen sind mit einer teigigen Masse abgedichtet, das Material ist die Pampe, die nach dem Fermentieren als Rückstand verbleibt. Durch das Erhitzen wird die Masse ziemlich hart und verschließt wirkungsvoll die Fugen des Apparates. Der Destillationskolben ruht in einem aus Lehm gemauerten, dreiseitig geschlossenen Unterbau, der vorne direkt befeuert wird.

Das Steigrohr mündet in einem ca. 2 m langen, leicht schräg ausgerichteten Bambusrohr, dessen Segmentböden vorher säuberlich ausgebohrt wurden. Dieses lange Rohr ist ungekühlt. Der interessanteste Teil ist das Kühlsystem am Ende der Anlage: Eine speziell gefertigte Tonschüssel mit doppelter Wandung ist mit Wasser gefüllt. Zugang zum Spalt zwischen Innen- und Außenwand geben zwei Ansätze: Ein rohrförmiger Ansatz mit großem Durchmesser nimmt das Kondensationsrohr aus Bambus auf, an der gegenüberliegenden Seite ist ein kleiner Stutzen, aus dem heraus der fertige Reisschnaps in eine Auffangschale tropft.

Es werden nur zwei Fraktionen genommen, eine erste von höherer Qualität mit 50-60% Ethanolgehalt und eine zweite, billigere d. h. wäßrigere.

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2004 und 2005
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