Bernhard
Peter
Zum
Allerheiligsten nur barfuß
Im Gegensatz zu Thailand,
wo man die Schule erst an der Treppe vor dem Betreten eines Bot
oder Viharn auszieht, im Hofe eines Tempels aber mit Schuhen
herumläuft, gilt in Birma im gesamten Tempel die Pflicht zum
Barfußlaufen. Die Ehrfurcht vor Buddha gebietet es, ab
Tempeleingang oder Treppenaufgang die Schuhe auszuziehen, das
gleiche gilt für Klöster.
Bei heute noch in
Benutzung befindlichen und gepflegten Tempeln ist das auch gar
kein Problem. Meist werden die gekachelten Höfe mehrmals
täglich mit einem Besen gefegt, außerdem hat der ein oder
andere Monsunsturm den letzten Dreck weggeschwemmt. Vielmehr kann
ein sonniger Tag in der Shwedagon zum einer für Einheimische
belustigenden Fortbewegungsart führen weiße Kacheln sind
ok, aber auf schwarzen Kacheln fühlt man sich wie ein Huhn auf
einer heißen Herdplatte!
Aber auch in den
historischen Monumenten von Bagan wird verlangt, daß man sie
barfuß betritt. Sobald andere Menschen zugegen sind, sollte man
sich auch tunlichst daran halten, natürlich um die religiösen
Empfindungen der Menschen zu ehren, aber auch, weil es sonst bald
ein fürchterliches Gezeter alter Weiber gibt, selbsternannter
Tempelwächterinnen, wenn man mit Schuhen im Tempel erwischt
wird.
Eigentlich hat man aber
gar keine Lust, alle Tempel von Bagan barfuß zu betreten, und
das aus mehreren Gründen:
- Die Treppen im Innern der Mauern sind
dunkel und oft halsbrecherisch steil, Stufen sind
manchmal sehr ausgetreten. Hier hilft nur äußerste
Vorsicht und eine gute Taschenlampe gegen einen
Fehltritt.
- Abgelegenere Tempel werden im
Erdgeschoß gerne von Schafen als Unterstand genutzt
mit dem entsprechenden Stall-Ambiente voller
Schafskot. Pfui Teufel!
- Hunde flüchten sich im Regen in die
trockenen Hallen. Ergebnis: Kot hier und da. Bloß nicht
an Spulwürmer und Hakenwürmer denken.
- Dagegen sind tote Fledermäuse und
Mäuse oder ab und zu mal ein Kleintiergerippe noch
harmlos. Die ekligste Pagode hatte ich in Sagar
der Boden war über und über mit Fledermauskot bedeckt
und stank bestialisch. Echt fein fürs
Barfußlaufen!
- Hirten rotzen selbst ihren roten
Betelsaft in die Räume der Tempel.
- In Gu-byauk-gyi (Wet-ky-in) sah ich
außen eine flinke grüne Viper rückwärts zwischen den
Ziegelsteinen verschwinden, in denselben Pahto, in dem
ich gerade vorher im Dunkeln die Treppen hoch und runter
bin.
Jedem sei anheimgestellt,
selbst sein persönliches Gleichgewicht zwischen Ehrfurcht und
Risiko zu finden, aber ich möchte folgenden Kompromiß anregen:
- Lebendige Pagoden wie die Shwezigon in
Bagan oder die Shwedagon in Jangon sind ohne jedes Risiko
barfuß zu betreten, ebenfalls die touristisch gut
frequentierten Pagoden in Bagan wie der Ananda, der
Thatbyinnyu etc. Dabei sollte man sich aber auf den
gefliesten Flächen bewegen.
- Das Besteigen massiver Zedis außen
ist in der Regel o.k.
- Abgelegene und stark verschmutzte
Tempel: Wenn Leute anwesend sind, Außenbesichtigung und
warten. Wenn keine Leute da sind, nun ja, was wohl?
Besonders günstig ist der Besuch der Tempel zu
ungewöhnlichen Zeiten, also ganz früh morgens oder kurz
vor Sonnenuntergang, oder sich bei schlechtem Wetter
über einsame Tempel freuen. Als ich in Bagan war, hatte
es manchmal wie aus Eimern geschüttet man konnte
sich an den Tempeln fühlen wie der erste Entdecker und
brauchte an abgelegenen Tempeln niemandem Rechenschaft
ablegen.
- Wenn trotz allem die Neugier größer
ist als die Vorsicht, gute Taschenlampe mitnehmen,
feuchtes Handtuch immer in einer Plastiktüte dabei haben
zum Füßeabwischen danach und nach der Rückkehr
verstärkt darauf achten (Stuhluntersuchung), ob
eventuell eine Wurmkur nötig ist.
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Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2004 und 2005
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