Bernhard Peter
Rund ums Geld in Birma

Währung:
Es gibt in Birma drei Währungen: Kyat (gesprochen Tschät), FEC (Foreign Exchange Certificates) und Dollar. Welche Währung verwendet wird, hängt vom Preis ab: Unter 1000 Kyats zahlt man in Kyat, darüber in Dollar.
Welche Währung verwendet wird, hängt auch von der Art des Geschäftes ab: Hotels, Eintrittsgelder, Flüge und teure Restaurants bezahlt man grundsätzlich in Dollar, auf dem Markt und in einfachen Guesthouses zahlt man in Kyats. Preisangaben wie 1 $ 200 Kts sind keine Seltenheit.
Man kann eigentlich immer problemlos in Dollar bezahlen, bekommt aber oft Kyats heraus.

Einen Zwangsumtausch gibt es entgegen anderslautender Informationen auch für Individualtouristen 2004 nicht mehr. Manchmal kann es in abgelegenen Gebieten vorkommen, daß einem als Wechselgeld noch FEC (Foreign Exchange Certificate) angeboten werden – sie sind immer noch gültiges Zahlungsmittel, allerdings wird man sie weder auf dem Markt noch im Hotel noch im Restaurant wieder los – nur staatliche Stellen (Eintritte oder Zone Fees) sind verpflichtet, sie anzunehmen.

Die Sehnsucht des Staates nach Dollar ist groß: Eintrittsgelder an staatlichen Erhebungsstellen können ausschließlich in Dollar bezahlt werden. Für jede größere Stadt außer Jangon muß ein Zone Fee gekauft werden, so für Mandalay (mit Amarapura, Inwa), für Bago, für Bagan u.ä. Alles kostet 10 Dollar – die erwähnten Zone Fees, die Flughafengebühr bei der Ausreise etc.

Plastikgeld spielt keine Rolle. Da Birma unter einem Wirtschaftsboykott leidet, ist auch die Abrechnung über viele in den USA ansässige Kreditkartenunternehmen nicht möglich. Nur große Hotels ermöglichen eine Bezahlung über Visa z. B., American Express ist auch dort so gut wie unbrauchbar. Wenn man dagegen übers Internet Unterkünfte vorausbucht, ist eine Abwicklung über Kreditkarte die Regel, die Agenturen haben ihren Firmensitz auch nicht in Birma!

Traveller Cheques sind nicht wirklich hilfreich. American Expreß-TCs – siehe oben. Große Hotels nehmen manchmal TCs an, man kann sich aber nicht darauf verlassen.

Geld:
Münzen zu Kyats und Pyas gibt es theoretisch, aber außer in den Opferstöcken der Tempel liegend wird der Tourist diese höchstens auf dem Markt zum Verkauf angeboten zu Gesicht bekommen.
Scheine sind üblich zu 1000, 500, 200, 100, 50, 20, 10, 5 Kyats. Da 1000 Kyats aber 1 Dollar entsprechen, trägt man ziemlich dicke Bündel mit sich herum, die in keine Brieftasche passen.
Je kleiner die Nennwerte von Kyat-Geldscheinen, desto eher haben die Scheine, insbesondere zur Regenzeit, die Konsistenz von braunem Papierschlamm. Zum Bezahlen sind die ekligen Lappen häufig unbrauchbar – aber lohnt Aufregen bei einem Wert von wenigen Cent, wenn man sie als Wechselgeld bekommt? Mein Tip: In der nächsten Pagode ab damit in den Opferstock!
Zum Zahlen sollte man Dollars in kleiner Stückelung mitnehmen, denn überall herrscht Bargeldknappheit. Selbst auf einen Fünfdollarschein können Menschen manchmal nicht herausgeben und sind lange unterwegs, bis sie ihn kleingewechselt haben.

Alte Scheine:
Die früher in Gebrauch befindlichen „krummen“ Scheine (15, 25, 35, 45, 75, 90 Kyats) bekommt man nicht mehr zu Gesicht (außer als Sammlerstücke auf dem Bogyoke Aung San Market). General Ne Win erschuf einst ein System mit 45-Kyat und 90-Kyat-Scheinen – wegen der Glückszahl Neun. Das System wurde aber abgeschafft zugunsten des Dezimalsystems. Zweimal wurden in Birma alte Stückelungssysteme abgeschafft, indem die alten Scheine über Nacht für wertlos (!) erklärt wurden, einmal in den Sechzigerjahren, das andere Mal 1987. Wertlos heißt, daß kein Umtausch erfolgte. Die alten 1- und 5-Kyat-Scheine sind aber weiterhin gültig, sie sind zu erkennen an der Abbildung militärischer Persönlichkeiten im Gegensatz zu den neuen Scheinen mit dem charakteristischen Wächterlöwen, einem Tschin-de.

Einfuhr/Ausfuhr:
Ein- und Ausfuhr von Kyats ist strengstens verboten. Kontrollieren tut dies allerdings niemand. Am Flughafen in Jangon habe ich nur äußerst gelangweilte Beamte getroffen, die sich schon durch die Pflicht zum Aufdrücken des Ausreisestempels empfindlich in ihrer Morgenruhe gestört sahen und das Gepäck keines Blickes würdigten.
Wenn man mehr als 2000 Dollar (oder Gegenwert, z. B. in TC) einführt, darf man das zwar, muß sie aber in einem gesonderten Formblatt deklarieren. Ob man das im Falle des Falles aber tatsächlich tut, sollte man sich gründlich überlegen, denn man muß unter Umständen bei der Ausreise jede Ausgabe und jeden Umtausch mittels Quittung nachweisen. Was ist dann mit dem Schwarzmarkt-Geldwechsel? Was ist mit Andenken, auf die man keine Aufmerksamkeit lenken möchte?

Umtausch:
Die Beschaffung einheimischer Währung sollte auf keinen Fall schon am Flughafen erfolgen. Dort ist der Dollarwechselkurs nur 1:400. Also den Schwarzmarkt ausfindig machen: Irgendwo an der Sule-Pagode ein paar Leute ansprechen, die einen in abseits gelegene Strassen geleiten, dort trifft man durch die Vermittlung des Ansprechpartners z. B. in einem 2 Quadratmeter großen Laden den Geldboten, mit dem man den Kurs aushandelt, der läuft daraufhin zum Chef und holt Geld, das zählt man in einem abgelegenem Hinterhof nach, während das Gegenüber zwischen dunkelroten Zahnlücken sein Betel kaut und nebendran auf den Boden rotzt, während sich die Hunde und Kinder im Müll balgen und vier Leute versuchen, einem ein Taxi aufzuschwatzen. Aber insgesamt kann man dort zufrieden sein mit einem Kurs von 1:1000 für Dollar und 1:1100 für Euro!
Euros können in Jangon problemlos bei den Geldwechslern an der Sule-Pagode oder im Bogyoke Aung San Market getauscht werden. Die Beliebtheit der Währungen richtet sich auch nach den Kurserwartungen für die nächsten Tage. Der offizielle Wechselkurs zum Dollar ist übrigens mit 1: 6.25 recht phantasievoll und entspricht wohl eher Wunschdenken.
Der Kurs von Dollar oder Euro hängt von vielen Dingen ab:

Fazit: Das Meiste macht man aus seinem Geld, wenn man in Jangon auf dem Schwarzmarkt große Scheine in druckfrischem Zustand in einer Währung umtauscht, die demnächst steigen wird.

Nachzählen ist beim Schwarzmarkttausch unheimlich wichtig! Und zwar richtig mit viel Zeit. Achtung Trick: Person 1 begleitet einen zu Peron 2, die dann das Geld aushändigt. Person 1 fordert einen auf, richtig nachzuzählen. Ein paar Scheine fehlen, Person 1 unterstützt einen vehement in der Forderung der restlichen Scheine, gemeinsam bearbeitet man Person 2, natürlich bekommt man dann die fehlenden Scheine. Wenn es einem nicht der Anstand gleich sagt, Person 1 einen Teil der fehlenden Scheine als Belohnung zu überlassen, wird man höflichst darauf hingewiesen, daß man ohne sein Eingreifen einen viel größeren Schaden hätte. Deshalb: Sofort nachzählen!

Trinkgeld:
Es ist in Birma kein Trinkgeld üblich! Weder der Taxifahrer noch die Bedienung im indischen Imbiß erwartet Trinkgeld. Sie wären sogar höchst überrascht und verwirrt, wenn man ihnen welches anböte. Eine Ausnahme gibt es: Sobald einem die Rechnung auf einem Teller oder in einer Mappe präsentiert wird, was sowieso nur in teuren Restaurants und Hotels üblich ist, dann wird Trinkgeld erwartet.

Ehrlichkeit und Handeln:
Handeln ist weniger üblich als in den Nachbarländern. Eigentlich wird nur auf dem Markt gefeilscht, ein bißchen Spielraum ist auch bei Taxifahrern. Mehr als in Thailand wird ein gewisses Preisniveau gefordert und auch eingehalten. Das Gegenüber nennt nicht irgendeinen Phantasiepreis, sondern macht ein faires Angebot, und ein Nein ist meistens auch ein Nein. Wenn man einen Preis ablehnt, läuft einem auch niemand hinterher. Selten sind mir unangemessen hohe Forderungen begegnet, Fairneß scheint in Birma in Geschäftsbeziehungen noch eine größere Rolle zu spielen als im benachbarten Thailand. Und falls einen ein Händler mit „Cheap, cheap, first customer“ umgarnt, sollte man schleunigst das Weite suchen und einen Händler mit besseren Umgangsformen suchen – es gibt sie zuhauf. In Gelddingen kann man den Birmanen in den allermeisten Dingen vertrauen. Wenn ich mal aufgrund eines Mißverständnisses zu viel bezahlt hatte, dann habe ich unter großem verlegenen Gelächter den Überschuß zurückbekommen, nie hat mich jemand beim Einkaufen oder Bezahlen wirklich beschissen. Die Birmanen sind ehrlich, Wechselgeld stimmt grundsätzlich, man könnte in einem indischen Imbiß in Jangon downtown ein Bündel Geldscheine auf den Tisch offen neben seine Tasche legen und aufs Klo gehen, ohne daß danach etwas fehlte. Und das kann ich nur von wenigen Ländern sagen, noch nicht einmal von Deutschland!

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© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2004 und 2005
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