Bernhard Peter
Herstellung von Cheroot-Zigarren am Inle-See

Im Dorf Sagar (Samkar, Samka) im Pa-O-Gebiet südlich des Inle-Sees sind einige Gehöfte auf das Verbereiten der Cheroot-Blätter (tha-na-phet-Blätter) spezialisiert. Ums Haus herum sind Plantagen des Cheroot-Baumes, er hat große Blätter ähnlich denen eines Haselnuß-Strauches. Die ganze Sorge der Bauern ist natürlich, Fraßschädlinge fernzuhalten, macht doch auch nur ein einziges Loch das Blatt unbrauchbar. Nach der Ernte werden die Blätter speziell getrocknet. In einem offenen Schuppen neben dem Haus ist ein langgestreckter flacher Ofen eingebaut. Direkt über dem Erdboden ist die Feueröffnung, wo Äste hineingeschoben werden. Die Decke des Ofens ist sehr massiv, das Feuer glüht nur leicht, die Blätter sollen ja nur trocknen und nicht verkohlen. Auf der flachen Oberseite des Ofens befinden sich in zwei parallelen Siebener-Reihen insgesamt 14 Mulden, eingelassene Metallpfannen geringer Wölbung. Die Blätter werden nun überlappend im Kreis in diese Pfannen gelegt, darüber wird ein Handtuch gefaltet, und obenauf kommt ein flacher Flechtkorb, der in seiner flachen Form genau zur Wölbung der Pfanne paßt. Die Korbschale ist zur Beschwerung mit lauter Kieselsteinen gefüllt. So verbleiben die Blätter für ein paar Stunden eingepreßt in der Wärme, bis sie trocken sind und eine glatte, fast pergamentartige Oberfläche haben, ohne jedoch brüchig zu sein. Die Blätter müssen auch noch grün mit allenfalls leichter Braunfärbung sein. Es ist ein mühsames und wenig lukratives Geschäft – 4 Pfund Blätter erzielen nur 1000 Kyats (1 US$), was bei den Kosten für Feuerholz und Diesel für den Transport über den See nur eine minimale Gewinnspanne läßt.

In den Pfahlbauhäusern im Inle-See werden die Cheroot-Zigarren dann gefertigt. In einem Raum sitzen 4 Mädchen am Boden und eine ältere Frau, vor sich hat jede eine weite geflochtene Schale mit Tabakteilchen und einer Vielfalt von Utensilien. Haupthandwerkszeug ist ein gespaltenes Rundholz mit einer darum gewickelten Plastikfolie. Diese wird leicht angeschürzt, in die Rille wird die Tabakmischung gefüllt. Es ist kein 100%iger Tabak, aromatische Zusätze sind auch dabei. Der Tabak kann z. B. mit Stückchen duftender Hölzer, Tamarinde, süssenden Zusätzen wie Palmzucker u.v.a.m. aromatisiert werden. Mit Hilfe eines Holzstabes als Maß wird die Füllhöhe bemessen. An das körperzugewandte Ende kommt der „Filter“: Das ist erst einmal eine lange Stange aus fest gerollten Maisblättern, eingerollt in eine Lage Zeitungspapier. Die Cheroot-Blätter werden überlappend gerollt aufbewahrt, so daß man aus der Rolle nur ein Blatt herauszuziehen braucht, das schon gleich das richtige Bestreben hat, wieder in gerollte Form zurückzuschnellen. Ein solches Blatt wird nun in den Rollstab eingelegt, das Ende wird umgeknickt, zwei flinke Handbewegungen, fertig ist die Zigarre. Jetzt wird die Außenkante mit einer Schere begradigt und mit einem Pinsel mit Klebstoff aus einem großen Glas bestrichen und festgedrückt. Die Spitze ist durch das Umlegen des Blattes verschlossen, am anderen Ende wird der Filter mit einer Schere bündig abgeschlossen. Pro Tag schafft ein Mädchen ca. 1000 Cheroot-Zigarren.

Andere Artikel über Birma lesen
Andere Reiseberichte lesen
Home

© Text, Graphik und Photos: Bernhard Peter 2004 und 2005
Impressum